Jahrelang herrschte in der Formel 1 traditionell die größte Rivalität zwischen Ferrari und McLaren. Doch im Moment deuten viele Vorzeichen darauf hin, dass dieses Duell sein Standing schon bald an den Zwist zwischen Red Bull und Mercedes abgeben könnte. Bereits seit Wochen schwelt der Streit zwischen Fuschl und Stuttgart, zwischen Milton Keynes und Brackley. Sollten die Silberpfeile den Turbo-Umbruch 2014 positiv nützen und mit einem branchenführenden Aggregat aufwarten können, dürften sich die zwei Teams auch auf der Rennstrecke bald näher kommen als es dieser Tage der Fall ist. Momentan läuft das Gefecht aber vornehmlich verbal ab - noch. Dass die in erster Linie österreichischen Machthaber und Wortführer in beiden Lagern seit jeher keine Freunde von leisten Tönen waren, sorgte dabei schon einmal für sich allein für eine Menge medialen Wirbel.

Das Fass endgültig zum Überlaufen brachte dann aber Mercedes' Test mit Pirelli, das anschließende FIA-Tribunal und gleichsam das Auftreten des eigentlich unbeteiligten Red-Bull-Teams bei diesem. Bereits zum Beginn des Großbritannien-Wochenendes, dem ersten der F1 seit dem FIA-Urteil von Paris, hatte Toto Wolff, seines Zeichens Motorsportverantwortlicher bei den Silbernen, eine Kampfansage in Richtung Red Bull verlautbaren lassen und klargemacht, dass man es auf Dauer nicht akzeptieren werde, dass einem als großer Automobilkonzern mit vielen tausend Mitarbeitern ein Getränkehersteller vor der Nase herumfahre. Nun legte Wolff mit Blick auf die Konkurrenz und ihr Verhalten in den letzten Wochen, als Mercedes am Test-Pranger stand, nach.

Zurück zum Klippenspringen?

Mercedes kommt Red Bull augenscheinlich immer näher: Da schaut auch Adrian Newey ganz genau hin, Foto: Sutton
Mercedes kommt Red Bull augenscheinlich immer näher: Da schaut auch Adrian Newey ganz genau hin, Foto: Sutton

"Es gibt für mich eine Grenze und die wurde von Red Bull überschritten", erklärte der 41-Jährige in Silverstone und bezog sich dabei auf Red Bulls Fordern von 162 WM-Zählern Punktabzug für Mercedes. Zuvor hatte das Weltmeisterteam die FIA bereits mit einem umfangreichen Informationskatalog versorgt, was die Gegner beim Test alles hätten lernen können. "Ich habe es im Sport und in meinen 20 Jahren in der Wirtschaft noch nie erlebt, dass jemand so auftritt", kommentierte Wolff die Causa. Dass sich auch Red Bull selbst mit dem aggressiven Herangehen an die Test-Affäre der Konkurrenz keinen Gefallen getan hat und im Zuge dessen medial unter Druck geriet, demonstrierte derweil das Beispiel Helmut Markos. Erst lancierte er die Möglichkeit, dass man ob der milden Bestrafung für derlei Vergehen selbst einen Privattest initiieren könne - anschließend war er darum bemüht, seine Äußerungen wieder in das richtige Licht zu rücken, sprach von einem Witz und einer bewussten Provokation.

Provoziert sah sich der 70-Jährige daraufhin wohl auch von einigen Journalistenkollegen aus Österreich, mit denen Marko nun nicht mehr spricht - sie hatten den Frust Red Bulls über die niedrige Strafe für den Gegner dahingehend kommentiert, dass sich das Unternehmen vielleicht doch lieber wieder auf dem gewohntem Terrain der Extremsportarten, wie etwa dem Klippenspringen, einbringen solle... könne man die Regeln dort doch immerhin selbst machen. Daraus, dass man den Urteilsspruch des Automobilweltverbandes in Bezug auf Mercedes' Vergehen und die 1.000 im Anschluss an den Spanien GP in Barcelona abgespulten Kilometer für viel zu milde erachte, hatte Red Bull zu keiner Zeit einen Hehl gemacht. Mit Nico Rosberg meldete sich nun auch einmal einer der beteiligten Fahrer zu Wort.

Er und Lewis Hamilton waren beim Test am Steuer gesessen, hatte sich in den letzten Wochen mit Äußerungen zur delikaten Angelegenheit aber selbstredend zurückgehalten. Rosberg versicherte nun mit Blick auf die Ausfahrt in Katalonien: "Das war gar kein Test für uns." Gegenüber dem Fokus betonte der Monaco-Sieger: "Jeder im Team war sicher, dass alles mit rechten Dingen zugeht." Auch stand für ihn fest: "Wir konnten dabei null Informationen sammeln und wir konnten gar nichts testen, weil wir für Pirelli nur Blindproben gemacht haben." Der Deutsche blieb bei seinen Aussagen stets sachlich - ein Umgang mit dem Thema, wie er den Verantwortlichen beider Teams vielleicht auch einmal ganz gut tun würde.