Lewis Hamilton hat in der Weltmeisterschaft gegenüber Nico Rosberg die Nase zwar um 15 Punkte vorne, doch zuletzt spielte der Brite bei Mercedes nur mehr die zweite Geige. Rosberg stellte den Silberpfeil in den vergangenen drei Rennen auf die Pole Position und gewann vor zwei Wochen in Monaco den prestigeträchtigsten Grand Prix des Jahres, während Hamilton sich im Fürstentum mit dem undankbaren vierten Platz begnügen musste. Die Reise nach Kanada hat der Brite jedoch mit äußerst guten Erinnerungen im Gepäck angetreten, siegte er auf dem Circuit Gilles Villeneuve doch bereits drei Mal.

Allerdings stellen in Montreal die Bremsen den Schlüssel zum Erfolg dar und genau mit ihnen hatte Hamilton zuletzt seine liebe Not. "Alles dreht sich um das Bremsen", erklärte er. "Es ist einfach mein Gefühl im Auto. Das Auto ist großartig, wie Nico bewiesen hat", äußerte der Brite sich zuversichtlich, schränkte aber ein: "Man muss sich mit dem Wagen einfach eins fühlen und das spüre ich definitiv nicht." Er habe die Erfolge in Kanada vor allem aufgrund später Bremsmanöver gefeiert, doch in diesem Jahr sei er zu ihnen nicht in der Lage, weswegen er nicht zwingend mit einem guten Abschneiden rechne, gab Hamilton zu.

"Seit ich das erste Mal im Alter von fünf Jahren ein Auto gefahren bin, hatte ich noch nie Bremsprobleme", erzählte Hamilton. "Das ist das erste Mal." Auch bei McLaren habe es in derlei Hinsicht keinerlei Schwierigkeiten gegeben. Wie der Brite versicherte, handle es sich jedoch um kein Materialproblem und es sei auch nicht unlösbar. "Wenn man bremst, kommt es einfach auf das Gefühl im Fuß an - auf den Widerstand des Bremspedals und so weiter", schilderte er. Da im Simulator nicht dasselbe Gefühl wie auf der Rennstrecke erzeugbar sei, brauche er einfach mehr Zeit im Silberpfeil, um sich an die Begebenheiten zu gewöhnen, so Hamilton.

Qualifying-Bilanz in Gefahr

Neben seinen drei Siegen hat der Champion von 2008 in Montreal auch drei Pole Positions zu Buche stehen und musste sich noch nie seinem Teamkollegen im Qualifying geschlagen geben - das könnte sich an diesem Wochenende ändern. "Ich war hier immer mit einem Auto stark, in dem ich mich wohlgefühlt habe", erklärte er. "Jetzt habe ich ein Auto, in dem ich mich nicht wirklich wohlfühle, obwohl es ein toller Wagen ist." Trotz all der Widrigkeiten ist der Mercedes-Pilot entschlossen, sich wieder ins Rampenlicht zu fahren und hofft auf einen Aufwärtstrend. "Ich hoffe, ich kann von diesem Wochenende viel Positives mitnehmen", sagte er. "Ich komme äußerst entschlossen hier her, um jedermanns Vertrauen zurückzugewinnen."

Vor der Konkurrenz hat Hamilton jedenfalls keine übermäßig große Angst. "Wir waren in den Longruns so konkurrenzfähig wie alle anderen und ich habe das Gefühl, dass es hier dasselbe sein wird", blickte er auf Monaco zurück. "Es ist definitiv eine Strecke, auf der man überholen kann", nahm der Brite den Circuit Gilles Villeneuve ins Visier. "Ich hoffe, wir machen mit unserer Performance, die wir haben, weiter. Ich bin mir sicher, die Leute werden Updates bringen und bin mir sicher, wir werden auch welche haben", so sein Ausblick. "Ich hoffe, wir können an der Spitze stehen, wie wir es zuletzt getan haben."

Zumindest am Freitag sollte es in Montreal regnen, was Hamilton laut dessen Auskunft in die Karten spielen sollte, da die Bremsen auf einer nassen Strecke nicht so aggressiv belastet werden, wie es normal der Fall ist. "In Melbourne hatte ich keinen guten Run im Regen, aber sonst gab es keine Probleme. In Monaco war es auch ziemlich gut, aber ich hoffe, wir kommen auch im Trockenen zum fahren", meinte der Mercedes-Pilot. "Es gibt keinen Grund, warum wir kein gutes Ergebnis erreichen sollten, auch wenn das Wetter eine Rolle spielen wird."