Hast du nach deinen ersten Führungsrunden in Barcelona das Lachen wieder aus dem Gesicht bekommen?
Esteban Gutierrez: Die Freude war schnell vorbei, als das Rennen beendet war. Ich liebe den Wettkampf und das Fahren und es ist immer schade, wenn es wieder vorbei ist.

Unmittelbar nach dem Rennen warst du aber sehr glücklich...
Esteban Gutierrez: Schon, aber vor allem versuchte ich, ruhig zu bleiben. Es ist immer wichtig, zu wissen, dass noch eine lange Saison mit vielen Rennen bevorsteht. Es war aber auch nicht wirklich ein Gefühl von Glück, sondern vielmehr ein Selbstbewusstseinsschub, denn wenn du etwas erreichen willst und das dann schaffst und ein Ergebnis dasteht, gibt dir das ein starkes Gefühl.

War es ein besonderes Gefühl, das Rennen in Barcelona anzuführen?
Esteban Gutierrez: In Barcelona sind deutlich mehr besondere Dinge passiert als meine Führungsrunden - im Hintergrund. Am Ende des Tages ist aber das Ergebnis das Entscheidende.

Die ersten Punkte sollten nun endlich kommen, oder?
Esteban Gutierrez: Wir müssen im gleichen Rhythmus weitermachen, wie wir das in Barcelona taten. Wenn wir konstant weiterarbeiten, sollte auch das bald gelingen.

In Spanien sammelte der Mexikaner seine ersten Führungsrunden, Foto: Sutton
In Spanien sammelte der Mexikaner seine ersten Führungsrunden, Foto: Sutton

War Barcelona auch deshalb eine Erleichterung, weil die ersten Rennen nicht nach Wunsch verliefen?
Esteban Gutierrez: Sicherlich war es nicht mein Ziel, so in die Weltmeisterschaft zu starten, aber immerhin bin ich noch ein Rookie und daher darf man auch nicht zu viel erwarten. Fehler müssen gemacht werden und solche Situationen sind wichtig. Das heißt aber nicht, dass ich momentan zufrieden bin, aber der Saisonstart war einfach eine Kombination aus verschiedenen Dingen. Es ist wichtig, die richtige Balance zu finden - das braucht Zeit. Glücklicherweise war Barcelona ein Wochenende, an dem das funktionierte. Das war ein guter Schritt. Allerdings nicht nur das Ergebnis, sondern auch mein Gefühl im Auto über das gesamte Wochenende.

Du bestreitest deine erste Saison in der Formel 1. Kannst du ein paar Dinge herausgreifen, die dir als Rookie besonderes schwerfielen?
Esteban Gutierrez: Für mich gibt es keine schwierigen Dinge - ich betrachte nie etwas als Schwierigkeit, sondern immer als Herausforderung. Das Wichtigste als Formel-1-Fahrer ist, dass du akzeptieren musst, dass du sowohl als Pilot als auch als Team nur ein bestimmtes Fenster zur Verfügung hast. Es gilt, daraus das Maximum herauszuholen, das geht aber nur, wenn du akzeptierst, auf welcher Position du dich befindest. Es ist wichtig, sich konstant in diesem Bereich zu bewegen und nicht über das Limit zu gehen - sonst kann man nicht stark sein. Die wirkliche Herausforderung ist, das zu erkennen und von diesem Punkt an stetig Fortschritte zu machen. Aber um das zu verstehen und es dann noch zu akzeptieren, ist eine gewisse Zeit nötig.

Die Gesamtsituation im Team ist sicher auch nicht so, wie ihr euch das vor der Saison ausgerechnet habt?
Esteban Gutierrez: Das ist leider richtig. Wenn du auf höchstem Niveau kämpfst, gehst du manchmal Risiken ein, die auch Fehler bergen können. Allerdings kannst du als Team nur auf diesem Weg lernen und die gesammelten Erfahrungen später anwenden.

Du kennst Sauber schon länger recht gut - bist du mittlerweile gänzlich integriert und fühlst dich komplett heimisch?
Esteban Gutierrez: Ich fühle mich bei Sauber sehr wohl und das Team unterstützt mich gut. Die Kommunikation mit den Ingenieuren, Mechanikern und Monisha Kaltenborn funktioniert einwandfrei - die gesamte Atmosphäre ist positiv. Natürlich wollen wir uns als Team verbessern und dafür ist die gute Stimmung sehr wichtig.

Es scheint, als hättest du eine gute Beziehung zu deinem Teamkollegen Nico Hülkenberg. Hilft er dir?
Esteban Gutierrez: Es ist nicht üblich, dass sich Fahrer untereinander helfen. Ich hatte in meiner gesamten Karriere selten Probleme mit anderen Piloten. Ich versuche immer, fair und gleichzeitig konkurrenzfähig zu sein. Wenn du einen Fehler machst, musst du das akzeptieren und auch dazu stehen. So war es auch in Shanghai mit Adrian Sutil - damals gab es nichts persönlich zu nehmen, denn das wäre der falsche Ansatz.

Esteban Gutierrez und Nico Hülkenberg verstehen sich gut, Foto: Sutton
Esteban Gutierrez und Nico Hülkenberg verstehen sich gut, Foto: Sutton

Ist es für dich etwas Besonderes, gegen Piloten wie Fernando Alonso oder Sebastian Vettel Rennen zu fahren?
Esteban Gutierrez: Es geht darum, dich selbst in einer Position vorzufinden, in der du wirklich mit ihnen kämpfen kannst. Aber letztlich bin ich ein Teil dieser Formel-1-Fahrergruppe. Das musst du ab dem ersten Moment realisieren, um deine Emotionen unter Kontrolle zu behalten und immer fokussiert zu sein.

Fühlst du dich in den Fahrermeetings akzeptiert, oder wirst du eher noch wie der Rookie behandelt?
Esteban Gutierrez: In den Meetings gibt es keinerlei Schwierigkeiten. Ich bin momentan noch in einer Position, in der ich nicht großartig Themen auf die Tagesordnung setzen kann - da fehlt mir im Vergleich zu den anderen noch ein bisschen die Erfahrung. Wenn ich allerdings meine Meinung sage, wird das ohne Schwierigkeiten akzeptiert. Ich habe eine sehr gute Beziehung mit Sebastian Vettel oder Fernando Alonso und verstehe mich auch mit Felipe Massa oder Pedro de la Rosa sehr gut.

Was erwartest du dir in den nächsten fünf oder sechs Rennen, oder auch für die gesamte Saison?
Esteban Gutierrez: Ich versuche immer wieder, keine Erwartungen zu wecken, sondern einfach fokussiert zu sein und das zu tun, war nötig ist, um Konstanz abzuliefern - das will ich erreichen. Ich möchte das Maximum aus dem herausholen, was mir und dem Team zur Verfügung steht.