Verschnaufpause in der Formel 1. Nach vier Rennen in Übersee reist der Tross nach Europa zurück, wo die Saison in zweieinhalb Wochen in Barcelona ihre Fortsetzung findet. Den Teams bietet sich somit Zeit, erste tiefergehende Analysen anzustellen und den Jahresbeginn Revue passieren zu lassen. Durchaus zufrieden kann die rundum erneuerte Mercedes-Mannschaft bilanzieren. Für die Stuttgarter stehen bisweilen zwei Podestplätze sowie zwei Pole Positions zu Buche - ein enormer Fortschritt gegenüber dem Vorjahr.

Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt, denn im Gegensatz zu Lewis Hamilton kam Nico Rosberg noch nicht wirklich auf Touren und auch die Hinterreifen bereiten den Silberpfeilen noch immer massives Kopfzerbrechen. "Jetzt beginnt die spannende Phase", weiß auch Executive Direktor Toto Wolff, der klarstellt: "Wir dürfen in der Entwicklungsgeschwindigkeit keine Fehler machen. Das ist in den letzten Jahren immer wieder passiert."

Laut dem Österreicher befinde sich Mercedes vor dem Europaauftakt an einer ganz kritischen Stelle - nun fällt die Entscheidung, ob die Silberpfeile wirklich in der Lage sein werden, ein ernsthaftes Wort bei der Vergabe des Titels mitzusprechen oder die Konkurrenz wieder einmal die Nase vorne hat. "Schaffen wir es, weiter ein Front-Running-Team zu sein, mit beiden Autos in den Top-6 zu bleiben, oder fallen wir da raus?", erklärte Wolff. Um sich nachhaltig an der Spitze zu etablieren, müsse Mercedes endlich die Reifenperformance verbessern, betonte er.

Brawn soll bleiben

Warum läuft es so viel besser als in der Vorsaison? Laut Wolff sind die Gründe äußerst rationaler Natur. "Im Vorjahr war unser Windkanal gesperrt, musste rekalibriert werden. Die technische Mannschaft wurde getauscht", sagte er gegenüber der Kronen Zeitung. "Jetzt funktioniert das Auto - und jetzt beginnt es, wichtig zu werden." Der Österreicher ist davon überzeugt, dass sich Pirelli bis Barcelona etwas einfallen lassen wird, um die Reifen haltbarer zu machen. Allerdings stehe auch fest: "Der, dessen Auto gerade nicht funktioniert, wird immer motzen. Das ist die Natur des Business. Man muss mit dem, was wir haben, zurechtkommen. Same shit for everybody. Wobei das kein Shit ist, sondern eine hochinteressante Aufgabe."

Obwohl es bei Mercedes also durchaus rund läuft, gibt es auf dem Personalsektor immer wieder Spekulationen. Vor allem Teamchef Ross Brawn wird als möglicher Abgang gehandelt, was Wolff jedoch nicht übermäßig freuen würde. "Ich wäre in Narr, wenn ich an ihm zweifeln würde. Aber den größten Anteil, den ich mir nehme, ist, darauf hinzuwirken, dass jeder seine bestmögliche Leistung an der an ihn gestellten Aufgabe bringt", erklärte er. "Ich hoffe, dass er uns erhalten bleibt, aber das muss auch sein Wunsch sein."