In Q3 zählte Sergio Perez am Samstag in Shanghai nach seinem knappen Ausscheiden als Zwölfter im zweiten Segment des Zeittrainings selbst schon zu den Zuschauern. Somit hatte er genügend Zeit, die ein oder andere Beobachtung zu machen und dabei stieß dem Mexikaner das auf, woran sich auch viele Fans an den TV-Bildschirmen und an der Strecke störten: Kurz vor Schluss des Qualifyings, als eigentlich alle auf ein Finale Furioso hofften, waren kaum Autos auf der Strecke. Als sich dann doch ein paar blicken ließen, fuhren einige von diesen nur äußerst langsam um den Kurs oder brachen ihre Runde gar vorzeitig ab. All dies hatte natürlich nur einen Grund: Reifen sparen... in China so weit oben auf der F1-Agenda wie schon lange nicht mehr.

Nicht wenige im Fahrerlager bezeichneten die Auswahl, die Pirelli für dieses Wochenende mitgebracht hat, als gehörigen Griff ins Klo. Perez' Kritik richtete sich allerdings weniger gegen die Gummimischungen selbst als gegen ihre Auswirkungen. "Wir haben heute wieder ein Qualifying gesehen, in dem niemand fährt. Die Leute kommen und zahlen, um dann Autos in der Garage stehen zu sehen?", schüttelte der 23-Jährige beim Anblick der wartenden Zuseher den Kopf. Laut Perez lasse sich die Qualifikation von Shanghai nur mit einem Wort zusammenfassen: "Komisch." Immerhin hätte man sich bei McLaren aber nichts vorzuwerfen. "Alle hier machen den besten Job, den sie machen können", glaubte Perez.

Die glorreichen Sieben gegen den Rest

Scharfer Blick & Angriffslust: Button ist heiß auf den China-Sonntag, Foto: Sutton
Scharfer Blick & Angriffslust: Button ist heiß auf den China-Sonntag, Foto: Sutton

Trotz seines mäßigen Ergebnisses wollte der Mexikaner festhalten: "Ich denke, wir haben heute die richtige Strategie gewählt. Mit weichen Reifen hätten wir uns vielleicht auf P6 qualifizieren können - also haben wir lieber gleich die härtere Mischung genommen." Klar sei mit Bezug auf die Pirelli-Pneus aber auch: "Allgemein sorgen diese Reifen dafür, dass viele Fahrzeuge sehr schnell Schwierigkeiten bekommen. Das ist nicht ideal." In China habe man vor diesem Hintergrund nun quasi eine Spaltung in zwei Lager beobachten können. "Die besten sieben Autos fahren morgen auf weichen Reifen los, dafür werden diese nicht lange halten." Das Ziel des Jungspunds war es, daraus Kapital für sich selbst und McLaren zu schlagen. "Wir müssen einen guten ersten Stint haben und unsere Leistung maximieren", forderte er.

Schwer machen könnte es einem dabei aber der Verkehr im dichten Mittelfeld, der es der Spitze nach Meinung Perez' erleichtern werde, gleich zu Beginn davonzuziehen. "Wir sind das in den Simulationen sehr oft durchgegangen und ja, es besteht definitiv die Möglichkeit", sagte der McLaren-Fahrer mit Blick auf die kniffelige Situation. Genauso glaubte er aber: "Für uns könnte sprechen, dass der Unterschied dann größer ist, wenn die Jungs, die mit der weichen Mischung gestartet sind, wieder die Box verlassen - für sie sollte es schwieriger sein, anschließend Autos zu überholen." Damit könne man das wettmachen, was man in den ersten Runden verliere, hoffte Perez.

Am Sonntag noch höherer Verschleiß?

Teamkollege Jenson Button sah es ähnlich: "Das Positive für uns ist doch, dass es morgen sieben Autos gibt, die sehr bald Schwierigkeiten mit ihren Reifen bekommen werden." Als Achter schickt er sich an, dahinter die Phalanx derer anzuführen, die versuchen, auf der härteren Komponente Boden gutzumachen. Der Weltmeister von 2009 räumte ein: "Dieses Taktieren tut zwar dem Qualifying-Betrieb nicht gerade gut - dem Rennen aber sehr wohl. Ich denke, es wird ein guter Kampf und das lieben wir ja alle." Am Renntag erwartete Button kühlere Temperaturen. "Und der Rennstart ist früher, zudem haben wir mehr Sprit. Das bedeutet, dass der Reifenverschleiß also noch schlimmer werden sollte." Button als erstem hart bereifen Piloten spielte das natürlich in die Karten.

"Ich denke, alle Autos hinter uns werden ebenso auf Primes setzen, denn im Rennen ist der härtere Reifen klar besser. Deswegen war es für uns auch heute schon die beste Option, auf ihn zu setzen", meinte der 33-Jährige. Mit Blick auf die zu erwartende Strategie fügte Button an: "Ich gehe davon aus, dass die meisten Fahrer drei Stopps machen. An vier glaube ich noch nicht, da müsste man schon gravierende Reifenprobleme haben." Er könne jedenfalls volles Rohr attackieren, habe dabei wenig zu verlieren. "Wir haben morgen Autos um uns herum, die um die WM kämpfen - auf uns trifft das im Moment nicht zu, weil wir weit zurückliegen." Trotzdem stehe ihm gleich beim Start ein richtungsweisendes Duell bevor, startet er doch immerhin direkt vor WM-Leader Vettel. "Mit Sebastian auf seinen brandneuen Reifen wird es spannend", rieb er sich beim Gedanken an den Weg in Kurve eins grinsend die Hände.