Das Freie Training in Melbourne brachte ein schwarzes Bild der McLaren-Performance zutage. "Es war ein enttäuschender und harter Tag für das Team", bilanzierte Teamchef Martin Whitmarsh. Nicht nur, dass Jenson Button als bester McLaren-Pilot außerhalb der Top-10 lag, sein Rückstand auf Red Bull betrug mehr als zwei Sekunden. "Uns hat es einfach überall an Grip gefehlt. Wir kämpften mit Übersteuern, es war ein schwacher Start", gab Whitmarsh die Probleme offen zu.

Abgesehen von dem fehlenden Grip bereitet dem Team auch Kopfschmerzen, dass sich Button und Sergio Pérez über die Session hinweg nicht verbessern konnten. "Es ging einfach nicht nach vorne. Das macht uns Sorgen, aber wir werden heute Nacht so lange die Daten analysieren bis wir eine Basis gefunden haben, auf der wir aufbauen können", erklärte Whitmarsh. Dennoch steht er weiterhin hinter der Entscheidung, den MP4-28 komplett neu zu konstruieren anstatt an einer Evolution des Vorgängers zu arbeiten wie viele im Feld.

"Es war eine Entscheidung zu treffen und wir entschieden uns sehr viele Änderungen am Auto vorzunehmen. Es stimmt, dass wir im Moment noch nicht alles verstehen, aber die Saison dauert bis Ende November. Es ist also genug Zeit, um das Auto weiterzuentwickeln und das werden wir tun", betonte Whitmarsh. Dass McLaren während der Saison verbessern kann, hat man schon in der Vergangenheit bewiesen. Diese Tatsache beruhigt auch Whitmarsh. "Klar war das neue Auto ein Risiko, aber das war unsere Entscheidung. Wir werden im Verlauf der Saison sehen, ob es die richtige oder falsche war."

Motorsport-Magazin.com meint: Okay, Rundenzeiten bei Testfahrten oder im Freien Training sind immer mit Vorsicht zu genießen. Doch unabhängig wie viel Sprit McLaren im Vergleich zur Konkurrenz an Bord hatte, ist ein Rückstand von über zwei Sekunden auf die Spitze zu viel. Hinzu kommt, dass der MP4-28 extrem auf die kleinsten Setup-Änderungen reagiert. Ein Problem, vor dem McLaren nicht mehr in PR-Floskeln flüchten kann. Whitmarsh hat Recht, dass McLaren schon öfters bewiesen hat, dass man ein Auto über die Saison hinweg verbessern kann. Doch Fakt ist, dass die Punkte, die man am Anfang der Saison liegen lässt, am Ende für den Titel bitter fehlen. (Kerstin Hasenbichler)