Die Reifen waren bei den Testfahrten das Thema schlechthin. Kaum ein Fahrer kam nach einem Testtag an einem Statement bezüglich des schwarzen Golds vorbei. Das ist auch Gerhard Berger nicht entgangen: "Man hat wirklich schon lange nicht mehr so wenig abschätzten können, wie stark wer ist. Die Teams hatten aber mit den Reifen solche Probleme, dass die guten Autos gar nicht so zur Wirkung gekommen sind", schimpfte der Österreicher. "Es hat sich bei den Tests alles nur noch um das Reifenthema gedreht."

Der zehnfache GP-Sieger fragt sich, warum Pirelli bei der neuen Generation einen so drastischen Weg eingeschlagen hat. "Ich finde das total unverständlich. Pirelli hatte doch letztes Jahr einen durchaus brauchbaren Reifen." Er vermutet dahinter ein bekanntes Spiel: "Vermutlich will man die Show verbessern, indem man für mehr Boxenstopps sorgt." Gerade die Tatsache, dass die Teams viel Geld dafür ausgeben, ihre Boliden für die neue Saison siegfähig zu machen und der Reifen wegen um den verdienten Lohn gebracht werden könnten, missfällt ihm. "Es kann doch nicht sein, dass man im Winter Millionen in den Windkanal und den Motor investiert und dann mit einem Reifen fahren muss, der nicht funktioniert, beziehungsweise, der das Bild verfälscht."

"Wenn das so ist, würde es doch keinen Sinn mehr machen, in die Technik zu investieren. Wenn schlussendlich der Reifenhersteller entscheidet, wer vorne ist", polterte er für den Fall, sollte sich die Situation so dramatisch herausstellen, wie sie sich momentan abzeichnet. "Das ist eine etwas unglückliche Situation", fasste er die Problematik zusammen.

Allerdings wollte der 210-fache GP-Teilnehmer den Teufel noch nicht an die Wand malen und relativierte: "Man muss in der Formel 1 aber immer auch die ersten drei Rennen abwarten, bis man da konkret etwas sagen kann." Zwar sei der Reifen auch in der Vergangenheit schon entscheidend gewesen, aber mit mehreren Herstellern herrschte zumindest ein Wettkampf und somit ein 'echtes Spiel', wie Berger dem Kurier verriet.