Das Schicksal hat es mit Davide Valsecchi nicht ganz so gut gemeint wie mit einigen anderen Piloten aus dem Unterhaus der Formel 1. Der amtierende GP2-Champion blickt sicherlich nicht ganz ohne Neid auf die Arbeitsplätze seiner Kollegen. Aus den Top-6 der GP2-Gesamtwertung sind wohl nur er und James Calado, der ein weiteres Jahr anhängt, ohne Stammcockpit in der Königsklasse geblieben.

Der Sechstplatzierte, Giedo van der Garde, greift für Caterham ins Lenkrad, Max Chilton kam bei Konkurrent Marussia unter, die allem Anschein nach auch Vize-Champion Luiz Razia unter Vertrag genommen haben. Besonders wurmt Valsecchi jedoch, dass der in der Gesamtwertung drittplatzierte Esteban Gutierrez ein Cockpit bei Sauber erhalten hat, also bei einem Team, das Valsecchi als unglaublich bezeichnet.

"Gutierrez hat den Platz bei Sauber erhalten, weil er Mexikaner ist, und Sauber einen großen mexikanischen Sponsor hat. Wenn Sauber einen großen italienischen Sponsor hätte, dann hätten sie vielleicht Valsecchi gewollt, oder nicht?", erklärte er. "Alle haben ihn gepusht, Politiker und so weiter. Jeder wollte einen mexikanischen Fahrer in der Formel 1, in Italien ist das nicht so", bedauerte er.

Alle Augen auf Ferrari gerichtet

Dort ziehe Ferrari das Interesse der Unternehmen auf sich, die dadurch den Blick für italienische Piloten verlieren. "Wenn es einen italienischen Sponsor in der Formel 1 gäbe, dann hätten sie vielleicht gewollt, dass ich fahre", meinte Valsecchi und verdeutlichte, dass ganz Italien - nicht nur er sowie seine Freunde und Familie - darüber klagen, dass es keinen italienischen Fahrer in der Königsklasse gibt. Ohne die nötige Unterstützung aus dem Heimatland sei ein Sprung in die Formel 1 jedoch nicht möglich, betonte Valsecchi.

"In der Theorie haben Fahrer, die auf einem niedrigeren Niveau waren als ich, die hinter mir angekommen sind, ein Cockpit erhalten. Und wo ist der Erste gelandet? Nirgendwo!", stellte er bitter fest. 'Nirgendwo' scheint angesichts seiner Verpflichtung als dritter Fahrer bei Lotus allerdings als überzogen. Im Simulator und dem Vorjahresboliden konnte er bereits wertvolle Erfahrungen sammeln und damit seinem Ziel etwas näher kommen: ein besserer Fahrer zu werden und im nächsten Jahr ein Stammcockpit in der Formel 1 zu erhalten.