Timo Glock befindet sich in einer Übergangsphase, vor ihm liegt eine spannende Herausforderung, hinter ihm eine Laufbahn in der höchsten Klasse, die in seinem Sport zu erreichen ist. Zu so einem Zeitpunkt ist Reflexion angesagt, gleichzeitig will jemand - gerade wenn er Rennfahrer ist - nicht zu lange im Augenblick verharren. Glock nahm sich am Dienstag dennoch die Zeit, um ein wenig darauf zurückzublicken, was er in seiner Formel-1-Zeit erlebt hat und wie gewisse Dinge so kamen, wie sie kamen.

Einer seiner Gedanken kreiste dabei um Marussia und warum es mit dem Team so schwer war, den Sprung nach vorne zu schaffen. Für Glock lag es unter anderem an der nie eingeführten Budgetgrenze. "Der Ansatz eines rein mit CFD [computerisierte Flussdynamik] entwickelten Autos hätte funktionieren können - speziell, wenn die Budgetgrenze gekommen wäre. Aber die kam leider nie. Wir haben dann schnell festgestellt, dass es nur mit CFD nicht funktioniert. Man braucht den Windkanal, um immer wieder Neues zu bringen", sagte Glock .Und weil es nicht klappte, wurde immer wieder umstrukturiert. Erst trennte sich Marussia von CFD-Verfechter Nick Wirth, dann kam Pat Symonds an Bord und schließlich ging man eine Partnerschaft mit McLaren ein.

Budget hätte doppelt so groß sein müssen

Symonds' Beitrag erachtete Glock durchaus als nützlich, da er die richtige Richtung vorgab. Die Kooperation mit McLaren kam aus Glocks Sicht etwas zu spät. "Voriges Jahr haben wir aber schon einen großen Schritt gemacht. Wir haben 1,5 Sekunden gefunden. Um den ganz großen Schritt zu machen, hätten wir meiner Meinung nach aber das doppelte Budget gebraucht. Das hatten wir nie zur Verfügung." Dabei hatte er in der Formel 1 durchaus andere Zeiten erlebt. Als er bei Toyota war, mangelte es nie an Geld und das Team war erfolgreicher, wobei auch dort nie der große Durchbruch gelang und Toyota deswegen nach der Saison 2009 ausstieg. Das machte Glock für Neu-Einsteiger Virgin (später dann Marussia) frei. Der Kulturschock war damals groß.

Timo Glock konzentriert sich nun voll auf die DTM, Foto: BMW
Timo Glock konzentriert sich nun voll auf die DTM, Foto: BMW

"Vorher hatte ich ein paar Mal auf dem Podium gestanden, war echt oft in den Punkten und beim neuen Team fährst du dann um die goldene Ananas. Da sieht man, wer die richtigen Freunde sind, auch von Journalistenseite gab es wenige, die den Weg nach hinten gemacht haben. Aber denjenigen, die ihn gemacht haben, denen war ich sehr dankbar", meinte Glock. Trotz des nicht sehr starken Fahrzeuges gab es ihm dennoch viel, wenn er sah, was er in dem Auto zu leisten vermochte. "Auch wenn du öfter mal einen über den Helm gezogen kriegst oder in Singapur nach zwei Stunden aus dem Auto steigst und weißt, dass du ein sehr, sehr gutes Rennen gefahren bist, es aber eigentlich keinen interessiert, da nimmt man für sich selbst schon viel mit."

Nur kurzer Abschiedsschmerz

So gesehen gibt es trotz des Abschieds von einem Nachzügler-Team durchaus einige Dinge, die Glock in der Formel 1 abgehen werden. Aber generell genoss er einfach die Herausforderung, ein Formel-1-Auto zu fahren, schließlich gibt es keine Rennserie, die darüber steht. "Im Moment freue ich mich aber auf die neue Herausforderung. Der Abschied von Marussia ist mir natürlich schwer gefallen, aber der Schmerz war relativ schnell überwunden, weil ich gewusst habe, dass die Möglichkeit mit BMW in der DTM besteht. Dann habe ich mich stark darauf konzentriert", erzählte Glock. Nun bei BMW in der DTM angekommen, kann er auch darauf bauen, einige der weniger schönen Seiten der Formel 1 nicht mehr mitmachen zu müssen.

So waren die vielen Reisen für den Odenwälder durchaus anstrengend und die viele Zeit auf den Flughäfen wird ihm nicht abgehen. "20 Rennen ziehen die Energie schon ziemlich aus dir raus und in den letzten Jahren wurden es immer mehr Überseerennen. Wenn du ab Singapur nur noch im Flieger unterwegs bist und auch noch zwischendurch zurückfliegst - dazu die Zeitumstellung, obwohl ich da einen guten Rhythmus fand -, wenn man dann nach Hause kommt, trifft einen irgendwann der Hammer. Der Körper nimmt sich dann einfach eine Auszeit, da ist man auch mal zwei Wochen krank."

Daumen drücken für Vettel

Von außen wird Glock die Formel 1 aber gerne noch weiterverfolgen, besonders seinem Landsmann Sebastian Vettel wird er genau auf die Finger schauen. Mit dem Weltmeister hat Glock einen guten Kontakt aufgebaut und will ihm die Daumen drücken. "Ich hatte mit ihm ein paar Mal [über die DTM] gesprochen. Er hat gesagt: 'Ich hoffe, du weißt, auf was du dich einlässt. Wenn du die DTM und die Qualifyings ansiehst, da muss schon immer alles passen.' Aber er hat mir gratuliert und gemeint, dass es zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung war", sagte er. Ob es sie auch bleibt, wollte Glock noch abwarten. Vorerst will er sich jedenfalls auf die DTM und nicht die Formel 1 konzentrieren. "Das wird sehr spannend: Was in den nächsten Jahren passiert, warten wir mal ab."