Ja - die Kür blieb ihm letzten Endes versagt. Dennoch und auch wenn es im Vettel-Land Deutschland wohl viele nur ungern hören wollen: Fernando Alonso hätte den WM-Titel 2012 mehr als nur verdient gehabt. Was der Asturier im F2012 zuweilen zeigte, war ganz einfach Extraklasse. Alonso ist de facto eine fehlerfreie Saison gefahren - das kommt im F1-Kosmos nur alle zehn Jahre einmal vor und wird normalerweise immer auch mit dem Titel belohnt. Vettel und Red Bull muss man so gesehen also ein Lob aussprechen, denn eigentlich war nicht Alonso im unterlegenen Auto der Underdog - der Weltmeister war es gegen den schier übermächtig erscheinenden Scuderia-Star und sein fahrerisches Können.

Alonso war 2012 immer voll im Bilde, Foto: Sutton
Alonso war 2012 immer voll im Bilde, Foto: Sutton

Dass Alonso von den Teamchefs wieder einmal zum besten Piloten der Saison gewählt wurde, darf nicht überraschen - aussagekräftig ist jedoch, dass er diese Abstimmung mit der höchsten jemals erzielen Punktzahl und vor allem auch dem größten Vorsprung auf den Zweitplatzierten gewann. Wenn man sich an Alonso 2012 erinnert, fällt es schwer, die einzelnen Highlights herauszufiltern, war doch die Gesamtleistung ein einziger Höhepunkt ohne Fehl und Tadel. Versucht man es dennoch, sticht die Regenperformance von Malaysia heraus, als er wie aus einer anderen Welt fuhr und der versammelten Elite in manchen Runden bis zu zwei Sekunden abnahm.

Seine erste Runde in Valencia - wohl mit der größte, auf jeden Fall aber der emotionalste Sieg seiner Karriere - war ein Augenschmaus. Von Platz elf raste er zum Triumph vor seinen Landsleuten, anschließend ließen die Freudentränen beim sonst so abgeklärten Doppelweltmeister nur vermuten, was ihm der Erfolg in seiner wirtschaftlich so gebeutelten Heimat bedeutete. Mit der Pole-Position im nassen Silverstone machte er anschließend da weiter, wo er an der Hafenkante aufgehört hatte, ehe in Hockenheim die nächste Demonstration folgte.

Lies der gerade zu Beginn und Ende des Jahres in Sachen Entwicklung mangelhafte Bolide ihn im Stich, holte er trotzdem das Maximum heraus und fuhr taktisch klug in die Punkte. Dieses Kunststück gelang ihm bei 13 Podiumsbesuchen in 18 von 20 Rennen - zweimal hatte der 31-Jährige unverschuldeten Feindkontakt mit den Lotus-Piloten, was ihn letztendlich die Meisterschaft kostete. Lässt er sich von der Ereignissen in Sao Paulo nicht entmutigen und macht 2013 einfach da nahtlos weiter, wo er aufgehört hat, wird auch der Renngott irgendwann ein Einsehen haben und Alonso mit seinem längst überfälligen dritten Titel belohnen.