Die Formula One Management (FOM) zu verstehen, kann eine schwierige Aufgabe sein. Mitten in den vielen Diskussionen um die Frage, ob Sebastian Vettel in Brasilien ein illegales Überholmanöver begangen hat oder nicht, fing der Formel-1-Rechtevermarkter damit an, rigoros alle Videos zum Brasilien Grand Prix auf YouTube sperren zu lassen. Als Inhaber der Rechte für die TV-Übertragungen ist es zwar das gute Recht der FOM, das zu tun, aber besonders viel Weitblick beweist sie damit wahrlich nicht.

Die gesamte F1-Welt diskutiert über die fraglichen Szenen zwischen Sebastian Vettel und Jean-Eric Vergne in Runde vier des Rennens, die Videobeweise sind ein tragendes Element dieser Diskussionen. Statt also die ganze Welt über die Formel 1 diskutieren zu lassen, unterbindet man lieber alles und schaut darauf, dass gelöscht, gelöscht und noch einmal gelöscht wird. Ein guter Dienst an den Fans ist das nicht, egal ob da jetzt Rechteansprüche bestehen oder nicht. Die Anhänger und die Medien wollen diskutieren können, schlimm ist, wenn sie es praktisch nicht dürfen.

Farbenfrohe Diskussionen

Wäre die Farbe der Flagge des Streckenpostens vor Sebastian Vettels Überholmanöver gegen Jean-Eric Vergne in Runde 4 so eindeutig, müssten die Experten und Fans überhaupt nicht über das Thema diskutieren. Grün bedeutet: Vettel darf überholen, weil das zuerst angezeigte Signal gilt; in diesem Fall also die geschwenkte grüne Flagge am Marshall-Posten auf der Geraden vor Kurve 4. Wäre sie gelb, darf Vettel nicht überholen. Da dies augenscheinlich jedoch nicht so schnell geklärt werden konnte, traten die Diskussionen in sämtlichen Medien auf. Ferrari bat die FIA nicht grundlos um eine Klarstellung des Falls.

Es sind die zahlreichen Unklarheiten, die die ganze Angelegenheit äußerst pikant machen. Ferrari hat am Donnerstagmittag eine Klarstellung bei der FIA erbeten. Das bedeutet nicht automatisch, dass das Team überlegt, bis zum Freitag Einspruch einzulegen. Es wäre hier auch unangemessen, Ferrari unlauteres Vorgehen zu unterstellen, denn das Team will zunächst einmal lediglich Klarheit in diesem Fall schaffen. Das sollte sich positiv im Hinblick auf die Zukunft der Formel 1 auswirken, denn allein aufgrund der großflächigen medialen Berichterstattung wird der Weltverband künftig derartige Angelegenheiten nur zu gern vermeiden wollen.