Der Große Preis von Brasilien gilt als eines der unberechenbarsten Rennen der Formel 1. Unvorhersehbare Witterungsbedingungen, enge Auslaufzonen und die hohe Wahrscheinlichkeit von Safety-Car-Phasen machen es nahezu unmöglich, den Rennausgang vorherzusagen. Keine einfache Situation für die Verantwortlichen, insbesondere, weil bei der diesjährigen Ausgabe der Titel in der Fahrer-WM ausgefahren wird.

800 Meter über dem Meeresspiegel

Allein die Strecke besitzt schon reichlich Alleinstellungsmerkmale. Auf einer Höhe von rund 800 Metern über dem Meeresspiegel ist das Autodromo Jose Carlos Pace der am höchsten gelegene Parcours im Rennkalender. Daraus ergibt sich zu annähernd zehn Prozent weniger Luftdruck als bei gewöhnlichen Kursen, wodurch Motorleistung, Abtrieb und Luftwiderstand in etwa gleichem Maße reduziert werden.

Zudem handelt es sich von der Rundenzeit um den kürzesten Umlauf der Saison. Eine schnelle Runde bewältigen die Spitzenpiloten in weniger als 1:12 Minuten. Dadurch werden Qualifying und Rennen zu einer äußerst intensiven Angelegenheit. Darüber hinaus ist die Strecke einer von sechs Kursen im Rennkalender, die gegen den Uhrzeigersinn gefahren werden.

Die Strecke in Interlagos hat ihre Tücken, Foto: Sutton
Die Strecke in Interlagos hat ihre Tücken, Foto: Sutton

Aber nicht nur die Strecke stellt Fahrer und Teams vor eine Herausforderung. Hinzu kommt das ewig unbeständige Wetter, Regenfälle sind im Umkreis von Sao Paulo um diese Jahreszeit keine Seltenheit. Die Regenwahrscheinlichkeit für Samstag und Sonntag wird mit 60 Prozent beziffert.

Vielleicht haben die vielen Unwägbarkeiten Reifenhersteller Pirelli zu der konservativen Reifenauswahl bewogen. Die Teams bekommen für den Brasilien Grand Prix die medium und die harten Pneus zur Verfügung gestellt - im vergangenen Jahr wurden noch die Stärken soft und medium nominiert. Die Auswahl der Pneus gibt den Teams bei der Strategie allerdings reichlich Optionen. Generell gilt eine Einstopp-Strategie als konkurrenzfähig, allerdings eher für Fahrer, die jenseits der Top-10 starten. Der Nachteil: Überholen ist in Interlagos eigentlich kein Problem, auf abbauenden Reifen wird es so schwierig, die Position zu verteidigen.

Ein Stopp oder zwei Stopps?

Die Top-Fahrer haben aller Voraussicht nach die Wahl zwischen zwei verschiedenen Zweistopp-Strategien. Als vielversprechende Variante gilt es, im Qualifying einen Satz der schnelleren medium Reifen zu sparen, damit den zweiten Stint zu absolvieren und im dritten die harten Pneus aufzuschnallen. Zumindest auf dem Papier ist diese Taktik gegenüber der Zweistopp-Strategie zu bevorzugen, bei der der zweite und dritte Stint auf den harten Mischungen absolviert werden. Sie ist die schnellere von beiden und der Fahrer startet den letzten Stint weiter vorne im Feld.

Ausführbar sind aller Wahrscheinlichkeit nach alle drei Strategien. Der Kurs gilt nicht unbedingt als Reifenkiller. Weder der Belag noch die Streckenführung stellen die Reifen vor übermäßige Herausforderungen, zumal die Pneus auf den beiden langen Geraden zusätzlich geschont werden können. Eine mögliche Safety-Car-Phase sollten in den Überlegungen der Teams ebenfalls eine Rolle spielen. Die Wahrscheinlichkeit einer Neutralisationsphase liegt in Brasilien bei 63 Prozent. Ein Boxenstopp könnte in dieser Phase nahezu ohne Zeitverlust bewältigt werden und würde im weiteren Rennverlauf einen strategischen Vorteil bringen.