Vor dem Rennen in Austin hat Ferrari nicht nur das Siegel am Getriebe von Felipe Massas Auto gebrochen, sondern den Fahrer gleich mit dazu. Was Massa schon alles über sich ergehen lassen musste, während seiner Zeit bei den Roten, ist hart an der Grenze. Diese wurde nun endgültig überschritten, denn mit der gewollten Strafversetzung nimmt das Team ihm jegliche Chancen auf den sportlichen Erfolg. "Das Interesse des Teams steht über allem", rechtfertigt Ferrari die Maßnahme, um Fernando Alonso eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen und ihn von der sauberen Seite starten zu lassen.

Aber zählt Massa nicht zum Team? Klar, Ferraris Interesse besteht darin, Alonso zu seinem dritten WM-Titel zu verhelfen und anschließend Profit daraus zu schlagen. Das ist grundsätzlich nachvollziehbar, denn die Scuderia ist ein Wirtschaftsunternehmen und handelt eben in diesem Sinne. Doch ein Alonso allein reicht nicht aus, um Ferrari wieder an die Spitze der Formel 1 zu führen. Im Sinne des Teams? Anscheinend hat der Konstrukteurstitel keinen Wert in Maranello, ansonsten wäre Massas Opfer völlig sinnlos.

Natürlich ist der Fahrertitel mit weitaus mehr Prestige verbunden als die Team-WM und Ferrari handelt zumindest nicht illegal mit dem Siegelbruch. Tricksereien gehören im Sport zur Tagesordnung, doch Ferrari zahlt in den USA einen hohen Preis: Massa dürfte jetzt vollends demoralisiert sein, was sich mit Sicherheit auf seine Leistung auswirkt. Zwar ist eine Trotz-Reaktion nicht ganz unmöglich - 'Euch zeige ich es' - doch wahrscheinlicher ist, dass das Selbstvertrauen des äußerst sensiblen Brasilianers einen weiteren Knacks erlitten hat und ihm das sportliche Genick brechen könnte.

Ist das noch im Interesse des Teams? Oder der Fakt, dass Ferrari mit seiner Aktion kaum schlechtere Werbung für die Formel 1 im wichtigen Wirtschaftsland USA betreiben könnte? Viel Spaß dabei, dieses Handeln den Fans plausibel zu erklären. Egal, wie Alonso im Rennen abschneidet - es wird ein fader Beigeschmack bleiben und Red Bull dürfte sich doppelt ins Fäustchen lachen, wenn Sebastian Vettel in Texas den Titel einsackt.