Wer sein Geld darauf gesetzt hat, dass Sebastian Vettel in Indien auf der Pole Position steht, hat die Wette zwar gewonnen, viel mehr als den Einsatz bekommt er jedoch nicht zurück. Zu eindrucksvoll war die Vorstellung des Red-Bull-Piloten in den drei Freien Trainings, in denen er jeweils die Bestzeit erzielte und so kommt es wenig überraschend, dass Vettel das Feld zum 35. Mal in seiner Karriere in die erste Kurve führen wird. Abgerundet wurde die starke Vorstellung des britisch-österreichischen Rennstalls durch Mark Webbers zweiten Platz, der Vettel im Rennen den Rücken freihalten könnte.

"Die Pace von Red Bull ist hier wirklich stark", zeigte sich Felipe Massa beeindruckt und auch Lewis Hamilton stimmte in den ehrfürchtigen Chor mit ein: "Es ist für mich momentan unmöglich, ihn zu schlagen, sofern er keinen großen Fehler macht", sagte der scheidende McLaren-Star, der sich hinter Vettel und Webber den dritten Platz sicherte, über den Deutschen. "Aber er ist ein zweifacher Champion und macht kaum Fehler."

Fernando Alonso, der die Weltmeisterschaft lange anführte, nun aber gegenüber Vettel ins Hintertreffen geraten ist, wirkte bereits leicht resignierend. "Mehr war nicht drin, im Qualifying ist das im Moment das Maximum", gab der Spanier zu, denn über eine schnelle Runde sei gegen Red Bull derzeit nichts auszurichten, was vor allem jenem Mann geschuldet sei, der den RB8 entworfen hat. "Im Moment kämpfen wir vor allem gegen das Auto von Adrian Newey. Die Red Bulls sind in jedem Rennen Erster und Zweiter. Es ist nicht nur Vettel, sondern auch Webber."

Longruns machen Hoffnung

Hat Red Bull nur geblufft?, Foto: Sutton
Hat Red Bull nur geblufft?, Foto: Sutton

Noch hat die Konkurrenz den Mut jedoch nicht gänzlich verloren, denn in den Trainingssitzungen zeigte sich neben Red Bulls beeindruckender Performance über eine Runde auch, dass die Spitze mit mehr Sprit an Bord deutlich enger zusammenliegt. "Unser Auto ist im Rennen stärker als im Qualifying", bestätigte Massa diese Beobachtung, dem sein Teamchef Stefano Domenicali beipflichtete. "Wir haben gestern gesehen, dass unsere Pace im Rennen sehr vernünftig und gut ist", fand der Italiener.

Während Jenson Button am Freitag nur wenige Runden mit vollem Tank absolvieren konnte und hofft, dennoch die richtigen Änderungen an seinem Wagen vorgenommen zu haben, um Vettel und Webber attackieren zu können, hat sein Teamkollege den Glauben noch nicht aufgegeben, im Land der Tiger eine tragende Rolle spielen zu können. "Wir können sie im Rennen definitiv herausfordern", ließ sich Hamilton eine Kampfansage in Richtung Red Bull entlocken. "Unsere Pace auf den Longruns war in den Trainings gut."

Aber ist Red Bull über die Renndistanz wirklich zu schlagen? Nicht wenige vermuten, dass die Mannschaft von Christian Horner am Freitag mit mehr Sprit an Bord als die Konkurrenz unterwegs war, um noch nicht alle Karten aufzudecken. Diese Überlegung wollte Vettel im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com nicht bestätigen. "Was die Longruns angeht: Ich glaube, dass alle mehr oder weniger das gleiche machen", äußerte der Heppenheimer. "Ob zehn Kilo mehr oder weniger im Tank sind, ist nicht so entscheidend. Ich denke, dass am Freitag alle sehr nah beieinander lagen und mehrere Teams schnell waren", fuhr er fort. "Deshalb sollte das Rennen morgen ziemlich ausgeglichen sein."