Warum wurden Michael Schumacher und Mark Webber bestraft?
Michael Schumacher wurde für das Auffahren auf Jean-Eric Vergne in Kurve 14 bestraft, da er die Bremsleistung seines Boliden bei niedrigerem Grip nach einer Safety-Car-Phase falsch einschätzte, heißt es in der Begründung. Der Fahrer habe zugegeben, dass die Kollision sein Fehler war. Der zunächst von Mercedes geäußerte Verdacht, ein technischer Defekt könnte zu dem Unfall geführt haben, konnte nicht erhärtet werden.

Dass Schumacher in Barcelona bereits in ähnlicher Weise auf Bruno Senna aufgefahren war, bezogen die Stewards in die Urteilsfindung mit ein. Deshalb muss der Mercedes-Pilot beim nächsten Rennen im japanischen Suzuka gleich zehn Plätze weiter hinten starten.

Mark Webber hat sich nach Meinung der Stewards nicht immer an die Streckenbegrenzungen gehalten, Foto: Sutton
Mark Webber hat sich nach Meinung der Stewards nicht immer an die Streckenbegrenzungen gehalten, Foto: Sutton

Mark Webber erhielt von den Stewards eine Strafe aufgebrummt, weil er bei einem Überholvorgang die Strecke verließ und sich dadurch einen Vorteil verschaffte. Der Red-Bull-Pilot war auf diese Weise an Kamui Kobayashi vorbeigegangen. "Ein Fahrer hat die Strecke verlassen, wenn kein Teil des Autos mit der Strecke in Berührung bleibt", so der entsprechende Artikel des sportlichen Reglements. "Wenn ein Auto die Strecke verlässt, darf der Fahrer zurückkehren, allerdings nur, wenn es sicher ist und ohne dass er dabei einen Vorteil daraus zieht."

Die Stewards sahen bei Webber einen Verstoß der Regeln, auch wenn er die Strecke nur geringfügig verließ. Daher verhängten sie nach dem Rennen eine Durchfahrtsstrafe gegen den Australier, wodurch er 20 Sekunden auf seine Rennzeit addiert bekam. Dadurch verlor der Red-Bull-Pilot seinen zehnten Platz und reiste ohne Punkte aus Singapur ab.

Warum erhielt Sebastian Vettel keine Strafe?
In der Safety-Car-Phase beschwerte sich Jenson Button über Sebastian Vettel, der zu heftig verzögert und einen Auffahrunfall riskiert habe. Auch unmittelbar nach dem Rennen sprach Button den Doppelweltmeister auf die Szene an. Schlussendlich wurde der Vorfall zwar von den Rennstewards, die an diesem Wochenende von Allan McNish unterstützt wurden, untersucht, jedoch wurde keine Strafe gegen Vettel ausgesprochen, so dass er seinen Sieg - wenn auch ein wenig verzögert - noch mit dem Team feiern konnte.

Beim Freispruch führten die Stewards an, dass nach eingehenden Analysen der Telemetriedaten kein Fehlverhalten Vettels zu erkennen sei. Dabei habe man Gas- und Bremspedalstellungen sowie Lenkbewegungen von beiden Fahrern untersucht. Außerdem beriefen sie sich auf Artikel 40.31 des sportlichen Reglements, nach dem der Führende die Pace vorgeben darf.

Wie kam Timo Glock auf Rang 12?
Timo Glock fuhr während des Singapur GP von Startposition 20 bis auf Rang zwölf nach vorne und brachte Marussia damit auf den finanziell äußerst wichtigen zehnten Platz in der Herstellerwertung. Dabei wäre das Rennen für den Odenwälder nach 15 Runden beinahe beendet gewesen, als er in Kurve 19 eine Mauer touchierte und dadurch die Spur an der Hinterachse verstellte. "Ich war selbst überrascht, dass ich weiterfahren konnte", gestand Glock gegenüber Motorsport-Magazin.com. Der Deutsche veränderte jedoch seinen Fahrstil und erreichte so das Ziel.

"Ich habe versucht, in den Rechtskurven die Zeit zu holen und in den Linkskurven habe ich versucht, den inneren, rechten Reifen zu schonen, weil er immer am schnellsten nachgelassen hat. Ich habe mich gut darauf eingestellt, viel mit dem Differential gespielt und bin am Ende einen wahnsinnig langen Stint auf dem Prime gefahren", beschrieb er seinen Husarenritt. Ganze 34 Runden, also mehr als die halbe Renndistanz, musste er auf den Pneus am Ende durchhalten, da Marussia aufgrund der Safety-Car-Einsätze auf eine Zwei-Stopp-Strategie umschwenkte.

Der Marussia-Pilot quetschte alles aus seinen Reifen heraus und die Strategie machte sich bezahlt. "Während der Safety-Car-Phasen wusste ich, dass wir wieder eine Chance haben, wenn wir uns ins Feld mischen. Nach der ersten Safety-Car-Phase konnte ich schneller fahren als Heikki [Kovalainen] und am Ende, als er in die Box einbog, wusste ich, dass ich alles aus dem Auto herausquetschen muss, ehe er mit frischen Reifen hinter mir wieder auf die Strecke kam", erläuterte Glock. "Wir waren im Freien Training gut unterwegs, hatten am Samstag etwas Pech, aber dafür das Glück am Sonntag auf unserer Seite", fasste er zusammen und betonte zudem, wie viel das Team in den vergangenen Monaten aufholte. "Es zeigt, dass sich so langsam unsere Arbeit auszahlt."

Warum konnte Button nach der Safety-Car-Phase Vettel nicht mehr angreifen?
Am Ende des ersten Stints war Jenson Button der schnellste Mann im Feld. Der Reifenflüsterer wurde seinem Ruf wieder einmal gerecht. Button schaffte es, die superweichen Pirelli-Pneus mit vollgetanktem Auto so zu behandeln, dass sie länger als bei allen anderen hielten. Deshalb brachen die Rundenzeiten gegen Ende des Stints beim Briten nicht so stark ein wie bei Teamkollege Lewis Hamilton und Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel. Button kam zwei Runden nach seinem Teamkollegen und gar vier Runden nach Vettel an die Box, um sich neue Reifen aufziehen zu lassen.

Wegen der Safety-Car-Phase konnte Button aber seinen Vorteil der deutlich neueren Reifen nicht nutzen. Als in Runde 33 Bernd Mayländer die Führung des Feldes übernahm, nutzte nahezu jeder, der noch an die Box kommen musste, die Gelegenheit, und wechselte ein letztes Mal das schwarze Gold. Somit waren Button und Vettel wieder auf gleich neuen Reifen unterwegs. Weil das Safety Car das Rennen relativ lange anführte und schließlich gleich noch ein zweites Mal wegen der Schumacher-Kollision ausrücken musste, konnten alle Piloten ihre Walzen gut für die Schlussphase konservieren. Button konnte also seinen "Reifenflüsterer-Trumpf" nicht mehr ausspielen.

Dazu kommt, dass im letzten Stint auf den weichen Reifen gefahren wurde. Button hatte das ganze Wochenende mit der Balance auf den gelb gekennzeichneten Pneus zu kämpfen. Die immer leichter werdenden Boliden und das zunehmende Gripniveau der Strecke verschob zusätzlich das Kräfteverhältnis Richtung Red Bull. Somit war Button letztendlich nach dem Restart chancenlos.

Wie kam Sauber doch noch zu einem Punkteergebnis?
Die beiden Sauber-Piloten Kamui Kobayashi und Sergio Perez kamen in Singapur auf den Rängen 13 und 11 ins Ziel - nach Platz zwei durch Perez beim Italien GP eine Enttäuschung. Dennoch ließ das Team nicht die Köpfe hängen. "Ich würde das Singapur-Ergebnis nicht überbewerten, denn wir wussten bereits im Vorfeld, dass diese Strecke zu den schwierigsten der verbleibenden gehören würde", erklärte Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn gegenüber Motorsport-Magazin.com und lobte die kämpferische Leistung ihrer Fahrer.

Diese wurde am Ende doch noch mit einem WM-Punkt belohnt. Mark Webber erhielt nachträglich eine Durchfahrtsstrafe, weil er Kobayashi neben der Strecke überholte. Diese Strafe wurde, wie üblich, in eine 20-Sekunden-Strafe umgewandelt, wodurch der Australier auf Rang elf abrutschte. Position zehn und damit einen Zähler erbte Sauber-Pilot Sergio Perez.

Wieso dauert das Rennen in Singapur so lange und wieso wurden keine 61 Runden gefahren?
Bis zur Siegerehrung mussten sich die Piloten in Singapur lange gedulden, Foto: Sutton

Bis zur Siegerehrung mussten sich die Piloten in Singapur lange gedulden, Foto: Sutton
Ein Formel-1-Rennen wird normalerweise über eine Distanz von knapp über 300 Kilometer ausgetragen. Einzige Ausnahme: Monaco. Der Grand Prix im Fürstentum führt die Piloten nur gut 260 Kilometer durch die Straßenschluchten. Der Grund hierfür ist schlichtweg, dass auf dem Traditionskurs die Durchschnittsgeschwindigkeit so gering ist, dass ein Rennen über die volle Distanz zu lange dauern würde. In diesem Jahr betrug die Rennzeit für die kurze Distanz in Monte Carlo schon über 106 Minuten. Der Stadtkurs in Singapur ist zwar auch ein sehr langsamer Kurs, im Vergleich zum Klassiker jedoch deutlich schneller. Deshalb hat man sich entschieden, die GP-Distanz beim Nachtrennen nicht zu kürzen. Somit werden im Normalfall 61 Runden auf der 5,073 km langen Strecke gefahren, womit sich eine Gesamtstrecke von knapp 310 km ergibt.

Dass beim diesjährigen Grand Prix der Sieger Sebastian Vettel schon nach 59 Runden abgewinkt wurde, hat einen ganz einfachen Grund: Ein Formel-1-Rennen darf vom Start ab nicht länger als 120 Minuten, also zwei Stunden dauern. Dabei wird der richtige Rennstart, nicht der Start in die Einführungsrunde als Referenz genommen. Aufgrund der zwei Safety-Car-Phasen wurde das Rennen dann schließlich nach zwei Stunden und dem Rest der angebrochenen Runde, sprich nach 59 statt 61 Runden, beendet.