Die ersten Tendenzen in der WM zeichnen sich ab, die ersten Gewinner und Verlierer der Saison 2012 stehen bereits fest. Daher beginnt zwangsläufig wieder die Phase, in der auf 24 Cockpits potenzielle 200 Fahrer kommen und sich ein Fahrer gleichzeitig vierteilen müsste, um allen Teamwechsel-Gerüchten gerecht zu werden. Motorsport-Magazin.com hat sich in der "Silly Season" mit den Spekulationen rund um den Fahrermarkt beschäftigt und überlegt, hinter welchen beinahe unterschriftsreifen Verträgen auch wirklich jemals die Tinte trocknen könnte.

Sebastian Vettel und Mark Webber bilden auch 2012 das Red-Bull-Team, Foto: Sutton
Sebastian Vettel und Mark Webber bilden auch 2012 das Red-Bull-Team, Foto: Sutton

Red Bull: Als wohl das einzige Team im Feld haben die Bullen ihre Fahrerpaarung für 2013 bereits in trockenen Tüchern. Sebastian Vettel verlängerte seinen Vertrag bereits vor Titel Nummer zwei bis 2014 und nach langen Spekulationen um die Personalie Mark Webber machte Red Bull den Sack auch beim Australier zu. Damit müssen die jungen Talente, wie beispielsweise Daniel Ricciardo, noch mindestens ein Jahr warten, bis sie ins Weltmeisterteam aufsteigen können.

McLaren: Ein Fahrer fix, einer weit davon entfernt - oder doch nicht? Jenson Button bestätigte bereits 2011, dass er sich langfristig an die Chrompfeile gebunden hat. Eine Aussage, die sich viele McLaren-Fans nun auch von Lewis Hamilton wünschen würden. Der Weltmeister von 2008 ist seit seinem F1-Start in Woking unter Vertrag - ob das so bleibt, ist reine Spekulation. Von Pokalen, die nicht behalten werden dürfen, über die Frage des Gehaltes, gibt es noch etliche Diskussionspunkte, die vor einer Vertragsverlängerung zu klären sind. Damit stehen natürlich bereits zahlreiche virtuelle Kandidaten vor der Werkstür. Von einem Teamtausch Hamilton und Kimi Räikkönen ist die Rede, eine Rückkehr von Heikki Kovalainen, der bereits 2008 und 2009 für McLaren fuhr, ist im Gespräch - sogar die mögliche Verpflichtung von Force-India-Mann Paul di Resta steht im Raum.

Felipe Massas Tage bei Ferrari scheinen gezählt, Foto: Sutton
Felipe Massas Tage bei Ferrari scheinen gezählt, Foto: Sutton

Ferrari: Ferrari, Ferrari und wieder Ferrari. Über kaum ein anderes Team wird in Bezug auf die Fahrer so viel gesprochen. Allerdings natürlich nicht über die Personalie Fernando Alonso, der ohnehin bis 2015 bei der Scuderia unter Vertrag steht. Der heiße Cockpit-Sitz gehört Felipe Massa. Es gilt schon seit längerem als klar, dass der Brasilianer seine letzte Saison bei den Roten bestreitet, wer ihn beerben soll, darüber scheiden sich aber noch die Geister. Vor einigen Wochen wurde über eine Rückkehr von Ferrari-Weltmeister Räikkönen spekuliert...kürzlich kursierten Gerüchte um eine Verpflichtung von Nico Hülkenberg - mit Platz vier in Spa unterstrich er diese Spekulationen: "Ob ich bereit bin, für ein Top-Team zu fahren? Ich sehe keinen Grund, warum nicht", sagte der Deutsche optimistisch. Immer wieder auf der Liste steht auch Adrian Sutil, genau wie Ferrari Driver Academy-Pilot Jules Bianchi, der momentan in der Formel Renault 3.5 startet und als Testfahrer bei Force India fungiert.

Lotus: Bei Lotus ist klar, dass nichts klar ist. Weder Räikkönen noch Romain Grosjean gelten bei den Gerüchteköchen für 2013 als gesetzt, allerdings gab Lotus bereits bei Räikkönens Verpflichtung bekannt, einen Zweijahresvertrag mit dem Iceman unterzeichnet zu haben. Um den Finnen ranken sich die unterschiedlichsten Gerüchte, ist er doch bei McLaren und Ferrari im Gespräch. Grosjean würde sicherlich gerne bleiben, nach seinen zahlreichen Fehltritten und der nun folgenden Rennsperre für Monza stehen Wünsche und Tatsachen aber womöglich auf zwei unterschiedlichen Blättern. Ersatz stünde reichlich in den Startlöchern: Sein Ersatzmann Jerome D'Ambrosio oder auch der ehemalige Toro-Rosso-Pilot und heutigen Pirelli-Testfahrer Jaime Alguersuari. Erst kürzlich kam ein neuer Name auf die lange Liste: Hamilton. Bei Lotus hätte der Brite den Vorteil, nicht erst lange auf Entscheidungen anderer Piloten warten zu müssen, sondern unter Umständen gleich handeln zu können.

Wird Michael Schumacher 2013 noch einen Mercedes pilotieren?, Foto: Sutton
Wird Michael Schumacher 2013 noch einen Mercedes pilotieren?, Foto: Sutton

Mercedes: In kaum einem anderen Team - Ferrari vielleicht ausgenommen - wird seit kurzem so heftig über die Fahrerfrage diskutiert. Während mit Nico Rosberg einer der Piloten gesetzt ist, ranken sich die wildesten Spekulationen um den siebenfachen Weltmeister Michael Schumacher. Mit seiner Entscheidung steht und fällt die gesamte Situation bei den Silberpfeilen. Der Kerpener ist die erste Wahl, doch sollte er sich entscheiden, nach drei Jahren die zweite Formel-1-Karriere zu beenden, muss ein Nachfolger her. Hier kommen wieder die alten Namen ins Spiel: Paul di Resta, der bereits mit Mercedes DTM-Meister wurde, sein Teamkollege Nico Hülkenberg, durch den die 'Deutsche Nationalmannschaft' erhalten bliebe, oder erneut Pirelli-Tester Jaime Alguersuari. Immer heißer werden die Gerüchte um Lewis Hamilton, der mit einem Wechsel zu Mercedes immerhin keine Eingewöhnungszeit in Bezug auf den Motor hätte. Zudem kommt der Name Sam Bird ins Spiel. Der Brite, der 2012 in der World Series by Renault unterwegs ist, durfte den Mercedes bei den Young Driver Tests bereits fahren und hinterließ gute Eindrücke.

Sauber: Wenn es nach dem Schweizer Team geht, sollte die Fahrerpaarung aus Kamui Kobayashi und Sergio Perez bestehen bleiben. Dabei spielen allerdings auch die anderen Teams eine Rolle. Sollte Ferrari den jungen Mexikaner rufen, wird dieser sicher nicht nein sagen. Natürlich hat auch Sauber schon einen Plan-B in der Schublade liegen. So gilt der Finne Kovalainen, der momentan im Caterham das Feld vor sich hertreibt, als einer der Hauptfavoriten auf einen Sitz im weißen Renner. Auch eine Rückkehr von Massa zu Sauber - eventuell im Tausch mit Perez - wäre eine Option. Wenn Geld eine Rolle spielt, kommen auch Pastor Maldonado oder Esteban Gutierrez infrage. Letzterer liegt momentan auf dem vierten Rang der GP2-Wertung und bringt zahlreiche Millionen aus seinem Heimatland Mexiko mit.

Pastor Maldonado glänzt immer wieder durch Fehler - oder durch Öl-Millionen?, Foto: Sutton
Pastor Maldonado glänzt immer wieder durch Fehler - oder durch Öl-Millionen?, Foto: Sutton

Williams: Williams weiß, dass es für 2013 noch nicht sehr viel weiß. Die aktuellen Piloten Pastor Maldonado und Bruno Senna überzeugen durch ihre Leistung nicht übermäßig. Zwar konnte der Venezolaner in Barcelona seinen ersten Formel-1-Sieg feiern, in den vergangenen Rennen glänzte er allerdings eher durch Fehlstarts und zahlreiche Unfälle, die mit Strafen verbunden waren. Setzt der britische Traditionsrennstall weiterhin auf Öl-Millionen, wird Maldonado vermutlich auch im nächsten Jahr im Williams sitzen. Ansonsten könnte Testfahrer Valtteri Bottas sich vielleicht einen Stammplatz sichern, erhält er doch in den meisten ersten Freien Trainings den Vorzug vor Bruno Senna. Eine weitere Kandidatin - wenn auch eher mit Außenseiterchancen - ist Susie Wolff. Die Mercedes-DTM-Pilotin ist Testfahrerin des Grover Teams und die Ehefrau von Mitbesitzer Toto Wolff.

Force India: Das Team rund um Mitbesitzer Vijay Mallya ist nicht unbedingt des eigenen Glückes Schmied, denn zunächst muss die indische Mannschaft warten, ob ihre Fahrerpaarung aus Nico Hülkenberg und Paul di Resta, in der Mallya potenzielle Weltmeister erkennt, bestehen bleibt. Sollte Hülkenberg tatsächlich zu Ferrari und di Resta zu Mercedes wechseln, gilt es eine neue Stammbesetzung zu finden. Potenzielle Kandidaten wären Vitaly Petrov, der allerdings eher knapp bei Kasse ist, oder Jules Bianchi - der momentane Testfahrer des Teams. Das diese Position zu einem Stammcockpit führen kann, bewies bereits Hülkenberg.

Toro Rosso: Wenn es nach den Fahrern geht, ist die Paarung für 2013 bereits fix. "Die Zukunft heißt im nächsten Jahr Toro Rosso", gab Jean-Eric Vergne zu Protokoll. Die Vorzeichen stehen dafür zumindest nicht schlecht, geht es nach Red Bull Teamberater Dr. Helmut Marko: "Im Großen und Ganzen sind wir mit ihm und Daniel Ricciardo ganz zufrieden." Ganz zufrieden war man 2011 aber auch mit Jamie Alguersuari und Sebastien Buemi, die nach der Saison dennoch ihre Koffer packen mussten. Sollte dies erneut geschehen, wäre der Fortschritt durch den Rückschritt denkbar - Sebastien Buemi könnte wieder ein Cockpit bei den kleinen Bullen ergattern. Eine tolle Aufholjagd in der GP3 zeigte Antonio Félix da Costa, der damit auch in den Blickpunkt der Offiziellen rücken könnte, ist er doch Teilnehmer des Red-Bull-Juniorenprogramms.

Geht Heikko Kovalainen zu Sauber, oder bleibt er bei Caterham?, Foto: Sutton
Geht Heikko Kovalainen zu Sauber, oder bleibt er bei Caterham?, Foto: Sutton

Caterham: Eigentlich galt Heikki Kovalainen bei Caterham als gesetzt, bis er nun mit Sauber und teilweise sogar mit seinem ehemaligen Team McLaren in Verbindung gebracht wurde. Der Finne fühlt sich zwar wohl beim Team, dennoch hatte er sich im dritten Jahr zumindest den Anschluss ans Mittelfeld erhofft. Dieser blieb aus und so könnte Kovalainen sich verabschieden. Vitaly Petrov, dem durchaus Potenzial zu bescheinigen ist, könnte Probleme bekommen, da er die Unterstützung der russischen Regierung - und damit eine Stange Geld - verloren hat. Allerdings stehen bereits etliche andere Fahrer in den Startlöchern: Alexander Rossi, der bereits bei den Young Driver Tests für Caterham unterwegs war sowie der Tabellen-Erste respektive Fünfte der GP2, Luiz Razia Guido und van der Garde.

Marussia: Timo Glock ist von Beginn an Teil des ehemaligen Virgin-Teams in der Formel 1 und wird das auch aller Voraussicht nach bleiben. Sein Vertrag wurde zum Deutschland GP 2011 um mehrere Jahre verlängert. Mit seinem Teamkollegen Charles Pic zeigte sich das Team ebenfalls sehr zufrieden, dennoch gilt in Sachen Fahrer nur ein Cockpit als fixiert. Sollte der Franzose 2013 nicht in Diensten von Marussia fahren, wäre aufgrund seiner russischen Herkunft Vitaly Petrov eine Option - das Thema Geld allerdings in Fragezeichen gesetzt.

HRT: Beim spanischen Schlusslicht der Königsklasse ist der Spanier Pedro de la Rosa unter Vertrag - das wird sich vermutlich auch 2013 nicht ändern. Das zweite Cockpit ist allerdings bei weitem noch nicht besetzt. Ob Narain Karthikeyan auch in der kommenden Saison wieder um die rote Laterne kämpfen wird, ist unklar, in Monza testet das Team jedenfalls anderweitig. Im ersten Freien Training wird der chinesische Nachwuchspilot Ma Qing Hua Platz nehmen. Ebenfalls im Gespräch ist der zweite Testfahrer Dani Clos, der sich wie der Tabellenzweite der GP2, Davide Valsecchi Hoffnungen macht. Erneut F1-Luft schnuppern würde auch gerne Königsklassen-Veteran Rubens Barrichello, der kurzzeitig als Ersatz für Romain Grosjean bei Lotus in Monza gehandelt wurde. Vielleicht wird die Sehnsucht so groß, dass er bei HRT anheuert - an Erfahrung wäre das neue Team dann sicherlich nicht mehr zu überbieten.