Sommerpause vorbei - du hast immer gesagt, dass du dich auf die zweite Saisonhälfte besonders freust, weil jetzt die Strecken kommen, auf denen du schon Erfahrung mit einem guten Auto und mit den Pirelli-Reifen hast. Bist du überzeugt, dass dir das hier helfen wird, das gute Wochenende von Ungarn zu wiederholen?
Bruno Senna: Mit Sicherheit. Aber ich will jetzt auch nicht übertreiben und übersteigerte Erwartungen kreieren, dass ich jetzt den Rest der Saison auf einem komplett neuen Performance-Level fahren werde. So ist es auch wieder nicht. Ich bin auch nicht der Einzige, der dazu lernt, das geht anderen genauso. Aber ich habe schon wesentlich bessere Referenzwerte, zum Beispiel auch, wo und wie man DRS und KERS optimal einsetzt. Bis auf Korea, wo ich mich letztes Jahr das ganze Wochenende ziemlich schwer getan habe, denke ich schon, dass ich mit sehr viel Gelassenheit auf die restlichen Strecken kommen kann.

Spa ist auch deine absolute Lieblingsstrecke...
Bruno Senna: Ich war hier auch immer sehr gut, egal in welchem Auto. Ich habe zwar leider nie gewonnen, weil immer irgendwas dazwischen kam, aber ich war oft nahe dran. Es ist eine Strecke, auf der ich mich sehr wohl fühle, im Trockenen genauso wie im Nassen.

Wie wird die Strecke für euer Auto sein?
Bruno Senna: Es ist kein Geheimnis, dass der Williams zuletzt auf Strecken mit maximaler Downforce wie in Barcelona oder Silverstone noch konkurrenzfähiger war. Aber das Team hat sehr stark an der Effizienz des neuen Aeropakets, das wir hier und in Monza einsetzen werden, gearbeitet und sie sind da sehr zuversichtlich. Wenn das passt, dann sollten wir hier genauso konkurrenzfähig sein.

Die harten und die medium Reifen, dazu eher tiefe Temperaturen, könnte das problematisch werden für euch?
Bruno Senna: Wenn es halb nass, halb trocken ist, dann wird es sicher schwierig werden, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Da kann das schon wieder ein bisschen Lotterie werden. Aber generell glaube ich, wenn wir ein ordentliches Setup hinbekommen, dann sollten wir keine besonderen Probleme bekommen. Bis jetzt hatte ich sogar eher Probleme, wenn es sehr heiß war als wenn es kühl war. Aber generell ist das Setup viel wichtiger als die Temperaturen.

Was hast du eigentlich in der Sommerpause gemacht?
Bruno Senna: Vor allem Urlaub. Zuerst war ich noch kurz in Brasilien bei der Hochzeit meiner Schwester, dann bin ich zurückgekommen, war fast zwei Wochen mit meiner Freundin in Griechenland im Urlaub und dann zu Hause. Und ich habe die ganze Zeit nicht über Rennsport geredet - mit niemandem. Das ist wichtig, um mal wirklich abzuschalten, den Kopf frei zu bekommen. Ich hatte seit praktisch genau einem Jahr überhaupt keine Pause, es ging auch den ganzen Winter durch, erst mit den Vertragsverhandlungen, dann gleich mit der Vorbereitung bei Williams. Da braucht man einfach mal Ferien. Und auch physisch hat mir die Zeit gut getan. Wenn wir ständig unterwegs sind, ist es schwierig, konsequent und systematisch zu trainieren. Und das habe ich in diesen Wochen jetzt mal wieder hingekriegt.

Michael Schumacher fährt hier seinen 300. Grand Prix - wie siehst du ihn, wie ist euer Verhältnis, nachdem ihr euch auf der Strecke ein paar Mal etwas zu nahe gekommen seid?
Bruno Senna: Ich habe Schumacher immer für das bewundert, was er erreicht hat. Er war immer unter allen Bedingungen ein außergewöhnlicher Fahrer, er wusste immer die Umstände zu nutzen, um der erfolgreichste Fahrer aller Zeiten zu werden. Mit so jemandem zu kämpfen, ist immer etwas ganz Besonderes. Da liegt soviel Erfahrung und Geschichte dahinter. Aber das heißt nicht, dass die anderen Fahrer in der WM weniger wert wären, das Niveau ist so hoch, dass selbst Schumacher manchmal Probleme hat, zum Beispiel mit seinem Teamkollegen mitzuhalten. Persönlich habe ich kein engeres Verhältnis zu ihm, er ist keiner der Fahrer, zu denen ich eine nähere persönliche Beziehung habe. Aber abgesehen von dem ein oder anderen Zwischenfall, der halt mal für ein bisschen Ärger da oder dort gesorgt hat, haben wir auch keinerlei Probleme - und zumindest für mich ist das alles auch längst kein Thema mehr.