1.-S wie Startaufstellung

Lewis Hamilton sicherte beim Großen Preis von Ungarn die 150. Pole für McLaren und die 21. seiner Karriere. In der ewigen Bestenliste belegt er damit Rang 12 unmittelbar hinter Fernando Alonso, der 22 Poles vorzuweisen hat. Romain Grosjean fuhr mit Platz zwei den besten Startplatz seiner Karriere ein, während Sebastian Vettel seine 46. Platzierung in der ersten Startreihe knapp verfehlte.

Jenson Button stellte den zweiten McLaren auf Position vier vor den zweiten Lotus von Kimi Räikkönen. Dahinter folgen mit Fernando Alonso und Felipe Massa die beiden Ferrari-Piloten. Die Top-Ten komplettieren die beiden Williams-Piloten Pastor Maldonado und Bruno Senna, dem zum ersten Mal in dieser Saison der Sprung in Q3 gelang, sowie Nico Hülkenberg im Force India.

Enttäuschend verlief das Qualifying auf dem Hungaroring für Mark Webber, der in Q2 ebenso hängen blieb, wie die beiden Mercedes-Piloten. Nico Rosberg geht als 13. in das elfte Saisonrennen, während Michael Schumacher gar nur als 17. startet. Marussia-Pilot Charles Pic konnte Teamkollege Timo Glock zum vierten Mal in dieser Saison, das zweite Mal in Folge, schlagen.

2.-S wie Start

Lewis Hamilton erzielte die achte Ungarn-Pole für McLaren., Foto: Sutton
Lewis Hamilton erzielte die achte Ungarn-Pole für McLaren., Foto: Sutton

Beim Start zum Großen Preis von Ungarn werden sich nicht nur Polesetter Lewis Hamilton und Romain Grosjean versuchen, sich auszubeschleunigen. Auch vom Drittplatzierten Sebastian Vettel droht Gefahr, da er auf der sauberen Seite des Grids startet. "Wenn Romain den links neben sich noch mitnimmt, wäre das eine willkommene Abwechslung", scherzte Vettel, als er auf die vielen Startunfälle des 26-Jährigen angesprochen wurde. "Aber im Ernst: Er hat aus seinen Fehlern gelernt."

Hinter den Top-3 werden sich Jenson Button, Kimi Räikkönen und Fernando Alonso, der einer der besten Starter ist, einen heißen Kampf liefern. Felipe Massa sah zuletzt beim Start unglücklich aus, als er in Hockenheim auf einen Konkurrenten auffuhr und sich eine neue Nase abholen musste. Die beiden Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Michael Schumacher werden von ihren mageren Startpositionen alles nach vorne werfen. Vor allem Schumacher bewies in der Vergangenheit, dass er in der ersten Runde zahlreiche Plätze gutmachen kann.

3.-S wie Sonntagswetter

Für das Rennen am Sonntag sind in der ungarischen Puszta bis zu 31 Grad bei leichter Bewölkung vorhergesagt. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei 10 bis 15 Prozent. Alles deutet also auf eine der berühmt-berüchtigten Hitzeschlachten auf dem Hungaroring hin, die Mensch und Maschine an ihre Grenzen bringt. Vor dem Start sind jedoch Schauer möglich, was einen Start auf abtrocknender Strecke bedeuten würde.

Williams-Chefingenieur Mark Gillan glaubt gar an ein komplettes Regenrennen. "Die Vorhersage zeigt, dass das Rennen wahrscheinlich nass wird und dass der Regen stark sein kann, vor allem im letzten Phase des Rennens", erklärte er. "Die Wettervorhersage sieht ähnlich aus wie in den vergangenen Tagen. Es besteht ein gewisses Regenrisiko, aber hier ist es so heiß, dass es wie am Freitag zu Hitzegewittern kommen kann", meinte Lotus-Chefrenningenieur Alan Permane. "Wir sind auf alles vorbereitet."

Einige Teams wie beispielsweise Sauber sehnen den Regen geradezu herbei, weil er ihre Chancen auf ein gutes Ergebnis erhöhen würde. "Unter normalen Bedingungen wird es schwierig, in die Punkte zu kommen, wenn auch nicht unmöglich. Mit Regen kann alles passieren. Im Moment sieht es danach aus, als ob es regnen könnte, aber wer weiß das schon", meinte Sauber-Pilot Sergio Perez. Wie in den vergangenen beiden Rennen sorgt Petrus somit auch in Ungarn für gebannte Blicke auf das Regenradar.

4.-S wie Strategie

Denn an den Kommandoständen werden die Köpfe rauchen, sollte sich das Wetter schlagartig ändern. "Morgen ist es nicht 100-prozentig sicher, dass das Rennen unter trockenen Bedingungen stattfinden wird, also müssen wir verschiedene Strategien vorbereiten, die wir den Umständen entsprechend anwenden werden", beschrieb der Technische Direktor von HRT, Toni Cuquerella, die Vorgehensweise.

Am Kommandostand werden wieder die Köpfe rauchen., Foto: Red Bull
Am Kommandostand werden wieder die Köpfe rauchen., Foto: Red Bull

"Morgen kommt es auf die Strategie an", meinte auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Wir erwarten zwischen zwei und drei Stopps." Mark Webber glaubte, dass Einiges von den Reifen abhängen werde. "Es sieht so aus, als würde der Verschleiß keine große Rolle spielen", meinte er. "Das haben wir aber auch in Valencia gedacht", schränkte er ein. Erschwert wird den Teams die Strategiewahl aufgrund der erneut begrenzten Trainingszeit im Trockenen, die die Trainingsprogramme durcheinanderwarf. So fiel der eine oder andere Longrun ins Wasser.

5. S - Strecke

Der von Istvan Papp entworfene Kurs in der Nähe der Gemeinde Mogyoród nordöstlich von Budapest zählt 14 Kurven, die engste hat einen Radius von gerade einmal 20 Metern - da liegen Vergleiche mit dem engen Straßenkurs im Fürstentum Monaco nahe. "Auf dem Hungaroring muss man sich extrem konzentrieren, da eine Kurve rasend schnell in die nächste mündet", erklärte Williams-Pilot Pastor Maldonado.

"Ungarn ist ein bisschen wie eine Gokart-Strecke. Sie macht viel Spaß, aber es ist ein wirklich hartes Rennen für die Reifen und auch den Fahrer. Der Herzschlag erreicht wegen der heißen Temperaturen und wenig Kühlung die höchste Frequenz des ganzen Jahres", meinte Pirelli-Testpilot Jaime Alguersuari. "Am besten sollten sich in Ungarn die Autos schlagen, die den meisten Abtrieb generieren, denn das ist hier der wichtigste Faktor."

Der größte Anstieg auf dem Kurs beträgt 6,2 Prozent, das stärkste Gefälle 7,0 Prozent. Die etwa 790 Meter lange Start-Ziel-Gerade bietet die beste Überholmöglichkeit, zumal dort das DRS geöffnet werden darf. "Überholen hier ist sehr schwierig, wenn nicht fast unmöglich", erklärte Lewis Hamilton jedoch im Vorfeld. Da er von Pole startet, hat zumindest er dieses Problem nicht. "Wenn man die Pole hat und einen normalen Start erreicht, hat man das Rennen schon mehr oder minder gewonnen", war Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko überzeugt.

6.-S wie Schumacher

Vor drei Jahren beherrschte der Name Michael Schumacher nach dem Unfall Felipe Massas in Ungarn die Schlagzeilen. Der siebenfache Weltmeister, der drei Jahre zuvor beim Großen Preis von Italien in Monza seinen Rücktritt erklärt hatte, kündigte seine Rückkehr in die Formel 1 an. "Obwohl das Thema Formel 1 für mich seit langem und komplett abgeschlossen war, kann ich aus Verbundenheit zum Team diese unglückliche Situation nicht ignorieren. Als Wettkämpfer, der ich nun mal bin, freue ich mich aber auch auf diese Herausforderung", schrieb Schumacher damals auf seiner Webseite.

Eine Nackenverletzung, die er sich bei einem Motorradunfall zugezogen hatte, verhinderte damals jedoch das Comeback. Zunächst übernahm Testfahrer Luca Badoer das Cockpit des verletzten Brasilianers, dann griff Giancarlo Fisichella ins Lenkrad des zweiten Scuderia-Boliden. Noch im selben Jahr verkündete Schumacher sein Comeback mit dem neu aufgestellten Mercedes-Werksteam, seinen Beratervertrag mit Ferrari hatte er zuvor aufgelöst.

An diesem Wochenende kehrt Schumacher nun an eine Strecke zurück, auf der er den Siegesrekord hält: Mit vier Erfolgen führt er die ewige Bestenliste vor der Formel-1-Legende Ayrton Senna an.

7.-S wie Spannung

Die Bilanz in Ungarn spricht klar für McLaren. Kein Hersteller hat sich auf dem Hungaoring besser geschlagen als die Truppe aus Woking. Zehn Siege, acht Pole Positions und fünf schnellste Runden stehen für die Silbernen zu Buche. Und mit Lewis Hamilton auf der Pole stehen die Chancen auf einen weiteren Erfolg nicht gerade schlecht.

Gelingt Romain Grosjean der erste Sieg für Lotus?, Foto: Sutton
Gelingt Romain Grosjean der erste Sieg für Lotus?, Foto: Sutton

Doch es gibt vor allem zwei Faktoren, die der Mannschaft von Martin Whitmarsh in die Suppe spucken könnten: zum einen das Wetter. Sollte es regnen, könnte das Feld durcheinandergewirbelt werden. Die größere Gefahr lauert jedoch in Form von Lotus und Romain Grosjean. Sollte sich der Franzose aus Startscharmützeln heraushalten, was bei Startposition zwei keine Mammutaufgabe sein sollte, dann könnte er den ersten Erfolg für die Schwarz-goldenen einfahren. Vor allem in heißen Bedingungen schlug sich der Lotus bislang gut und kam zudem mit verschiedenen Streckentypen zurecht.

Die 70 Runden auf der 4,381Kilometer langen Achterbahn durch die ungarische Puszta werden in jedem Fall spannend, von der traditionellen Hitzeschlacht bis zum Wärmegewitter mit sintflutartigem Regen scheint alles möglich.