Damit hatte Nico Rosberg beim besten Willen nicht gerechnet. Eigentlich machte er sich Hoffnungen auf eine Top-5-Startposition und ein viel besseres Rennergebnis als vor einer Woche bei seinem Heimrennen in Hockenheim - dort holte er vom Ende des Feldes immerhin einen Punkt. Jetzt sieht es für Mercedes in Ungarn nur bedingt besser aus: die Startpositionen 13 und 17 versprechen nicht viele Zähler und entsprechen absolut nicht den eigenen Ansprüchen.

"Das kam absolut überraschend", sagte Rosberg. "Ich ging optimistisch in das Wochenende und dachte, dass die Strecke unserem Auto liegen würde." Der Schuss ging nach hinten los, wie auch Michael Schumacher anmerkte: "Ich hatte erwartet, dass wir sicher in die Top-10 kommen, aber jetzt sind wir mit Abstand nicht drin. Das ist definitiv nicht, was wir uns vorgestellt hatten."

Problem in lang gezogenen Kurven

Die genauen Gründe für das schwache Abschneiden untersucht das Team noch. Teamchef Ross Brawn wusste zumindest, in welchen Streckenteilen die Silberpfeile Zeit verloren: in den lang gezogenen Kurven. "Die anderen Streckenteile sind okay", so Brawn. "Aber dafür haben wir keine gute Balance gefunden. In so lang gezogenen Kurven haben die Fahrer Untersteuern und können nichts dagegen unternehmen."

Dass lang gezogene Kurven keine spezielle Stärke des Silberpfeils sind, wusste Mercedes schon vor dem Wochenende, doch so schmerzhaft hatte sich das Team die Erfahrung nicht vorgestellt. "Jetzt müssen wir eine Lösung finden und ich bin sicher, dass uns das gelingen wird", glaubt Brawn. "Noch liegt die ganze zweite Saisonhälfte vor uns."

Ein prinzipielles Problem mit dem Silberpfeil schließt Michael Schumacher aus. "Dass wir auf dieser Strecke soweit hinten sind, hat sicherlich nicht damit zu tun, dass unser Auto nicht gut genug ist", betonte er. "Die Plätze 13 und 17 sind nicht unser Standard, aber wir wissen, wie sensibel die Reifen und Umstände sind." Auf dem Hungaroring habe es einfach bislang nicht zusammengepasst.

Abwärtstendenz an der Börse

Mercedes verschwand im aufgewirbelten Staub, Foto: Sutton
Mercedes verschwand im aufgewirbelten Staub, Foto: Sutton

Trotz der Bekenntnisse der Fahrer, dass der Leistungsabfall auf die Streckencharakteristik des Hungarorings in Kombination mit der eigenen Fahrzeugcharakteristik zurückzuführen sei, bleibt für Mercedes seit einigen Grand Prix ein gewisser Abwärtstrend festzuhalten.

"Die Formel 1 ist kein Wunschkonzert, sie verhält sich wie die Börse: es geht auf und ab", erklärt Schumacher. Bei Mercedes sei es zuletzt ein bisschen bergab gegangen. "Aber wir werden hart arbeiten, um diesen Prozess umzukehren und wieder in die Position zu gelangen, in der wir sein sollten."

Rosberg erinnert an die bisherigen Saisonhighlights wie seinen Sieg in China, Schumachers dritten Platz in Valencia sowie die Pole-Zeit des Rekordweltmeisters in Monaco. "In Monaco hatten wir das stärkste Auto, in Montreal war es auch sehr gut. Seitdem haben wir flacher weiterentwickelt und andere Teams vielleicht etwas besser gearbeitet, aber so ist das im Rennsport und hoffentlich können wir nach der Sommerpause wieder zulegen.", gestand Rosberg. "Die Basis unseres Autos stimmt aber nach wie vor."

Trotz der schlechten Ausgangssituation gibt Schumacher die Hoffnung auf ein halbwegs akzeptables Ergebnis in Ungarn nicht auf. "Überholen ist hier schwierig, aber nicht unmöglich", spielt er auf DRS, KERS und den Reifenverschleiß an. "Es wird eine Herausforderung, von meiner Position in die Punkteränge zu gelangen. Aber wir wissen, wie sensibel die Reifen sind und vielleicht regnet es auch, wir müssen auf unsere Chance warten."