Das Rennen war unerwartet spannend, oder?
Marc Surer: Ja, obwohl es an der Spitze klar war, da sich Fernando Alonso nicht aus der Ruhe bringen ließ.

Hat Alonso in diesem Jahr gezeigt was in ihm steckt, da er zu Saisonbeginn mit einem unterlegenen Ferrari gut unterwegs war und nun vorne weg fährt?
Marc Surer: Man konnte es schon erahnen, als er am Anfang des Jahres mit dem unterlegenen Wagen ein Rennen gewonnen hat. Da wusste man bereits, dass er allen davon fahren wird, wenn er einmal ein gutes Auto hat. Genauso ist es gekommen, er kann die Vorteile des Ferraris nutzen und macht keine Fehler. Er punktet in jedem Rennen, das ist die Basis für die Weltmeisterschaft. Er holt immer das Optimum heraus und manchmal sogar mehr, wenn man an den Sieg in Malaysia denkt, da hatte er nicht das schnellste Auto und hat dennoch gewonnen. So ein Pilot ist ein großes Geschenk und ich finde es auch schön, dass er zeigt, dass es schlussendlich doch auf den Piloten ankommt.

Wer kann Alonso noch gefährlich werden?
Marc Surer: Vettel würde ich auf jeden Fall auf der Rechnung haben, denn wenn er ein paar Rennen hintereinander gewinnt, ist die WM plötzlich wieder offen.

Für Mark Webber lief es an diesem Wochenende nicht so toll...
Marc Surer: Er hat größere Schwankungen als Vettel. Vettel mischt immer vorne mit, wenn er das Auto einigermaßen hinbekommt, während es bei Webber immer von der Strecke, dem Tag und seiner Form abhängig ist. Diese Schwankungen sind nicht gut für die Weltmeisterschaft.

Bei McLaren dürften die Updates einen Schritt nach vorne bewirkt haben.
Marc Surer: Dass Button mit dem Auto wieder zurechtkommt bedeutet, dass sie einen großen Schritt gemacht haben, denn er war völlig weg vom Fenster und hat die Reifen nicht auf Temperatur gebracht, aber plötzlich geht es wieder. Ich gehe davon aus, dass sie den Fehler gefunden haben und wieder konkurrenzfähig sein werden. Es ist für die Weltmeisterschaft schade, dass Hamilton nicht punkten konnte.

War es von Hamilton gerechtfertigt oder unnötig, dass er als Überrundeter Vettel angegriffen hat?
Marc Surer: Es war unnötig. Er wollte zeigen, dass er eine Chance gehabt hätte, vorne mitzumischen. Das Reglement sagt, dass man sich zurückrunden kann, aber die Führenden nicht gefährden darf und das war auch nicht wirklich der Fall, da er deutlich schneller war. Vom Reglement her war es korrekt, aber es ist fragwürdig, ob man so etwas zulassen soll.

Was sagst du zu Vettels Manöver gegen Button?
Marc Surer: Er hat leider die Straße verlassen. Das darf man zwar, wenn man hinausgedrängt wird, aber man darf keinen Vorteil daraus ziehen und genau darüber müssen die Kommissare entscheiden. Meiner Meinung nach könnte man zu seinen Gunsten entscheiden, da er schon einen Hauch vorne war, bevor er neben die Strecke fuhr. Das Reglement besagt allerdings, dass jemand, der neben die Strecke fährt, keinen Vorteil haben darf und er hat das Überholmanöver so abgeschlossen.

Wie ist die Form von Mercedes einzuschätzen?
Marc Surer: Sie haben in diesem Jahr auf jeden Fall einen Fortschritt gemacht. Es hängt immer auch von der Einstellung des Autos ab, denn es bestehen zwischen Regen und trockenen Bedingungen große Unterschiede. Ich kann mir vorstellen, dass deshalb der Reifenverschleiß größer war. Es war toll, dass Michael von P3 gestartet ist, das hat Zuschauer angezogen und auch wenn er ein paar Plätze verloren hat, man muss Erfolgserlebnisse nehmen, auch wenn es nur im Training ist.

Wer wird in Budapest die Nase vorne haben?
Marc Surer: Das ist wieder eine ganz andere Strecke mit großer Hitze, ähnlich wie in Valencia, deshalb ist alles sehr offen. Ich denke, dass Red Bull wegen der vielen Kurven stark sein wird, aber Ferrari ist überall stark.