Nicht wenige Fans und Beobachter sind gespannt, wo Mercedes am Ende des Jahres landet. Dass die Silberpfeile siegfähig sind, hat Nico Rosberg in China bereits bewiesen und auch Michael Schumacher fuhr in diesem Jahr zum ersten Mal seit seinem Mercedes-Engagement aufs Podium. Doch immer wieder verschenkt das Team wichtige Punkte wegen mangelnder Konstanz. In Silverstone reichte es beispielsweise nur für die Plätze 7 und 15, weil dem W03 bei schwierigen Witterungsbedingungen im Rennen die Pace fehlte. "Wir müssen besser werden, sonst sind wir nur Mittelmaß", stellte Norbert Haug klar.

"Wir haben das Potenzial, ließen aber auch viele Punkte liegen", so der Mercedes-Benz Motorsportchef weiter. "Wir kämpfen weiter und wir werden unsere Ziele auch erreichen. Wenn wir nicht gut sind, haben wir Kritik verdient - wenn wir gut sind, aber auch Lob." Vor allem bei Schumacher gab es in diesem Jahr mehr Tiefen als Höhen - und am Ende zu wenig Punkte, um ein Wörtchen bei der WM-Vergabe mitreden zu können. "Der Zuverlässigkeitsrekord von Michael war nicht gut", räumte Haug ein. "Wir hatten technische Probleme. Ich werde das Team aber nicht öffentlich kritisieren, das ist nicht gescheit. Wir sind aber auch keine Pussy-Cats, die sagen, 'Das kann mal passieren'."

Stattdessen gehe das Team solche Probleme stringent und diszipliniert an. "Wir waren eigentlich die Zuverlässigkeits-Rekordler", so Haug. "Nico ist bislang jede einzelne Rennrunde gefahren, während Michael technische Handicaps hatte. Das müssen wir uns selber ankreiden und in Zukunft besser machen. Wir müssen den Weg nach vorn wählen und der ist vielleicht manchmal mit einem gewissen Risiko verbunden. Wir sind aber nicht als Gambler unterwegs, die irgendwas versuchen."

Haug wehrt sich weiterhin dagegen, konkrete Ziele zu formulieren. Mit dem fünften Platz sei die Truppe nicht zufrieden, nur so viel ist klar. Vor Hockenheim beträgt der Rückstand auf das viertplatzierte Lotus-Team 44 Punkte. "Wir brauchen vielleicht noch ein bisschen mehr Zeit, das Auto einzustellen", räumte Haug ein. "Aber wenn uns das gelingt, wie es in China, Monaco und Kanada der Fall war, dann sieht alles recht ordentlich aus. Wir machen alles Schritt für Schritt, das ist unser Hauptziel."

Die große Aufgabe sei, das Auto im gesamten Verlauf des Rennens richtig auszubalancieren - also sowohl bei vollem als auch mit leerem Tank. Hier sieht Haug noch Nachbesserungsbedarf. "Wenn wir in Silverstone das Rennen am nächste Tag noch einmal gehabt hätten, und die Zeit da gewesen wäre, das Setup zu ändern, dann hätte das Resultat vielleicht anders ausgesehen", sagte Haug zwar, wollte sich aber nicht in Konjunktiven verlieren. Denn: "Es gilt, das Auto am Rennsonntag auf den richtigen Punkt zu treffen. In Silverstone hatten wir im Trockenen nicht viel Setup-Zeit und anderen Teams gelang das vielleicht besser als uns."

P5 in der Teamwertung ist nicht das angepeilte Mercedes-Ziel, doch die Saison sei noch lang, merkte Haug an: "Es kann alles passieren. Man kann nicht die erste Saisonhälfte mit der zweiten spiegeln. Es kann auch sein, dass sich eine Dominanz eines Teams entwickelt, was ich aber für unwahrscheinlich halte. Es sind noch viele Player im Spiel. Lotus hätte schon längst ein Rennen gewinnen können. Die waren immer sehr gut, haben aber vielleicht nicht immer glücklich agiert. Es gibt sieben bis acht Autos, die immer podiumsfähig sind - wir haben eines davon."