Nach dem Qualifying für den Europa GP ist klar: nicht nur Fernando Alonso hat von einem Fahrradsturz Blessuren am Knie davongetragen, auch Ferrari hinkt. Und das ausgerechnet an dem Wochenende, an dem mit Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hoher Besuch in der Box zu Gast ist. Felipe Massa qualifizierte sich in Valencia nur als 13., Fernando Alonso als Elfter. Bei der Scuderia ist man sich jedoch einig, dass mehr möglich gewesen wäre.

"Alle liegen eng beieinander und wenn nicht alles passt, dann zahlt man einen hohen Preis. Das ist uns heute passiert. Wir sind sehr enttäuscht und das werden wir auch nicht leugnen", bilanzierte Teamchef Stefano Domenicali. "Ich hatte mir etwas Besseres erhofft", schlug di Montezemolo in die gleiche Kerbe. "Die Startpositionen reflektieren definitiv nicht, wofür Ferrari heute gut war, und noch dazu ist es auf einer Strecke passiert, auf der Überholen besonders schwierig ist", ärgerte sich di Montezemolo über die schlechte Ausgangslage für das Rennen.

"Nur um ein paar Tausendstel haben Fernando und Felipe den Einzug ins Q3 verpasst und es ist wirklich schade, denn wenn man sich die Zeiten im letzten Teil des Qualifyings anschaut und das Potential unseres Autos sieht, hätten wir um die vorderen Reihen mitkämpfen können", war der Ferrari-Präsident überzeugt.

Wie ein kalter Schauer

Auch Alonso war sich sicher, dass für Ferrari am Samstag mehr drin gewesen wäre. "Das Ergebnis ist wie ein kalter Schauer für uns, weil unsere Erwartungen hoch waren und sich das Potenzial des Autos verbessert hat", stellte er frustriert fest und machte sich nur wenig Hoffnung für das Rennen. "Das Podium ist außer Reichweite und mit Hamilton in der ersten Startreihe ist zu erwarten, dass wir Boden auf ihn verlieren werden." Alonso belegt in der Fahrerwertung, die er eine Zeit lang angeführt hatte, Rang zwei hinter Lewis Hamilton. Die Abstände sind gering, zwischen dem Führenden und dem Viertplatzierten Mark Webber liegen gerade einmal neun Punkte. Jeder Zähler ist also immens wichtig.

Immerhin hat der Spanier noch zwei Sätze frischer weicher Reifen zur Verfügung und damit einen Vorteil gegenüber den Fahrern, denen der Sprung in Q3 gelang. "Das ist zumindest ein kleiner Trost, nach einem ansonsten wenig positiven Nachmittag." Den Heimvorteil konnte er bislang nicht nutzen - das nagt an ihm. "Es ist ein komisches und blödes Gefühl, beim Heimrennen nicht die Top-10 zu erreichen", stellte Alonso fest. "Vielleicht waren wir heute nicht auf der glücklichen Seite", grübelte er, denn: "Von der Performance her, war es eines der besten Qualifyings, bezogen auf die Position eines der schlechtesten."

Qualifying verdammt eng

In der Tat waren die Ferrari nur zwei bzw. knapp drei Zehntel hinter der Bestzeit in Q2, um die Winzigkeit von vier Tausendsteln verpasste Alonso den Sprung in Q3. "Ein Zehntel hätte alles verändert. Das ist echt furchtbar und frustrierend", stellte Teamkollege Felipe Massa fest. "Das Qualifying war verdammt eng." Die Zeiten spiegelten nicht die Wahrheit wider, so Massa. "Wir hätten es heute sicher in die ersten drei Startreihen geschafft."

Hätte, wäre, wenn - nützt alles nichts. Für Ferrari kann die Devise jetzt nur Angriff im Rennen lauten. "Wir haben in Kanada gesehen, dass man auch von hinten weit nach vorne fahren kann. Sicherlich sind wir mit unserer Startposition nicht glücklich, aber wir haben ein gutes Auto und alle Chancen, um ein gutes Ergebnis einzufahren", offenbarte Massa einen Funken Hoffnung. Allerdings ist Überholen auf dem engen Straßenkurs in Valencia schwierig und der Reifenabbau nicht so stark wie in Kanada. Ein Crash und eine damit einhergehende Safety-Car-Phase könnten den Roten jedoch in die Karten spielen.