Dass der Große Preis von Europa an der Hafenkante von Valencia kein Zuckerschlecken wird, das ist im Vorfeld auch Pastor Maldonado bewusst. "Es wird ein sehr herausforderndes Wochenende für alle - besonders auf dieser Art Strecke und mit der hohen Luftfeuchtigkeit wird es sehr schwierig", glaubte der Williams-Mann nach seiner Ankunft vor Ort. "Das Gute ist aber, dass unserer Auto bei diesen Bedingungen immer gut gearbeitet hat - je heißer es war, desto besser war auch das Auto", so Maldonado, der versicherte, dass die Probleme des Teams zuletzt in Kanada nicht an den Temperaturen, sondern vor allem an den Unterschieden, die zwischen Freitag und Samstag auftauchten, gelegen hätten.

"Das haben wir ganz einfach nicht erwartet. Freitag war es sehr kalt und wir waren schnell, dann gab es aber fast 15 Grad Temperaturunterschied und dabei haben wir wohl etwas den Dreh verloren", gab der Venezolaner zu. "Wir wissen aber sehr gut, wie wir zu arbeiten haben - das Auto ist konkurrenzfähig, jetzt müssen wir nur noch alles zusammenfügen." In den beiden letzten Rennen habe man das aus irgendwelchen Gründen nicht geschafft. "Positiv ist aber, dass wir nah dran sind und immer wettbewerbsfähig. Das könnte uns auch hier gute Chancen bieten", hoffte der 27-Jährige. Schwierig sei hingegen vor allem der Umgang mit den Reifen, da diese heuer nur noch ein sehr kleines Arbeitsfenster bieten würden.

Reifenfenster der Schlüssel

Zuletzt in Kanada lief bei Williams nicht alles rund, Foto: Sutton
Zuletzt in Kanada lief bei Williams nicht alles rund, Foto: Sutton

"Sobald man da drüber oder drunter fällt, ist man nirgends. Es ist sehr schwierig die Runde zusammenzukriegen. Wenn die Reifen zu Beginn der Runde nicht bei einhundert Prozent sind, verpasst man schon einmal den ersten Sektor. Im zweiten Sektor werden sie dann zwar etwas besser, da aber alles so eng zugeht, ist es sogar schon schwierig überhaupt noch in die Top-10 zu kommen, wenn man erst einmal ein paar Zehntel hat liegen lassen", erklärte der Pilot. "Man muss immer bereit sein. Es ist besser, die Runde gut anzufangen, selbst wenn die Reifen dann im letzten Sektor anfangen abzufallen, als andersherum." Das Grundproblem sei, dass die potenziell beste Runde der Reifen die erste schnelle sei - es genau da aber besonders anspruchsvoll sei, die Pneus auch zum Funktionieren zu bringen.

"Wir haben sehr hart daran gearbeitet, um zu verstehen, wie wir die Reifen am Auto länger haltbar machen können und das bei verschiedenen Bedingungen und verschiedenen Abstimmungsvarianten", verriet Maldonado. Bis dato habe man das Potenzial des Autos aber noch nicht vollends ausnützen können - Fortschritte habe es aber dennoch gegeben. "Ich verstehe die Reifen zum Beispiel jetzt viel besser als letztes Jahr, arbeite auch besser mit ihnen zusammen. Ich habe mit dem Auto ein großartiges Gefühl und weiß, wie ich mir das Rennen einteilen muss, damit sie länger halten", lobte der WM-Zehnte. Natürlich versuche man immer, sich weiter zu verbessern. "Aber eine tolle Kombination aus dem Auto, mir und den Reifen haben wir trotzdem schon."

Maldonado liegt in der WM derzeit auf Rang zehn, Foto: Sutton
Maldonado liegt in der WM derzeit auf Rang zehn, Foto: Sutton

Verbesserungswürdig sei vornehmlich das Qualifying. "Das ist bei uns zum Beispiel anders als bei Ferrari. Sie sind im Qualifying sehr gut, aber nicht so stark im Rennen." Da eine gute Startposition aber nach wie vor sehr wichtig sei, müsse man sich weiter steigern, um dann auch von der guten Rennpace profitieren zu können. An seinen letzten F1-Auftritt auf spanischem Boden dürfte Maldonado beste Erinnerungen haben - in Barcelona gewann er vor anderthalb Monaten seinen ersten Grand Prix. "Das hier in Valencia ist aber eine komplett andere Strecke. Hier ist es mehr Stop-and-Go und es gibt viele Kurven, die im zweiten Gang durchfahren werden, sowie harte Anbremszonen, nach denen es dann vor allem auch auf die gute Traktion ankommt", sagte der Williams-Fahrer.

Vorhersagen schwierig

Immerhin dort könne man auf Grund der guten Zeiten im langsamen letzten Sektor in Barcelona aber Vorteile besitzen. "Wir haben in dieser Art Kurven eine gute Balance gefunden", wusste auch Maldonado. "Wie es hier aber sein wird, ist noch schwer absehbar, denn es ist eine kniffelige Strecke, die sich über das Wochenende noch ganz schön verändern wird." Die Abstände auf den ersten Plätzen schätzte er sehr gering ein. "Wir müssen nun aufs Qualifying warten, nicht mehr allzu viel verändern und versuchen, die Runde hinzubekommen", lautete sein Generalrezept.

Groß sei die Zuversicht aber allemal: "Das Auto ist gut und das Team arbeitet gut, die Pace haben wir nicht verloren. Hier könnten wir gute Chancen haben, wieder stark zu sein." Auch bei Sauber habe man in den letzten Rennen gesagt, dass das Team Performance eingebüßt hätte. "Im letzten Rennen waren sie dann aber auf einmal wieder da. Es ist also sehr schwierig das vorherzusagen. Die Top-Teams haben zwar langsam kleine Vorteile, aber zumindest bis drei Viertel der Saison rum sind, wird es noch sehr knapp zugehen, denn alle arbeiten hart", war sich Maldonado sicher.