Lange hatte Lewis Hamilton ausharren müssen, bevor er seinen ersten Sieg 2012 feiern konnte, beim siebten Saisonrennen in Kanada war es endlich soweit - ausgerechnet an jener Strecke, wo er 2007 seinen ersten Grand Prix gewinnen konnte. "Es fühlt sich toll an", meinte er und beglückwünschte Romain Grosjean und Sergio Perez, die mit ihm auf das Podest steigen konnten. "Danke ans Team, sie haben nie aufgegeben. Ich möchte dieses Rennen den Fans widmen, die mir immer Nachrichten schicken und das ganze Jahr positive Unterstützung liefern."

Das Rennen war eine kleine Achterbahnfahrt der Gefühle für ihn. Er lag an der Spitze, als er zu seinem zweiten Stopp kam und glaubte, die direkte Konkurrenz würde ein zweites Mal stoppen. Doch Fernando Alonso und Sebastian Vettel stoppten nicht mehr, also musste Hamilton Gas geben und beide zunächst ein- und dann überholen. "Ich wusste, es würde heute ein hartes Rennen werden, aber ich liebte jede Minute davon." Dass er seine Chance auf den Sieg verlieren könnte, als Alonso und Vettel nicht an die Box kamen, glaubte Hamilton nie. "Daran hatte ich nie Zweifel", betonte er.

Ein Stopp ging nicht

Er rechnete damit, dass Alonso und Vettel stark nachlassen würden, sollten sie nur einen Stopp machen. "Ich glaubte nicht, dass ich nur einen Stopp machen kann. Also habe ich gepusht und wollte eine Lücke aufmachen, als ich vorne war. Ich hatte aber Probleme dabei, vielleicht war das auch mein Fehler. Die Stopps waren aber gut, endlich haben wir ordentliche Stopps gemacht und hoffentlich können wir uns überall weiter verbessern." Beim ersten Stopp quälte er sich nur beim Losfahren mit einer rutschenden Kupplung, weswegen das Anti Stall sich einschaltete. Den leichten Klemmer hinten rechts beim zweiten Stopp sah er nicht so eng.

Nicole Scherzinger hatte mitgefiebert, Foto: Sutton
Nicole Scherzinger hatte mitgefiebert, Foto: Sutton

"Der zweite Stopp hing etwas, doch es war eine große Verbesserung. Dann ging wieder das Anti Stall rein, man kann also noch etwas verbessern, man kann sich aber immer verbessern", sagte Hamilton. Den Sieg zu realisieren, dauerte allerdings etwas, letztendlich war er aber stolz auf sein Team und hoffte, dass damit nun eine Initialzündung stattgefunden hat. "Schön, dass wir endlich wieder ganz vorne sind. Wir nehmen das nie als gegeben hin. Es fühlt sich wie eines der besten Rennen seit langer Zeit an."

Ab ins Wasser

Um sich nach dem Sieg etwas abzukühlen, wollte er es Sebastian Vettel und Mark Webber nachmachen und noch in den Sankt Lorenzo Strom springen, wobei er dabei weitere Gesellschaft erwartete. "Ich werde sicher schwimmen gehen, aber ich habe meinem Trainer gesagt, wenn ich gewinne, dann muss er im kompletten Teamgewand baden gehen." Ob Teamchef Martin Whitmarsh mitgehen würde, war noch offen. Der Brite war jedenfalls bestens gelaunt und war sogar nicht darum verlegen, Umarmungen auszuteilen. "Fantastisch. Ich muss an Lewis' ersten Sieg hier zurückdenken", meinte Whitmarsh.

Allerdings musste er sich während des Rennens immer die Frage stellen, ob die Entscheidung mit dem zweiten Stopp auch die richtige war und wie die Reifen halten würden. "Die Analyse sagte, es sei richtig so, aber vorher wusste man es nicht. Lewis und das Team haben einen tollen Job gemacht." Whitmarsh gab zu, dass McLaren durchaus Druck gehabt hatte, nachdem es zuletzt mit Siegen nicht geklappt hatte. "Jetzt ist es aber fantastisch, auch für das Team. Wir hatten dieses Jahr Fehler und waren nicht perfekt, aber Lewis hat einen tollen Job gemacht und heute haben wir hier alles richtig gemacht."

Gutes Reifenmanagement

Hamilton musste er aber vor allem dafür loben, wie er mit den Reifen umgegangen war. "Man muss sie aktivieren können. Lewis kann den Vorderreifen gut auf Temperatur bringen, aber das ist eine feine Linie. Man muss die Reifen zum Laufen kriegen, darf sie aber nicht kaputtfahren. Viele dachten, Lewis kann die Reifen nicht managen, aber heute hat er das sehr gut gemacht." Technikdirektor Paddy Lowe fand das gute Ergebnis für Hamilton vor allem deswegen wichtig, weil er der Meinung war, dass das Team ihm das schuldete. "Er ist dieses Jahr so gut gefahren und wir fühlten uns schlecht, weil wir ihn in Spanien im Stich gelassen haben. Er hätte dort gewinnen sollen. Jetzt war das ein toller Sieg, der war wichtig für uns und für Lewis."