Einerseits stehst Du als 16. wohl deutlich weiter hinten als erwartet, andererseits schienst du im Qualifying die meiste Zeit auf ziemlich gleichem Level mit deinem Teamkollegen. Bist du mit deiner persönlichen Qualifying-Performance zufriedener als zuletzt?
Bruno Senna: Wir hatten Höhen und Tiefen heute, aber dann hat sich im Verlauf des Qualifyings die Strecke ganz eigenartig und unerwartet verändert - und das hat uns auf dem falschen Fuß erwischt. Aber wenigstens war ich relativ nahe an Pastor dran, der Unterschied wäre nicht so groß gewesen, auch wenn er die Runde fertig gefahren wäre. Die war zwar gut, aber man konnte auf der Telemetrie schon sehen, dass seine Reifen schon etwas mehr als normal abgebaut haben, weil er im ersten Sektor so extrem gepusht hatte.

Wie sah es mit der Balance des Autos aus?
Bruno Senna: Die Sache mit der Balance ist merkwürdig. Das Auto hat auf einmal viel mehr untersteuert, je länger das Qualifying ging, je höher auch die Streckentemperatur wurde - normal ist das eher umgekehrt. Wir müssen versuchen zu verstehen, was da passiert ist. Pastor hat im Briefing gesagt, dass er das gleiche Gefühl hatte. Auch die Reifen waren unterschiedlich. Der erste Satz war viel besser als die zwei anderen, der zweite war gar nix, der dritte ein bisschen besser, aber auch nicht toll. Mit der Zeit aus dem Q1 hätte ich immerhin zwei Plätze weiter vorn gestanden, aber die ging halt unter den Umständen auch nicht mehr.

Hast Du das Gefühl, dass ihr bis zu dieser Streckenveränderung mit deinem Wunsch nach einem aggressiveren Setup weitergekommen seid?
Bruno Senna: Ich denke, grundsätzlich sind wir mit dem Auto auf dem richtigen Weg. Wir kommen näher an das heran, wie ich es haben möchte. Es ist nicht so einfach, das Auto so hinzutrimmen, dass es vorne sehr präzise ist, ohne dabei neue Probleme zu kreieren. Aber wir sind auf dem Weg. Ich glaube auch, dass wir vom Rennspeed her gut sind. Pastors Longrun gestern war richtig gut - also mal sehen, was im Rennen noch geht. Von da, wo wir stehen, noch Punkte zu holen, wäre schon ein kleiner Sieg.

Mit einer Einstoppstrategie?
Bruno Senna: Das wissen wir noch nicht. Einerseits wäre das von da hinten natürlich eine Möglichkeit, andererseits gibt es hier natürlich auch sehr oft Durcheinander, Safety-Car-Phasen, auf die man dann eventuell reagieren muss.

Morgen soll es noch wärmer werden, ist das besser oder schlechter für euch?
Bruno Senna: Wenn das jemand so genau wüsste. Das ist wirklich nicht einfach zu verstehen, wir werden sicher in der Fabrik noch mal Berechnungen und Simulationen machen, aber es ist wirklich schwierig.

Spürst du eigentlich noch ein paar Nachwirkungen von deinem Crash gestern?
Senna: Nein, überhaupt nichts. Es ist schon unglaublich wie stabil und sicher die Autos sind. Auch das HANS und der Kopfschutz haben perfekt funktioniert. Ich bin da doch ganz schön mit dem Helm seitlich angeschlagen, aber ohne Folgen. Heute Abend werde ich meine Mechaniker auf ein Bier einladen, das haben sie sich wirklich verdient. Sie haben bis nachts um halb eins gearbeitet, mussten dann früh wieder zeitig da sein, weil das Auto nochmal durchs Scrutineering musste. Sie hatten also nur ein paar Stunden Schlaf.