Obwohl Pirelli sofort bereit wäre, eigene Reifen nur für Q3 zur Verfügung zu stellen, um damit den Fahrbetrieb im letzten Qualifying-Abschnitt wieder anzukurbeln, sind die Teams dagegen. Bereits vorige Woche hatte Pirelli-Vorstand Marco Tronchetti erklärt, dass das Unternehmen derartige Reifen sofort entwickeln könnte. Dem hat Sportdirektor Paul Hembery nun zugestimmt, musste aber anmerken, dass so etwas von Teamseite gar nicht gewünscht ist. "Wir könnten das sofort machen. Wir könnten eine spezifische Mischung bringen oder die aktuellen behalten. Doch die Teams sagen, das Format ist gut wie es ist, dass die Öffentlichkeit die Reifenstrategien genießt."

Hemberys Problem damit ist, dass die Fans vor allem Pirelli die Schuld geben, wenn in Q3 nur wenige Autos unterwegs sind. "Die glauben dann, wir wollen nicht mehr Geld ausgeben, um mehr Reifen zu liefern", klagte Hembery bei Autosprint. Den Vorwurf, dass Pirelli absichtlich dafür gesorgt hat, unvorhersehbare Reifen für die Saison 2012 zu liefern, wollte der Brite ebenfalls nicht auf sich sitzen lassen. Er schob den schwarzen Peter dem Fehlen des angeblasenen Diffusors und der damit neuen Bauweise der diesjährigen Autos zu. Denn die Boliden sind dieses Jahr am Heck etwas weniger stabil, was den Reifen nicht unbedingt hilft.

Alles normal

"Ich kann niemandem zustimmen, der sagt, dass der Arbeitsbereich unserer Reifen zu klein ist: die Temperaturen bewegen sich innerhalb der vorher angenommen Werte. Was sich stark verändert hat, ist die Art und Weise, wie die Reifen dieses Jahr genutzt werden. Man kann sehen, dass es viel mehr Übersteuern gibt. Wir hören auch, dass sich Fahrer über einen Mangel an Traktion beschweren, aber nach meiner Meinung existiert das Problem nicht. Da die Auspuff-Konfiguration durch eine Regel geändert wurde, ist das Auto ohne Zweifel weniger stabil geworden. Das sorgt für Wheelspin und die Lauffläche heizt sich auf. Es ist also normal, dass man den Reifen nicht verwenden kann", betonte Hembery.

Und noch eine Ursache konnte er ausmachen. Die Leistung der Autos liegt mittlerweile viel enger beisammen als noch im Vorjahr. 2011 lag zwischen dem Red Bull und dem McLaren teilweise eine Sekunde, in Spanien lagen in Q2 16 Autos innerhalb einer Sekunde. "Es ist nicht wahr, dass wir absichtlich versucht haben, eine unmögliche Herausforderung zu schaffen. Beim nächsten Test mit dem Renault-Testauto werden wir verifizieren, was die Teams sagen", meinte der Sportdirektor.