Viel Zeit zum Ausruhen gab es nach dem turbulenten Barcelona-Wochenende nicht. Ich war Dienstag und Mittwoch im Werk, analysieren, Daten auswerten und auch einiges im Simulator ausprobieren, für Monaco und Montreal, aber auch noch mal Sachen von Barcelona zu überprüfen, dann standen noch zwei Tage Filmaufnahmen für einen meiner Sponsoren in England an.

Es war sehr, sehr schön zu sehen, wie der Sieg von Pastor allen noch einmal bei Williams unheimlichen Auftrieb und Schwung gegeben hat, wie toll die Stimmung war. Williams ist ein ganz besonderes Team in dieser Beziehung, sehr familiär, auch, weil sehr viele Leute dort schon sehr lange da sind und zu sehen, wie die sich alle so intensiv freuen können, dass sich die harte Arbeit der letzten Monate ausgezahlt hat, das ist auch für mich eine ganz spezielle Motivation.

Auch der Riesenschreck des Boxenfeuers konnte an dieser Begeisterung nicht viel ändern, vor allem, weil es inzwischen fast allen der Betroffenen wieder gut geht. Nur unser Truckie, der etwas großflächigere Verbrennungen erlitten hat, ist noch im Krankenhaus, aber inzwischen auch nicht mehr in Spanien, sondern in England und auch bei ihm sieht es so aus, als sollte alles ohne spätere Folgen abgehen. Insofern haben wir alle wirklich Glück gehabt, was aber auch der Tatsache zu verdanken ist, dass sofort unheimlich viele Leute auch von anderen Teams geholfen haben, das Feuer einzudämmen und eine größere Katastrophe zu verhindern.

Da müssen wir uns wirklich bei allen nochmal herzlich bedanken. Mein Auto, das während des Brandes schon in der Box stand, ist für Monaco in Ordnung. Es mussten zwar einige Metallteile gewechselt werden, die nicht durch das Feuer, aber durch das Löschmittel, dass starke Korrosion verursacht, in Mitleidenschaft gezogen waren. Der Motor ist aber, nach allem, was wir wissen, okay. Auch mit Ersatzteilen für die Autos sollte es keine Probleme geben. Am schwierigsten ist es mit der kompletten IT, da ist fast alles zerstört worden, was wir in der Box hatten.

Nachdem Feuer stehen die Teams Williams bei, Foto: Sutton
Nachdem Feuer stehen die Teams Williams bei, Foto: Sutton

Aber da helfen uns für Monaco auch andere Teams mit Hardware, Rechnern und Servern aus und bis Kanada sollten wir dann auch wieder selbst alles zusammen haben, wichtige Daten haben wir zum Glück nicht verloren, das war alles auch schon im Werk in Grove gespeichert und gesichert. Dass uns da jetzt andere Teams aus der Patsche helfen, mag bei der normalerweise in der Formel 1 herrschenden Rivalität und dem Eindruck, dass da wirklich immer nur jeder seinen eigenen Vorteil sucht, überraschend klingen.

Aber ich muss sagen, ich war zuletzt zweimal als Fahrervertreter bei Meetings der Technical Working Group und der Sporting Working Group dabei, und ich hatte da schon das Gefühl, dass bei allen Eigeninteressen und den auch normalen Versuchen, diese durchzusetzen, unter den Teamvertretern doch ein recht gutes Verhältnis herrscht, dass man größtenteils wirklich konstruktiv zusammenarbeitet und versucht, vernünftige Lösungen zu finden.

Ich finde es übrigens sehr interessant, bei solchen Meetings dabei zu sein, vor allem bei der Sporting Working Group, bei den Technikern ist es manchmal etwas schwieriger, wenn es da um einzelne Details zum Beispiel für das kommende Motorenreglement geht, wovon man als Nicht-Ingenieur doch nicht alles versteht, selbst wenn man sich auch für die Technik sehr interessiert. Aber wo es um das sportliche Reglement geht, da ist das schon sehr aufschlussreich, dabei zu sein, und wenn ich Zeit habe, gehe ich da sicher auch in Zukunft wieder gern hin, wenn die GPDA einen Vertreter dafür sucht.

Aber jetzt gilt erst einmal alle Konzentration auf Monaco. Ich habe das schlechte Barcelona-Wochenende für mich längst abgehakt und es wohl auch geschafft, die drumherum aufgekommenen Spekulationen und Gerüchte, die in erster Linie auf diese paar Aussagen von Mika Salo zurückzuführen waren, weitgehend zu ignorieren. Auch wenn natürlich gerade in Brasilien gleich wieder ein Riesenhype daraus entstand. Aber ich weiß zum Glück, dass das alles kompletter Blödsinn ist, das Team steht voll hinter mir, und daran ändert es auch nichts, wenn mal ein Wochenende komplett in die Hose geht, aus verschiedenen Gründen.

Wobei ich im Rennen trotz des verpatzten Qualifyings mit meiner Zwei-Stopp-Strategie zumindest noch die Chance gehabt hätte, in die Punkte zu fahren, ohne den Crash. Wobei ich auch da jetzt gar nicht weiter nachtreten will, es ist passiert, so etwas kann im Rennen passieren, die Sportkommissare haben ihre Einschätzung dazu gegeben, erledigt. Und irgendwie passte das ja auch zu meinem ganzen Barcelona-Wochenende, wo es von Anfang an nie richtig lief - aber solche Wochenenden hat jeder mal, das haben auch alle Weltmeister schon erlebt.

Das wissen auch alle im Team ganz genau, und auch, dass bis dahin immerhin ich derjenige war, der in den ersten Rennen einiges mehr an Punkten geholt hat. Ich sehe mich durch Pastors Sieg auch nicht unter Druck, jetzt unbedingt auch schon in diesem Jahr gewinnen zu müssen. Ich freue mich, dass unser Auto besser geworden ist, sowohl die Effizienz des DRS als auch in den langsamen Ecken, was eher unsere Schwäche war. Das gibt mir die Chance, regelmäßig zu punkten, das ist das Ziel - was dann nach oben noch geht, muss man sehen.

Wir wissen auch ganz genau, dass die Umstände nicht immer so günstig sein werden wie in Barcelona, wo bei Pastor wirklich von Anfang bis Ende alles gepasst hat, er auch persönlich ein unglaublich starkes Wochenende abgeliefert hat, vor dem ich nur den Hut ziehen kann - während unsere Konkurrenz zum Teil doch ein paar Probleme hatte, die uns in die Hände gespielt haben, allem voran die Disqualifikation von Lewis im Qualifying. Wir müssen da realistisch bleiben, ich glaube, wir können noch nicht davon ausgehen, jetzt wirklich jedes Mal ein Siegerauto zu haben.

Aber sichere Top-10 und Punkte, das erhoffe ich mir schon für Monaco, eine Strecke, die ich ja sehr mag und wo ich ja 2008 in der GP2 einen meiner schönsten und wichtigsten Siege feiern konnte. Dass ich diesmal - und auch in Montreal - auch das erste freie Training fahren kann, sollte auf jeden Fall helfen, ein gutes Gefühl für die Entwicklung der Strecke und die nötigen Anpassungen des Setups zu bekommen und auch das dort so wichtige Vertrauen.

Monaco ist nun mal auch eine unglaubliche Kopf- und Vertrauenssache, nur wenn das alles passt, findet man den ganz schmalen Weg zwischen zu wenig und zu viel Risiko. Nachdem Pastor ja auch ein ausgewiesener Monaco-Spezialist ist, und er jetzt natürlich noch einmal mit besonders viel Rückenwind dorthin kommt, ist er für mich da eine höhere Messlatte denn je. Aber das bedeutet vor allem eine positive Herausforderung!