Egal ob Michael Schumachers kritische Worte nach dem Rennen in Bahrain eine Diskussion über die Reifen ausgelöst haben oder nicht, Pirelli denkt nicht daran, seine Herangehensweise in der Formel 1 zu ändern. Für Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery wäre der einzige Anlass zu einer neuen Reifenpolitik, wenn die Teams geschlossen darum bitten würden, weil die Popularität der Formel 1 unter der Situation leidet. So aber lässt sich das Unternehmen nicht beirren, egal ob der Rekordweltmeister das Fahren auf den Reifen mit dem Fahren auf rohen Eiern vergleicht oder nicht.

"Das Letzte, was wir wollen, ist das zu tun, was eine oder zwei Personen wollen. Es wird alle zwölf Teams brauchen, die sich mit uns hinsetzen und über eine Änderung sprechen, aber das wird nicht passieren. Es gab einen bestimmten Kommentar bei den letzten paar Rennen, aber am Ende der vorigen Saison betrug die Zahl derjenigen, die uns sehen und uns sagen wollten, dass sie unglücklich sind, genau null. Und die Anzahl an Leuten, die diese Saison zu uns kamen, ist eins. Da muss man also einigermaßen pragmatisch sein", sagte Hembery.

Kein Alleingang

Der Brite räumte ein, Schumachers Blickwinkel und Wünsche zu verstehen und sollten die Fans das unbedingt so haben wollen, dann müssten Pirelli und die Teams sich wohl der Meinung der Fans beugen. "Doch auch dann braucht man einen vernünftigen Blickwinkel, der mehr auf Seherzahlen beruht. Man kann nicht in Foren gehen, denn die große Mehrheit dort ist leider etwas fehlinformiert. Es liegt an jedem, sie etwas besser zu informieren. Einige Leute dachten, wir würden das im Alleingang durchziehen, aber das tun wir nicht", meinte Hembery.

Die Teams arbeiten hart daran, die Reifen zu verstehen. Änderungen würden alles zunichte machen, Foto: Sutton
Die Teams arbeiten hart daran, die Reifen zu verstehen. Änderungen würden alles zunichte machen, Foto: Sutton

Als Alternative zu den aktuell relativ schnell abbauenden Reifen sah er Gummis, die gar nicht abbauen. Nach Ansicht des Motorsportdirektors würde das aber wieder zu Rennprozessionen führen, wie es sie unter Bridgestone teilweise gab. "Wir werden tun, was der Sport will. Wenn sie einen Reifen wollen, der das ganze Rennen ohne Abbau hält, dann machen wir das. Wenn sie wollen, was wir jetzt haben, tun wir das. Wenn sie etwas in der Mitte wollen, dann machen wir das, aber das will man nicht alle fünf Minuten geändert haben", betonte er.

Brawn wollte Kanada 2010

Diese Haltung liegt aber nicht nur an Pirelli, denn die Teams investieren viel Geld und Energie darin, ihr Auto so gut wie möglich hinzubekommen und auf die Reifen abzustimmen. Daher ist es für sie wichtig, zu wissen, womit sie arbeiten müssen. Sollte es jetzt spontane Änderungen geben, müssten sie wieder von vorne anfangen. Von Schumachers Kommentaren hatte sich Hembery nicht ärgern lassen, er war eher verwundert. "Er ist ein großer Champion und er hat jedes Recht, zu sagen, wie er sich fühlt und wie seine Meinung aussieht. Aber das ist eine Meinung und wir müssen das berücksichtigen, was uns vorgegeben wird. Uns wurde nicht gesagt, dass wir einen Reifen bauen sollen, der das ganze Rennen ohne Abbau läuft und für eine Prozession sorgt. Uns hat sein Teamchef gesagt, wir sollen Kanada 2010 replizieren."

Wirklich getroffen war Hembery nur, als nach dem Rennen in Indien im Vorjahr einiges an Kritik über Pirelli hereinbrach. "Wenn wir geschockt waren, seit wir in der Formel 1 zurück sind, dann war das nicht jetzt, sondern nach Indien, als wir im Auge der Öffentlichkeit eine dramatisch negative Reaktion auf das Rennen hatten. Darauf erhielten wir viele Reaktionen - wir wurden heftig kritisiert, warum wir denn auf einmal so konservativ waren. Das ließ uns wirklich nachdenklich nach Hause fahren."