Nachbetrachtung ist in den meisten Unternehmen mittlerweile Gang und Gebe, immerhin gilt es zu prüfen, ob gesetzte Maßnahmen Erfolg haben. Nach dem Formel-1-Wochenende in Bahrain war ebenfalls Nachbetrachtung angesagt, allerdings eher, um herauszufinden, ob und wie sehr sich die Königsklasse mit dem Besuch im eher unruhigen Königreich geschadet hat. Fest steht, die Meinungen zu dem Besuch sind geteilt, es wurde nicht nur Negatives aufgenommen. So gab es im Land selbst von mehreren Seiten Zustimmung zum Grand Prix, auch von Oppositionellen, weil man es durchaus gut fand, neben dem Chaos auch etwas Normalität zu haben.

Innerhalb der Formel 1 gab es ebenfalls geteilte Meinungen. So hatte Sebastien Buemi, von dem Teile der Familie in Bahrain leben, keine Probleme mitbekommen. "Ich kam am Montag an und hatte kein Problem. Vielleicht gab es etwas mehr Polizei als vor zwei Jahren, aber mir ist nichts geschehen", sagte der Schweizer bei Servus TV. Force India und Sauber hatten das etwas anders erlebt, da sie zwischen Strecke und Hotel in Demonstrationen geraten waren. Wirklich zu Schaden kam dabei zwar niemand, aber bei Force India kehrte eine gewisse Verunsicherung ein und zwei Mitarbeiter flogen vorzeitig nach Hause.

Es war für niemanden leicht

Zudem verzichtete Force India auf das zweite Freitagstraining, um früher ins Hotel zu kommen, was vor allem Bernie Ecclestone verärgerte. Caterham-Sprecher Tom Webb berichtete zudem, dass es einen kleinen Zwischenfall gab, als einer der gemieteten Vans des Teams in stockenden Verkehr geriet und dabei einen Jugendlichen beobachtete, der an der Seite der Straße mit einer Flasche mit Stofffetzen in der Öffnung hantierte. Diese kleinen Beobachtungen sorgten dann durchaus für etwas Unbehagen im Fahrerlager, dass gab auch Rennsieger Sebastian Vettel zu: "Es war für niemanden leicht, aber ich bin froh, dass niemandem von uns etwas passiert ist."

Bei Vettel und auch vielen anderen bestand die Hoffnung, dass die Formel 1 in Zukunft wieder nach Bahrain kommt, wenn die Lage allgemein entspannter ist. Gekommen waren ohnehin nicht alle. Einige Fernsehsender hatten darauf verzichtet, ihre Crews zu schicken, einige Print-Journalisten blieben zuhause und laut Reuters schickte etwa McLaren-Sponsor Vodafone niemanden ins Königreich. Laut Sponsoring-Experte Jim Wright hat das Image der Formel 1 durch das Wüstenabenteuer durchaus etwas gelitten, allerdings nicht an der Sponsoren-Front. "Die meisten Teams haben eine schwierige Entscheidung gut gehandhabt. Auf dieser Basis denke ich, viele Leute sind zufrieden damit und würden gerne mit ihnen arbeiten", sagte er in britischen Medien.

Zanardi regt zur Reflektion an

Die Zuschauerzahlen im Fernsehen ließen ebenfalls keinen Boykott erkennen, in den meisten großen Übertragungsgebieten waren die Quoten gut. Kritik fehlte aber ohnehin nicht. "Jetzt ist eine Gelegenheit, um zu reflektieren und sicherzustellen, dass Sport-Großereignisse nur an Regierungen vergeben werden, die auch die Ehre verdienen, sie auszurichten. Ecclestone ist brillant und hat die Formel 1 zu dem gemacht, was sie ist, aber er kann Rennen nicht um jeden Preis ansetzen", sagte Alex Zanardi.