Die Erwartungshaltung bei Mercedes ist riesig. Übertroffen wird die Aufregung, die vor dem Großen Preis von Malaysia bei Fahrern und Verantwortlichen herrscht, wohl nur noch durch den unbedingten Willen, sich für das verpatzte Rennen im Albert Park in Melbourne zu rehabilitieren. Nach einer starken Vorstellung im Qualifying schien ein Podestplatz zumindest für Michael Schumacher in Reichweite - doch am Ende stand die deutsche Nationalmannschaft des Motorsports ohne Punkte da.

Dem von Platz vier gestarteten Rekordweltmeister machte ein Getriebeschaden einen Strich durch die Rechnung. Nico Rosberg hatte nach einem brillanten Start mit hohem Reifenverschleiß zu kämpfen und wurde durch einen Plattfuß in der Schlussrunde aus den Punkten bugsiert.

Schumacher reist trotz des letzten Endes ernüchternden Resultats von Australien mit vielen positiven Eindrücken zu dem Rennen auf dem Sepang International Circuit. Der 43-Jährige glaubt, erstmals seit seinem Formel-1-Comeback im Jahr 2010 in einem wettbewerbsfähigen Auto zu sitzen. "Nach der ersten Enttäuschung wegen des Rennverlaufs fliege ich mit großer Vorfreude nach Malaysia, denn wir haben in Melbourne gesehen, dass wir ein Auto in den Händen halten, das uns die Chance zum Kämpfen gibt", sagte er.

In Melbourne schied Michael Schumacher mit einem Getriebeschaden aus, Foto: Sutton
In Melbourne schied Michael Schumacher mit einem Getriebeschaden aus, Foto: Sutton

Der Zweikampf, den er sich auf den ersten Runden in Melbourne mit seinem Kumpel Sebastian Vettel leistete, könnte ein kleiner Vorgeschmack darauf sein, was sich der Altmeister darunter vorstellt. Schumacher gab aber auch zu bedenken, dass der untypische Stadtkurs in Melbourne nicht unbedingt ein Gradmesser für die Leistungsstärke sei.

Der Grand Prix in Südostasien hingegen werde erste Rückschlüsse zulassen. "Die Strecke in Sepang wiederum ist vor allem deshalb so interessant für uns alle, weil sie uns den ersten richtigen Anhaltspunkt für die wahre Stärke der Autos gibt", erklärte der Mercedes-Star. "Die Strecke mit ihren langsamen und schnellen Kurvenpassagen liefert einen guten Hinweis darüber, wo man steht, daher ist das Rennen in Malaysia immer sehr spannend für uns Fahrer und die Ingenieure."

Auch Rosberg bewahrte sich vor dem WM-Lauf in Malaysia seinen Optimismus. "Ich freue mich immer sehr auf den Grand Prix in Malaysia. Sepang ist eine meiner Lieblingsstrecken im Rennkalender", meinte der 26-Jährige. "Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Performance hier steigern können". Die Streckeneigenschaften, so die Einschätzung Rosbergs, dürften den Mercedes-Piloten entgegenkommen. "Es gibt zwei lange Geraden, was uns in diesem Jahr liegen sollte. Aufgrund der hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit erwarten uns wie immer sehr fordernde Bedingungen", prophezeite der Jüngere der beiden Mercedes-Fahrer.

Dass die klimatischen Extreme als Ausrede herhalten müssen, ist allerdings nicht zu erwarten. Ein weiteres Rennwochenende ohne Punkte ist in der Planung der Silbernen nicht vorgesehen. Teamchef Ross Brawn kündigte eine arbeitsintensive und erfolgreiche Woche an, mit der der deutsche Vorzeige-Rennstall das enttäuschende Ergebnis von Melbourne vergessen machen will. "Trotz eines positiven Beginns verlief das Rennwochenende nicht wie wir es uns erhofft hatten", sagte Brawn. "Es lag und liegt noch viel harte Arbeit vor uns, bevor wir in Malaysia wieder auf die Strecke gehen. Die Basis unseres Autos ist gut, nun liegt es an uns, die Performance zu optimieren und das Potential auf der Strecke auszuschöpfen."

Nach einem Reifenschaden belegte Nico Rosberg in Melbourne Platz 12, Foto: Sutton
Nach einem Reifenschaden belegte Nico Rosberg in Melbourne Platz 12, Foto: Sutton

Dafür ist es allerdings unerlässlich, den Grund für den unerwartet hohen Reifenabbau bei Rosberg ausfindig zu machen - gerade bei einer Strecke wie der in Sepang, die in dem Ruf steht, ein regelrechter Reifenmörder zu sein. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug betonte, dass das Team derzeit keinen Stein umgedreht lasse, um das Problem in den Griff zu bekommen. "Nicos Rundenzeiten litten unter einem höheren Hinterreifenverschleiß, als Pirelli und wir bei allen Testfahrten und den Trainingssitzungen in Melbourne feststellen konnten", sagte der 59-Jährige. "Während der Woche vor dem nächsten Rennen in Malaysia arbeitet unser Team daran, dies zu verstehen und wenn möglich abzustellen."

Sollte es gelingen, dem Boliden die Kinderkrankheiten auszutreiben, rechnet Haug mit einem erfolgreichen Rennen in Sepang. "Im Qualifying und am Start hat das neue Auto Potential gezeigt", sagte der Vorgesetze von Schumacher und Rosberg. "Wir werden konzentriert daran arbeiten, um dieses auch im Rennen in gute Ergebnisse umsetzen zu können." Als gutes Omen wertete er die Tatsache, dass Mercedes auf dem Kurs in der Nähe von Kuala Lumpur der erste Heim-Grand-Prix der Saison bevorsteht. "Der Malaysia-Grand-Prix ist eines unserer drei Heimrennen. Unser Partner Petronas hat sein Hauptquartier in Kuala Lumpur", erklärte Haug.