Jede Seite zufrieden zu stellen ist unmöglich. Diese Erfahrung musste in der abgelaufenen Formel-1-Saison auch Pirelli machen. Zu Saisonbeginn wurde der italienische Reifenlieferant noch dafür kritisiert, zu weiche Reifen zu produzieren. Ende des Jahres lautete die Kritik hingegen, dass Pirelli zu konservativ agiere. Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery gab nun zu, von der Kritik überrascht worden zu sein.

"Ende der Saison war es schon etwas befremdlich, dafür kritisiert zu werden, dass man zu konservativ sei. Am Anfang des Jahres sagte noch jeder, wir wären zu weit in die andere Richtung gegangen", erklärte Hembery mit einigen Monaten Abstand. Seiner Meinung nach hätte Pirelli die Vorgaben für die erste Saison nach einer zwanzigjährigen Pause erfüllt. "Alles in allem sind wir zufrieden. Wir müssen nun versuchen, das im Jahr 2012 zu wiederholen."

Mit dem Comeback-Jahr kann Pirelli zufrieden sein, Foto: Sutton
Mit dem Comeback-Jahr kann Pirelli zufrieden sein, Foto: Sutton

Laut Hembery könne man nur erahnen, wie schwierig es ist, einen Reifen zu produzieren, der, wie gefordert, drei Reifenwechsel während eines Grand Prix ermöglicht. "Zwanzig Strecken, zwölf verschiedene Chassis und vierundzwanzig verschiedene Fahrer. Das alles in eine Balance mit unseren vier Mischungen zu bringen, war extrem schwierig." Für die kommende Saison steht für Pirelli eine weitere Herausforderung ins Haus: Pirelli soll die Markierungen der verschiedenen Reifenmischungen verbessern, um für den Zuschauer die Unterscheidung zu erleichtern.

Breitere Reifenmarkierungen

"Wir haben bereits in Singapur Änderungen vorgenommen und eine andere Form der Markierung angebracht. Zukünftig werden wir die Markierungen auf den Reifen verbreitern. Wir glauben, dass das dabei helfen wird, zu erkennen, welches Auto mit welchen Reifen unterwegs ist", beschreibt Hembery die Änderungen. Zusätzlich arbeite Pirelli mit der FOM zusammen, um Grafiken einzublenden, anhand derer der Zuschauer die Reifenmischungen der Autos erkennen kann. "Wir müssen allerdings bis nach dem ersten Rennen abwarten, um zu sehen, ob das wirklich funktioniert hat."

Auch die Arbeit an den Mischungen für 2012 sei laut Paul Hembery so gut wie abgeschlossen. "Die harte, die medium und die weiche Mischung werden sich ändern. Die Mischungen rücken von der Performance her enger zusammen und werden gleichzeitig schneller." Dazu hat Pirelli die Struktur der hinteren Pneus geändert und versucht, an der Konstruktion zu arbeiten. Dies geschieht auch im Hinblick darauf, dass kommende Saison geringerer Abtrieb als bisher erwartet wird.

Bei Pirelli sind inzwischen alle Rennstrecken bekannt. "Deshalb können wir auch aggressivere Mischungen zu jedem Rennen liefern." Die Aussage von Martin Whitmarsh in Brasilien, in der er Pirelli aufgefordert hat, die Grenzen weiter zu verschieben und die Teams herauszufordern, ist für Pirelli eine willkommene Einladung, die der Reifenhersteller gerne annimmt.