Pro: Konkurrenz machtlos gegen Dominanz

von Kerstin Hasenbichler

Red Bull Racing dominierte die Saison 2011 und entschied jeweils Fahrer- und Konstrukteurstitel vorzeitig für sich. In 18 von 19 Rennen stand jeweils ein Red Bull-Pilot auf der Pole Position. 11 Mal gewann Sebastian Vettel, einmal Mark Webber. Insgesamt standen beide Fahrer 27 Mal auf dem Podium. Die Konkurrenz stand dieser Dominanz machtlos gegenüber.

Vettel gewann elf Rennen, Foto: Sutton
Vettel gewann elf Rennen, Foto: Sutton

Mit dem RB7 gelang Adrian Newey wieder einmal ein Meisterstück. Der Wagen war schnell und wenn im Qualifying doch einmal die nötigen Hundertstel zur Pole Position fehlten, holte Vettel diese mit einer beeindruckenden Fahrt heraus. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger war der RB7 auch auf jenen Strecken schnell, wo man 2010 keinerlei Aussicht auf den Sieg hatte.

Zudem schockte Red Bull Racing die Konkurrenz zu Saisonbeginn mit dem angeblasenen Diffusor. McLaren, Ferrari & Co. bauten das System zwar nach, doch bei keinem Team funktionierte der angeblasene Diffusor über die Saison hinweg so perfekt wie bei Red Bull Racing.

Gleichzeitig präsentierte sich der RB7 zuverlässig wie ein Uhrwerk. Vettel sah nur einmal nicht die Zielflagge und zwar in Abu Dabi, wo ein Reifenschaden ihn einen weiteren Rennsieg kostete. "Wir hatten eine so erstaunliche Saison. Es wäre vermessen, sich über diesen einen Ausfall aufzuregen", betonte Vettel. Auch Webbers einziger Ausfall 2011 lag nicht in einem technischen Defekt begründet. Der Australier flog nach einer Berührung während des Italien-GP auf dem Weg in die Boxengasse in der Parabolica ab.

Contra: Nicht alles Gold, was glänzt

von Stephan Heublein

Es scheint kaum eine Tabelle, eine Wertung oder einen Rekord zu geben, die Red Bull und Sebastian Vettel in der Saison 2011 nicht anführten, gewannen oder brachen. Doch wie es eben so ist, gibt es auch an nahezu perfekten Jahren immer noch ein klein bisschen auszusetzen - oder zumindest zu verbessern.

Webber glänzte nicht immer, Foto: Red Bull
Webber glänzte nicht immer, Foto: Red Bull

Red Bull merzte die krassen Zuverlässigkeitsprobleme der Saison 2010 in der vergangenen Saison weitestgehend aus, doch zu 100% standfest war selbst der RB7 nicht - immerhin streikte das KERS von Vettel und Mark Webber viel öfter, als es ihnen lieb war. Mit einem weniger überlegenen Auto oder besserer Konkurrenz hätte das einige Siege kosten können.

Auch tappte Red Bull bei den wenigen Problemen recht häufig im Dunkeln und wusste nicht so recht, was denn am Ausfall schuld gewesen war: Vettels Reifenschaden von Abu Dhabi ging als ungelöstes Mysterium in die F1-Geschichte ein, wie er in Brasilien mit seinem Getriebeproblem überhaupt die Zielflagge erreichen konnte, war dem Team ein Rätsel und bei den KERS-Problemen ging der Mannschaft auch nie so wirklich ein Lichtlein auf. Für ein Topteam ist das fast ein wenig zu viel Unwissenheit.

Gleichzeitig war die Performance von Webber alles andere als glänzend. Während sein Teamkollege mit dem gleichen Auto Kreise um die Konkurrenz fuhr, gelang Webber nur ein Sieg im bedeutungslosen letzten Rennen; Doppelsiege gab es insgesamt nur drei. Mit Vettels Punkten alleine hätte Red Bull den dritten Platz in der Konstrukteurswertung vor Ferrari belegt. Webber ließ also noch viel Luft nach oben.