Für Karun Chandhok zahlte sich die viele Freizeit im Rahmen des Großen Preises von Brasilien aus - der Lotus-Testfahrer konnte sich einmal in Ruhe Zeit nehmen, um die verschiedenen Fahrstile seiner Kollegen zu analysieren. Bei seinem Rundgang um die Strecke nahm der Inder mehrere Schlüsselstellen unter die Lupe und machte auf Grund seiner Erfahrung doch den ein oder anderen größeren Unterschied aus. "Das war mein erster Besuch in Brasilien - während ich von der Stadt Sao Paulo selbst nicht so ein großer Fan war, muss ich aber sagen, dass ich Interlagos wirklich großartig fand", verriet Chandhok.

"Es ist ein schöner alter Kurs und man kann ab dem Moment der Ankunft all die Geschichte dort spüren", meinte der Lotus-Fahrer, der anfügte: "Es war erst das zweite Mal, dass ich in diesem Jahr einmal raus an die Strecke gelaufen bin, weil es dort wirklich tolle Plätze zum Zuschauen gibt. Es war unglaublich, wie viel man mit einem geschulten Auge auch von außen doch beobachten kann." Besonders beeindruckt habe ihn der stilistische Unterschied zwischen den beiden McLaren-Piloten in den langsameren Kurven.

Alonso aggressiv aber kontolliert

Schlüsselstelle Senna S - für Karun Chandhok äußerst aufschlussreich, Foto: Red Bull
Schlüsselstelle Senna S - für Karun Chandhok äußerst aufschlussreich, Foto: Red Bull

"An der Stelle, wo die Autos bergab in das Senna S fahren, wählte Jenson immer früh eine Linie weit links, ging sehr vorsichtig mit dem Blockieren der Räder um und wählte dann ganz präzise genau den richtigen Moment, um behutsam das Gewicht auf die andere Seite zu verlagern und nach rechts zu lenken. Bei Lewis konnte man hingegen sehen, wie das Heck des Autos richtiggehend zuschnappte und seine Hände sägten - man hatte aber trotzdem nie das Gefühl, dass es außer Kontrolle wäre. In der Tat ging die Front des Autos Runde für Runde genau an derselben Stelle herunter, was wiederrum zeigt, dass er das mit Absicht und gewollt so gemacht hat", erklärte Chandhok seine Beobachtungen.

"Fernando ist hingegen sehr aggressiv und greift immer an - trotzdem war es in jeder Runde sehr kontrolliert. Wenn er aus Kurve zwei herauskam und hart durch die dritte Kurve hinausbeschleunigte, konnte man sehen, wie das Heck des Ferraris ausbrechen wollte - der Spanier hatte die Balance zwischen Gas und Steuerung aber immer voll unter Kontrolle, nur um am Ende auf dem Kerb schließlich weiter hinaus zu fahren als jeder andere und Vollgas zu geben", so der Lotus-Tester. "Die Mercedes-Boliden sahen immer so aus, als hätten sie besonders in den ganz schnellen Kurven mit Untersteuern zu kämpfen. Die Fahrer mussten immer ein bisschen länger warten, bis sie wieder aufs Gas steigen konnten."

Interessant sei auch das Verhalten des konzeptionell ganz anders designten R31 von Lotus-Renault gewesen, der seinen Auspuff auf Höhe der Seitenkästen hat. "Von außen sah es so aus, als würden beiden Piloten mehr mit der Traktion zu kämpfen haben, als alle anderen. In den schnellen Kurven sah das Auto aber nicht viel anders aus, als die Top-Teams", meinte Chandhok erstaunt. "In den langsamen Bereichen und Haarnadelkurven war jedoch zu erkennen, dass die Fahrer die Linie wechseln mussten, um sicherzugehen, die Kurve auch zu kriegen - anschließend mussten sie das Lenkrad so schnell wie möglich wieder gerade halten, um gut herausbeschleunigen zu können."