"No risk, no fun" lautet ein viel zitiertes Motto, es bekommt aber einen mehr als makabren Beigeschmack, wenn man an die tödlichen Unfälle von Dan Wheldon und Marco Simoncelli denkt, die sich vor Kurzem ereigneten. Solche Tragödien verankern sich tief in den Köpfen der Menschen. Man ist von den Vorfällen schockiert, bekundet seine Trauer und erinnert sich daran, wie plötzlich ein Mensch aus dem Leben gerissen werden kann.

Dan Wheldon hatte bei dem Unglück keine Chance und wurde aus dem Leben gerissen, Foto: Sutton
Dan Wheldon hatte bei dem Unglück keine Chance und wurde aus dem Leben gerissen, Foto: Sutton

In dieser Zeit wird sich auch eingehend mit der Sicherheitsfrage im Motorsport beschäftigt. Dies ist ein wichtiger Prozess und für die Zukunft des Sports essentiell von Bedeutung. Nur geschieht dies zu einem Zeitpunkt, an dem sich bereits solch verheerenden Unfälle ereignet haben deutlich zu spät. Besonders die Massenkollision, zu der es beim IndyCar-Rennen in Las Vegas kam, hätte durch umfassende Überlegungen zum Thema Sicherheit verhindert werden können. Es war offensichtlich, dass das Oval, auf dem gefahren wurde, für solch eine hohe Anzahl an Fahrzeugen zu klein und die Austragung des Rennens somit unverantwortlich war.

Die Tatsache, dass die IndyCar-Serie im nächsten Jahr neue, sicherere Fahrzeuge einführt, hilft da wenig weiter. Wenn man sich über Sicherheitsmängel bewusst ist, müssen diese sofort beseitigt werden und dann müssen nun einmal auch wirtschaftliche Verluste erduldet und ein bedenkliches Rennen absagt werden. Nur so kann man menschliche Verluste verhindern. Die Sicherheit der Fahrer und aller anderen Beteiligten sollte immer die höchste Priorität haben.

Marco Simoncellis tödlicher Unfall war nur der Gipfel des Eisbergs mehrerer schwerer Stürze in der MotoGP, Foto: Milagro
Marco Simoncellis tödlicher Unfall war nur der Gipfel des Eisbergs mehrerer schwerer Stürze in der MotoGP, Foto: Milagro

Der tödliche Unfall von Marco Simoncelli fährt einem eiskalt in die Glieder. Kaum einer rechnet im modernen Motorradrennsport noch mit Todesfällen. Dabei ist erst vor einem Jahr der Japaner Shoya Tomzawa bei einem Moto2-Rennen tödlich verunglückt. Und auch sonst häufen sich die Stürze und die Verletzungen. Das Starterfeld der MotoGP gleicht zurzeit immer mehr einem Lazarett.

Gefahren müssen abgewogen werden

Umso dringlicher müssen sich sowohl die Verantwortlichen als auch die Fahrer mit Sicherheitsaspekten befassen. Die schweren Unfälle der letzten Wochen dürfen dabei nicht nur zu erhöhten Sicherheitsmaßnahmen in den betroffenen Rennserien führen, sondern müssen gleichzeitig auch als Weckruf für den gesamten Motorsportbereich dienen.

Ein erhöhtes Sicherheitsdenken ist für die Zukunft des Sports, nicht nur aus Sicht des Schutzes der Fahrer, sondern auch in kommerzieller Hinsicht von höchster Bedeutung. Schließlich möchte sich niemand von einem Sport begeistern, dem regelmäßig Menschenleben zum Opfer fallen. Gleichzeitig muss auch an die Nachwuchssicherung gedacht werden: Welche Eltern würden ihre Kinder nach solch schrecklichen Bildern noch bei einer Motorsport-Karriere unterstützen?

Dabei gehen die Gefahren auch immer von den Fahrern selbst aus. Jedem, der Motorsport betreibt, sollte bewusst sein, dass er sich damit gewissen Risiken aussetzt. Doch darf man diese Risiken auch nicht herausfordern. Stattdessen sollte es aus Fahrersicht darum gehen, einen Kompromiss aus einer sicheren Fahrweise und Wettbewerbsfähigkeit zu finden. Leider lässt so manch einer auf der Rennstrecke jegliche Sicherheitsbedenken links liegen. Dann zählt einzig und allein das verbissene Attackieren.

Jeder Beteiligte ist gefragt

Diese Herangehensweise ist auch durchaus richtig. Wer sich beim Motorsport darüber Gedanken macht, ob er nicht vielleicht zu schnell unterwegs ist, hat sich zweifelsohne die falsche Sportart ausgesucht. Trotzdem muss das Attackieren irgendwann ein Ende nehmen. Wer kurz vor Kurveneingang noch innen hineinhält, während der andere schon einlenkt oder auf seinem Motorrad regelmäßig zu späte Bremspunkte wählt, ist sprichwörtlich lebensmüde.

Selbst in der Formel 1 ist man vor schweren Unfällen nicht geschützt, Foto: Sutton
Selbst in der Formel 1 ist man vor schweren Unfällen nicht geschützt, Foto: Sutton

Obwohl die Sicherheitsvorkehrungen, speziell in der Formel 1, schon sehr weit ausgeprägt sind und es heutzutage zu deutlich weniger schwerwiegenden Unfällen als noch zu früheren Zeiten kommt, sind auch die Konstrukteure und Streckenbesitzer gefragt, mehr Sicherheit zu gewährleisten. Denn oftmals lassen sich schwere Unfälle trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht vermeiden. In diesem Fall kommt es auf die Sicherheit des jeweiligen Fahrzeuges und auf die der jeweiligen Rennstrecke an.

Der Unfall, den Mike Rockenfeller bei den 24 Stunden von Le Mans erlitt, ging unter die Haut. Doch war Rockenfeller in seinem Audi R18 derartig geschützt, dass er das komplett zerstörte Fahrzeug mit nur leichten Verletzungen verlassen konnte. Solche Sicherheitsstandards sind für jede Rennserie und für jeden Hersteller erstrebenswert.

Fahrer, Teamchefs, Mechaniker, Reifenhersteller, Streckenbesitzer, Veranstalter, Funktionäre usw. sind nun gefragt, sich sprichwörtlich gemeinsam an einem Tisch zu setzen und über die Sicherheit zu debattieren, bis es zu konkreten Resultaten kommt. Besonders Sicherheitsaspekte sind nie vollendet und müssen immer weiter perfektioniert werden. Denn selbst in der Formel 1, die auch auf dem Gebiet der Sicherheit sehr fortschrittlich ist, sind tödliche Unfälle noch möglich.