Die Rundenzeiten während der Trainings in Korea fielen wortwörtlich ins Wasser. Nicht die dominanten Auftritte von Jenson Button und Lewis Hamilton sorgten für Gesprächsstoff, sondern vielmehr die Ausfahrt der Boxengasse entlang Kurve eins. Das bekam Jaime Alguersuari hautnah zu spüren, als Nico Rosberg die Linie verlor, nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und in den Toro-Rosso-Piloten rauschte. Diese Kollision brachte das Fass im Fahrerlager offenbar zum Überlaufen.

In einer Sitzung am Freitag nach den Trainings beschlossen die Fahrer samt Charlie Whiting, dass die potentielle Gefahr per Warnsignal entschärft werden soll. So werden auf der Hauptgeraden weisse Lichtanlagen angebracht, die die Piloten rechtzeitig warnen, wenn ein anderer die Boxenausfahrt verlässt. Gleichfalls sollen blaue Lichter in der Boxengasse dafür sorgen, dass heraus fahrende Piloten nicht völlig im Dunkeln stehen, wenn sie wieder auf die Strecke abbiegen.

Das Problem auf dem Korea International Circuit: Die Boxenausfahrt befindet sich auf Höhe von Kurve 1. Wenn ein Fahrer in der Kurve die Kontrolle verliert und zu weit nach außen abdriftet, räumt er möglichweise einen Rivalen ab, der in diesem Moment die Boxengasse verlässt. Der Herausfahrende kann aufgrund des Blickwinkels nicht einmal versuchen, auf das Unheil zu reagieren. "Im Moment ist es für einen Fahrer nicht einfach, sich in einer Kollision wiederzufinden, ohne etwas dagegen getan zu haben, denn ich sah Nico kaum", beschreibt Alguersuari die Situation.

Im Fahrerlager ist man sich einig, dass Rosberg und Alguersuari einfach Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein - Fehlerzuweisung findet nicht statt. "Es waren nicht gerade glückliche Umstände", meint auch der Mercedes-Pilot. "Es kam einfach alles zusammen. Alguersuari ist genau im falschen Moment herausgekommen." Rosberg kassierte für den Zwischenfall anschließend 10.000 Euro Strafe (5.000 auf Bewährung) - allerdings nicht aufgrund der Kollision, sondern weil er schlichtweg zu spät bei den Renn-Stewards auftauchte.

Das angedachte Warnsystem kann zwar keine Unfälle an dieser kritischen Stelle vermeiden, doch zumindest die Fahrer dazu auffordern, wachsam zu sein. Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die Fahrer über die Boxengassen-Ausfahrt beschwert, doch passiert ist nichts. Theoretisch hätte man den Ausgang auch in Richtung Kurve 2 verlegen können, doch innerhalb eines Wochenendes ist das natürlich nicht zu schaffen - deshalb die alternative Lichtanlage.

"Die Boxenausfahrt ist schon ein bisschen blöd, denn du wirst mitten in den Verkehr reingespült", erklärt Christian Danner im Gespräch mit Motorsport-Magazin die Problematik. Als definitiv nicht gut bezeichnet Lewis Hamilton die heikle Ausfahrt. "Man fährt einfach die normale Linie und wenn jemand durch die Kurve kommt, kann man mit ihm kollidieren, weil er dich nicht sieht und du auch nicht genügend Zeit hast, um ihn zu sehen", sagt der McLaren-Pilot.

Am Samstag und Sonntag soll es zwar nicht regnen, was das Risiko eines Spins aus der ersten Kurve heraus vermindert, doch falls es doch wieder regnen sollte, beschreibt Vitaly Petrov das Horror-Szenario: "Könnt ihr euch vorstellen, wenn ich das Auto im Rennen im Nassen verliere? Ich knalle in ihn rein und bei 300 km/h könnte ich Probleme mit der Bremse haben."

Dass es in Korea an dieser Stelle zu einem Unfall kommen würde, ist für Christian Horner keine allzu große Überraschung. "Es war das Gesetz des Durchschnitts, dass etwas passieren würde", glaubt der Red-Bull-Teamchef. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Durchschnitt im weiteren Verlauf des Wochenendes eine Ausnahme macht.