Action und eine Menge Aufregung. Wie hat ihnen das Rennen gefallen?
Martin Brundle: Ich habe es wirklich genossen. Es gab in den ersten Runden so viele Führungswechsel. Nico hat die Führung übernommen und die Fahrer in den Top-Autos mussten wegen der Blasenbildung auf ihre Reifen aufpassen. Und es gab so viele gute Überholmanöver, wie beispielsweise von Button, der durch das Feld gepflügt ist, oder auch von Schumacher, der 24 auf fünf vorgefahren ist. Es gab auch viele Berührungen und einige tollpatschige Manöver in der ersten Kurve, was natürlich nicht so beeindruckend war. Im Rest des Rennens haben wir meiner Meinung nach aber ganz herausragende Leistungen gesehen. Es war einfach ein sehr spannendes Rennen. Und Sebastian Vettel gelingt es irgendwie immer, dem ganzen Chaos da vorne an der Spitze einfach davonzufahren.

Auch wenn Vettel sich in der Meisterschaft nun immer weiter absetzt - denken Sie, dass die WM und die Rennen trotzdem noch spannend sind?
Martin Brundle: Ja, auf jeden Fall. Das ist das zwölfte Rennen des Jahres gewesen und meiner Meinung nach, waren zehn davon absolut atemberaubend. Mir hat das sehr gefallen.

Bei welchen beiden Rennen war das nicht der Fall?
Martin Brundle: Ich glaube Australien war nicht so gut und auch an Valencia erinnere ich mich. Der Rest war aber wirklich immer am Limit - sowohl was die Strategie und die Überholmanöver betraf, als auch in Bezug darauf, was noch so alles passierte. Ich denke, es ist eine klasse Formel-1-Saison. Sebastian hat schon anderthalb Hände am WM-Pokal. Wir dürfen aber noch viel erwarten, denn auch die Strecken, die noch kommen, sind einfach hervorragend.

Was ist mit Michael Schumacher? 20 Jahre Formel 1 und heute hat er gezeigt, dass er noch kein Rentner ist.
Martin Brundle: Absolut. Er wurde auch in Kanada schon Vierter und hätte dort auf dem Podium stehen können. Er hat also schon gezeigt, dass er noch den Speed, Mut und das strategische Verständnis hat, um hier vom Ende des Feldes nach vorne zu kommen. Das war beeindruckend. Er hat Rosberg mit einer anderen Strategie geschlagen und sich in den ersten Runden aus allem Ärger herausgehalten. Ich habe mir seine erste Runde gerade aus der Cockpit-Perspektive angesehen - das war verrückt. Er hat das sehr gut gemacht und so viele Zwischenfälle vermieden.

Jemand der heute kein Rennen gefahren ist, war Nick Heidfeld. Hat er seinen Platz schon ganz verloren?
Martin Brundle: Nun, man muss sich den Vertrag ansehen, um das beurteilen zu können. Das Team hat jedoch gesagt, dass sie sich im Abwärtstrend befinden und das unbedingt ändern wollen. Er war ja ohnehin nur der Ersatzmann für Kubica. Trotzdem sieht der ganze Umgang für mich ein bisschen unsauber und verwirrend aus. Man muss aber sagen: Wenn sie Nick später im Jahr noch im Auto haben wollen, warum sollten sie ihn dann jetzt herausnehmen? Entweder geht es um finanzielle Dinge oder das Team ist eben nicht mit seiner Leistung zufrieden. Das muss man dann schon ernst nehmen, würde ich einmal sagen.

Wie denken Sie darüber? Nick hat immerhin zwei Punkte mehr geholt als sein Teamkollege.
Martin Brundle: Nick hat einen soliden Job abgeliefert. Petrov hat sich aber auch gesteigert. Sind wir doch einmal ehrlich: Wir kennen Nick seit vielen Jahren und man wusste bei ihm genau, was man bekommt. Eine sehr respektable Leistung. Er wird allerdings nicht die Welt entflammen und er wird auch niemals der Mann an der Spitze sein, der die Risiken eingeht. Das ist nicht sein Stil. Ich glaube, dass er solide Arbeit abgeliefert hat, aber scheinbar hatte man andere Gründe, Senna ins Auto zu setzen.