Es dauerte äußerst lange, bis die Teams und Fans am Sonntag in Montreal wussten, dass Jenson Button seinen ersten Saisonsieg eingefahren hat. Dank des Wetters gab es viele Safety-Car-Phasen und eine lange Unterbrechung, womit der Grand Prix zu einem Zweiteiler wurde. Aufgrund des Wetters gab es auch einiges an Chaos, lediglich Sebastian Vettel hielt sich lange schadlos, fuhr eine starke Regenpace, konnte sich so trotz der Safety-Car-Phasen an der Spitze behaupten und fuhr damit lange einem Sieg entgegen.
Doch Jenson Button drehte am Ende des Rennens noch auf, konnte sich erst Mark Webber, dann Michael Schumacher schnappten und setzte Vettel nach. Der Deutsche schien zunächst auch reagieren zu können, obwohl Button mit Riesenschritten heraneilte. Bis zur letzten Runde war Vettel noch auf Siegkurs, doch dann folgte ein Fehler Vettels, er verlor das Heck seines Autos und Button ging vorbei. Spannend war aber nicht nur der Kampf ganz vorne, sondern auch der Kampf um die Podestplätze, bei dem der spätere Rennsieger auch lange mitgespielt hatte. Dabei mitgemischt hatten neben Button auch Mark Webber, Michael Schumacher, Felipe Massa; Kamui Kobayashi und auch Nick Heidfeld.
Heidfeld flog ab
Heidfelds Jagd war in Runde 56 zu Ende, da er sich an Kobayashis Heck den Frontflügel beschädigte, ihn schließlich ganz verlor und abflog. Damit löste er das letzte Safety Car aus, während der die Marshalls die Teile von der Strecke räumen wollten und dabei den noch fahrenden Autos ausweichen mussten, was teilweise haarig war. Das Feld rückte dadurch noch ein letztes Mal zusammen und Vettel verlor dabei seinen Vorsprung. Massa hatte sich kurz vor Heidfelds Abflug selbst die Nase beschädigt, als er mit Slicks beim Überrunden die Ideallinie verließ, ins Nasse kam und in der Absperrung einschlug. Sein Rennen ging allerdings weiter und endete auf Position sechs.
Blieben Schumacher, Webber und Button, die lange aktiv um zwei und drei fuhren. Schumacher hatte vor allem im Regen geglänzt und sich dort Platz um Platz nach vorne gearbeitet. Auf Slicks hatte er dann kaum eine Chance, auch wenn er sich wacker wehrte. Sobald DRS aber wieder erlaubt war, drohte die Konkurrenz an ihm vorbeizufliegen. Webbers erster Versuch misslang allerdings, er musste die Schikane abschneiden und gab den Platz danach wieder zurück. Im zweiten Anlauf verschätzte sich Webber wieder und Button konnte sich Platz drei schnappen.
Button holt sich Schumacher
Kurz darauf überholte Button dann den Rekordweltmeister und sicherte sich so Platz zwei, bevor er Vettel nachsetzte. Dahinter war Webber auch bald an Schumacher vorbei und damit ging der Podestplatz für den Mercedes-Piloten doch noch verloren. Mercedes Sportchef Norbert Haug war dennoch nicht unglücklich. "Ein Krimi - was für ein Rennen! Eine klasse Leistung von Michael und als Vierter hat er heute zumindest am Podium geschnuppert - eine wirklich gute Fahrt und starke Teamleistung", sagte Haug.
Vitaly Petrov erreichte Platz fünf, hinter Massa holte Kobayashi die siebte Position. Punkte gab es noch für Jaime Alguersuari, Rubens Barrichello und Sebastien Buemi. Nico Rosberg wurde Elfter, Timo Glock 16., Adrian Sutil war ausgeschieden. Der Force India Pilot hatte relativ viel Feindkontakt und das hielt sein Auto irgendwann nicht mehr aus. Pastor Maldonado, Fernando Alonso, Heikki Kovalainen und Lewis Hamilton hatten das Ziel ebenfalls nicht gesehen.
An Alonsos Ausfall war auch Button beteiligt. Der Brite wollte innen am Spanier vorbei und touchierte den Ferrari des Spaniers, womit der abflog, während der McLaren mit Plattfuß an die Box rollen und weiterfahren konnte. Die Stewards kündigten an, die Sache nach dem Rennen noch untersuchen zu wollen. Es könnte sich also vielleicht noch etwas am Rennergebnis ändern. Neben Button werden auch di Resta, Sutil und Rosberg noch bei den Stewards vorstellig werden müssen, weil es Zwischenfälle gegeben hatte.
Der erste Teil
Gefahren wurde das Rennen in zwei Teilen, weil der Regen zwischendurch so stark war, dass die Rennleitung sich zu einer längeren Unterbrechung durchrang. Bis dahin war bereits viel passiert. Vorne hatte Vettel alles im Griff gehabt, dahinter hatte sich aber einiges abgespielt. Für viel Aufsehen sorgte dabei abermals Hamilton, der einige Berührungen hatte. Der Start war hinter dem Safety Car erfolgt, als das Rennen dann freigegeben wurde, drehte Hamilton gleich einmal Webber um, wodurch der Australier bis auf Platz 14 zurückfiel. Strafe bekam der McLaren-Pilot dafür keine.
Hamilton verlor ebenfalls an Boden und steckte erst hinter Schumacher und dann, nach einem Fahrfehler im Zweikampf mit dem Rekordweltmeister, hinter seinem Teamkollegen Button fest. Den wollte er in Runde sieben angreifen, dabei wählte er die linke Seite, Button zog aber auch nach links. Es kam zum Kontakt, was Hamilton mit der Boxenmauer touchieren ließ und ihn aus dem Rennen warf. Button funkte: "What is he doing [Was macht er]?" Hamilton versuchte, das Auto noch Richtung Box zu fahren, musste letztendlich aber an einer ungünstigen Stelle parken, wodurch das Safety Car wieder zum Einsatz kam. Das nutzte Button, um auf Intermediates zu wechseln, da es vorerst nicht oder nur leicht regnete.
Button erhielt Durchfahrts-Strafe
Mit den weniger tief profilierten Gummis fuhr er auch ordentliche Zeiten, allerdings erhielt er eine Durchfahrts-Strafe, weil er unter Safety Car Bedingungen zu schnell gefahren war. Dennoch arbeitete er sich immer weiter nach vorne. Auch andere setzten auf Intermediates, während Webber Probleme beim Runterschalten plagten, die er mit einem Lenkrad-Wechsel beheben wollte. Doch die Intermediate-Fahrer hatten verzockt, denn der Regen zog wieder an und wurde immer stärker, was letztendlich zur Unterbrechung führte.
Zu dem Zeitpunkt lag Vettel vor Kobayashi, Massa, Heidfeld, Petrov, di Resta, Webber, Alonso, de la Rosa und Button. Die Mercedes waren nach einem starken Auftakt und einigen guten Überholmanövern wegen zweier Reifenstopps auf elf und zwölf, statt nahe an der Spitze. Sie hatten kurz vor dem Abbruch noch gewechselt. Ausgefallen war bis dahin nur Hamilton, der sich darauf freuen konnte, dass seine Kollision mit Button nach dem Rennen untersucht werden sollte.
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