Er war eine der positiven Überraschungen des Monaco-Qualifyings, doch plötzlich war Sergio Perez' Vordringen in die Top-10 der Startaufstellung nur noch eine banale Nebensache: Gut zweieinhalb Minuten vor dem Ende des Qualifyings krachte der Mexikaner mit seinem Sauber ausgangs des Tunnels rechts in die Leutplanken und rutschte dann seitwärts geradeaus in jene Mauer, die auch schon Jenson Button und Karl Wendlinger schmerzhaft zu spüren bekamen.

"Ich war 2003 dort der letzte Fahrer, der dort reingekracht ist", erinnert sich Button. "Ich weiß, wie das ist und hoffe, dass es Sergio soweit gut geht." Im Gegensatz zu Buttons Unfall ist die Stelle heute mit neuartigen Sicherheitsbarrieren abgesichert, die bei solchen Unfällen die Energie besser absorbieren sollen.

Leitplanken als Schutz

Sergio Perez knallte seitlich in die Streckenbegrenzung, Foto: Sutton
Sergio Perez knallte seitlich in die Streckenbegrenzung, Foto: Sutton

Schon lange wird diskutiert, ob Mauer, Leitplanke oder Reifenstapel die sicherste Streckenbegrenzung ist. Eine allgemein gültige Antwort gibt es nicht, aber eine langjährige Empfehlung der FIA lautete: Streckenteile, bei denen die Autos bei einem Unfall in einem Winkel von weniger als 30 Grad aufprallen, sollen durch eine glatte, durchlaufende Begrenzung gesichert sein. Im günstigsten Fall gleiten die Autos an dieser Mauer oder Leitplanke entlang, die Aufprallenergie wird abgebaut. Bei Stellen, an denen größere Aufprallwinkel zu erwarten sind, kommen Reifenstapel zum Einsatz, die idealerweise mit einem dicken Gummiband verkleidet sind.

Ob Leitplanke oder Mauer besser schützen, hängt von zwei Faktoren ab: der Geschwindigkeit und dem möglichen Aufprallwinkel der Rennwagen. Beispiel Monaco: Der Stadtkurs wird von 32 Kilometern Leitplanken gesäumt. Zusätzlich finden sich Mauern, etwa in der "Nouvelle Chicane", um die dicht an der Strecke platzierten Zuschauer zu schützen. Die eigentliche Streckenbegrenzung übernehmen aber die Leitplanken, und das aus zwei Gründen: zum einen lassen sie sich leichter montieren, zum anderen wird in Monaco überwiegend mit niedrigeren Geschwindigkeiten gefahren.

Daher reichen die Leitplanken aus, um im Falle eines Aufpralls das Auto abzufangen. An den wenigen Stellen, an denen die Gefahr eines Frontalaufpralls mit hoher Geschwindigkeit besteht, etwa nach der Ausfahrt aus dem Tunnel, ist die Strecke durch die neuen SAFER-Barrieren abgesichert - früher gab es auch dort nur verschraubte, mit elastischen Gummibändern verbundene Reifenstapel.

Soft Walls als Hilfe

Der Sauber wurde schwer beschädigt, Foto: Sutton
Der Sauber wurde schwer beschädigt, Foto: Sutton

Um die Gefahren im Falle eines Frontalaufpralls zu verringern, haben Ingenieure der Universität von Nebraska die so genannten "Soft Walls" entwickelt. Die "weichen Wände", erstmals 2002 in Indianapolis eingesetzt, bestehen aus etwa sechs Meter langen Modulen. Direkt an der Fahrbahn werden vier rechteckige Stahlröhren übereinander angebracht, zu einem Bauteil verschweißt und mit Metallkabeln an der dahinter liegenden Betonwand befestigt. Zwischen Wand und Röhren befinden sich Stapel aus einem in Platten gepressten styropor-ähnlichen Kunststoff.

"Das Prinzip besteht darin, dass es sich um ein durchgängiges System handelt. Es steht parallel zur Strecke und weicht als Einheit zurück, während es die Energie absorbiert. Dadurch soll verhindert werden, dass eine Art Tasche entsteht, und sich die Mauer um das Auto wickelt. So gelingt es uns, die abbremsende Wirkung erheblich zu verstärken", sagt Dr. Dean Sicking, Direktor der Midwest Roadside Safety Facility an der Universität von Nebraska.

Das in den USA als "SAFER" (Steel and Foam Energy Reduction) bezeichnete System hat sich bei Einsätzen in den US-Rennserien NASCAR und Indy Racing League bewährt und wurde in der Formel 1 erstmals beim US Grand Prix in Indianapolis eingesetzt. Neben der flexiblen Reaktion, die die Energieaufnahme wesentlich verbessert, bietet es den Vorteil, dass es nach einem Aufprall wieder die ursprüngliche Form einnimmt und nicht ausgewechselt oder erneuert werden muss. Die "Soft Walls" wurden in Tausenden von Arbeitsstunden am Computer optimiert und anschließend auf einer Teststrecke einer Reihe von Crashtests unterzogen.