1. - S wie Startaufstellung

Was sich am Freitag andeutete, setzte McLaren am Samstag in die Tat um: Die Red-Bull-Überlegenheit von Melbourne gehört der Vergangenheit an - Lewis Hamilton lieferte Sebastian Vettel einen harten Fight um die Pole. Am Ende setzte sich der Deutsche trotzdem durch, doch dafür musste er alles geben, was er hatte.

"Das war Weltklasse", lobte Christian Danner den Weltmeister. "Das erste Rennen lief schon gut, aber dass wir hier so nah an Red Bull dran sind, ist eine Überraschung - eine positive Überraschung", bestätigte Jenson Button, der hinter Vettel, Hamilton und Mark Webber Platz 4 belegt.

Vettel selbst weiß, wie hart er kämpfen musste: "Das war knapp und es war bis zum Qualifying auch ein hartes Wochenende. Ich war zwar mit dem Auto zufrieden, kam aber nie richtig in den Rhythmus." Der Abstand zu McLaren sei kleiner geworden - bis zum Qualifying lag McLaren sogar teilweise vorne.

"Christian Horner hat mir erzählt, dass sie das Wochenende über die Balance im Auto nicht gefunden haben", verriet Niki Lauda. "Das haben sie gerade noch so geschafft bis zum Qualifying. Mit viel Arbeit sind sie zum Ziel gekommen."

Hamilton vermutete jedoch einen anderen Grund für die Red-Bull-Probleme: "Wir haben nicht die Lücke geschlossen, sondern sie sind dieses Wochenende langsamer geworden", betonte er. "Meine Vermutung ist, dass ihre Motor-Zuverlässigkeit nicht so gut ist wie unsere, weshalb sie die Leistung in Q3 hochgeschraubt haben, was eine Verbesserung bewirkt hat."

Wenigstens zum Teil bestätigte Helmut Marko diese Theorie - allerdings schraubte Red Bull nicht die Motorendrehzahl herunter, sondern schonte bis zum Q3 die Reifen: "Wir haben auf ein Zehntel verzichtet, damit der Reifenverschleiß geringer wird", verriet der Österreicher.

2. - S wie Start

Wie üblich kommt dem Start eine entscheidende Rolle zu, allerdings gleich aus mehreren Gründen. Zum einen ist da KERS. Das System spielt seinen größten Pluspunkt bekanntlich beim Erlöschen der Ampeln aus. Ross Brawn geht davon aus, dass es in Malaysia bis zu 20 Meter Vorsprung bringen kann. "Wir haben ein sehr gutes KERS, also hoffentlich hilft das und wir können in der ersten Kurve voll angreifen", hofft Jenson Button.

Das ist einer der Gründe dafür, warum Red Bull in Malaysia erstmals mit KERS antritt - die Gerade bis zur ersten Kurve ist so lang, dass sie sonst gegen McLaren wohl keine Chance hätten. Gleichzeitig wurde die Pole Position von der linken auf die rechte Seite verlegt - um dem Gummiabrieb auf der Linie auszuweichen. "Hier ist es wichtig, auf der sauberen Seite zu stehen", sagte Vettel. "Gerade da sie die Seiten gewechselt haben."

3. - S wie Sauna

Die Fahrer erwarten in Malaysia Temperaturen von deutlich über 40 Grad Celsius, im Cockpit kann es zwischen 50 und 60 Grad heiß werden. Hinzu kommt die enorm hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 75%. Schon bei einem normalen Rennen verliert ein Fahrer durchschnittlich zwei Kilo an Gewicht. In Malaysia sind es manchmal aber drei bis vier Liter Flüssigkeitsverlust - das ist mehr, als er während des Rennens an Flüssigkeit zu sich nehmen kann.

Lewis Hamilton wird das Material nicht schonen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton wird das Material nicht schonen, Foto: Sutton

Aber nicht nur die Fahrer leiden unter den Bedingungen, auch die Autos gelangen in der schwülen Hitze an ihre Grenzen - immerhin werden über zwei Drittel mit Vollgas gefahren. Der Kurs macht den Fahrern dennoch Spaß. "Es ist ein schneller, fließender Kurs und wenn man hier eine gute Runde hinbekommt, dann ist das ziemlich besonders", verrät Jenson Button. "Wenngleich es auch hart ist. Sowohl mental, weil es sehr heiß ist und natürlich auch wegen der Reifen."

4. - S wie Strategie

Malaysia wird die erste Belastungsprobe für die neuen Pirelli-Reifen. Die große Frage lautet: Wie oft müssen die Fahrer die Reifen wechseln lassen? "Zehn Mal", sagt Kamui Kobayashi feixend. "Mindestens drei Mal", sagt Helmut Marko ernster. Die meisten Piloten rechnen mit drei bis vier Boxenstopps.

Entscheidend wird auch sein, mit welcher Reifenmischung die Piloten wie lange fahren. Michael Schumacher hat als Elfter den kleinen Vorteil, dass er mit frischen, harten Reifen ins Rennen gehen kann - die Top-10 müssen ihre benutzten weichen Reifen aus dem Qualifying aufziehen. "Das ist ein kleiner Vorteil, weil wir etwas mehr Grip am Start haben", sagt der Rekordchampion, der mit dieser Reifenwahl vielleicht auch länger draußen bleiben kann als die unmittelbaren Gegner. "Das ist letztendlich aber kein so großer Vorteil, weil die harten Reifen nicht so viel länger halten und der Leistungsunterschied zu den weichen Reifen ziemlich groß ist." Die Rede ist von über einer Sekunde.

Zumindest bei Red Bull macht sich Marko keine Sorgen wegen der Reifen. "Die Longruns, die wir hatten, sprechen dafür, dass es im Rennen für uns ganz gut aussieht, sobald die maximale Benzinlast sich reduziert." Auch Niki Lauda glaubt, dass der Red Bull im Rennen weniger Reifen fresse als die Konkurrenz.

Ein Problem könnte der Reifenabrieb werden, der sich neben der Ideallinie ansammelt. "Es ist erschreckend, welche Brocken da wegfliegen", sagt Timo Glock. "Das war krass." Pirelli-Chef Paul Hembery spielte die "Marbles" herunter: "Es gibt viel Abbau, also muss auch viel Material vom Reifen abgehen. Das muss ja wohin; das kann sich nicht alles auf die Rennlinie legen, also wird immer viel Material von den Reifen abfallen. Es geht nur darum, ob das Material dann das Racing beeinflusst."

5. - S wie Seitenwind

Ganz andere Probleme als den Reifenabrieb hatte Mercedes. Nachdem die Heckflügelprobleme von Melbourne fast schon behoben schienen, hatten beide Fahrer auf ihren letzten Runden im Qualifying Probleme mit dem verstellbaren Heckflügel. Ross Brawn machte dafür den Seitenwind verantwortlich.

"Im Qualifying gab es einige Kurven, in denen der Luftfluss unter bestimmten Bedingungen nicht stabil war. Ich denke, dass es am Seitenwind gelegen hat, denn bis zum Qualifying dachten wir, dass wir das Problem gelöst hätten", so der Teamchef. Durch die ungeplante Instabilität des Autos konnten die Fahrer nicht das Maximum an Leistung aus diesem herausholen. "Im Prinzip rutscht das Auto einfach mehr, so kann man es sich vorstellen", erklärte Schumacher. "Man hat nicht den gleichen Anpressdruck und kann nicht so schnell durch die Kurven fahren."

6. - S wie Sonntagswetter

In Sepang kann es blitzschnell regnen, Foto: Sutton
In Sepang kann es blitzschnell regnen, Foto: Sutton

Malaysia ohne Regen ist selten. Bislang blieb den Fahrern die Regendusche erspart - jedenfalls so lange sie im Auto saßen. Ansonsten war der abendliche Regen ein steter Begleiter. "Wir sind hier ja schon früher im Regen gefahren. Allerdings muss man sagen, dass man dann eigentlich nicht mehr fährt - man schwimmt herum", erinnert sich Jenson Button. "Wenn es regnet, wird es wohl eine rote Flagge geben. Es wäre also ein Schande, wenn es wirklich regnet und niemand will das, weil das Abbruch bedeuten würde. Ich hätte es folglich lieber trocken."

Die Gefahr ist durchaus gegeben, schließlich findet das Rennen zur bevorzugten Regenzeit am späten Nachmittag statt. Nico Rosberg wäre nicht unglücklich, wenn es am Sonntag regnen würde. "Dadurch könnten wir vielleicht besser abschneiden als im Trockenen", sagt er. Außerdem hat er als Zweiter des Regenqualifyings von 2010 gute Erinnerungen an ein nasses Sepang.

Doch dafür gibt es keine Garantie: "Regen ist eine Lotterie", betont Nick Heidfeld. "Wenn du hinten stehst, ist dir das lieber als wenn du vorne bist. Ich weiß auch noch nicht, wie gut das Auto im Regen ist." Dafür gibt es für alle Teams derzeit zu wenig Erfahrungswerte.

7. - S wie Spannung

Red Bull und McLaren näher zusammen als zu erwarten war, KERS, der verstellbare Heckflügel sowie die Reifen als große Unbekannten und jeder Zeit kann der Regen alles durcheinander bringen - der Malaysia GP verspricht jede Menge Spannung. "Ich würde sagen, für morgen ist unter den ersten Vier alles offen, wenn es trocken ist", prophezeit Helmut Marko.

Niki Lauda pflichtet ihm bei: "Der Start wird eine entscheidende Rolle spielen. Ich traue Hamilton viel zu, denn er startet gut und fährt im Rennen aggressiv." Am Ende werde die Intelligenz des Fahrers das Rennen entscheiden. "Wer mit den Reifen sensibel umgeht, der braucht weniger Stopps und wird die Nase vorne haben", sagt Lauda.

Bei McLaren glaubt Teamchef Martin Whitmarsh fest an die Siegchancen seiner Fahrer: "Wir glauben, dass unsere Geschwindigkeit im Rennen gut genug sein sollte, um ernsthaft zu versuchen, das Rennen zu gewinnen." Aber auch dahinter ist es spannend. Nick Heidfeld peilt mit Lotus Renault das Podium an und auch Fernando Alonso möchte die enttäuschende Ferrari-Performance aufhübschen. Der Spanier kündigt an: "Als Fünfter, auf der sauberen Seite und dem ganzen Rennen vor uns... ich denke, wenn wir ankommen, sind wir auf dem Podest."