Nach den guten Wintertests traf es Ferrari in Melbourne wie ein Schlag, als das Auto auf einmal nicht mehr ganz vorne mitfuhr. Doch es gab noch die Hoffnung, die spezielle Natur des Kurses im Albert Park habe eine Rolle gespielt. Doch auch in Sepang lief es im Qualifying wieder nicht nach Wunsch und der Rennstall rätselte, wo die Pace der Testfahrten hingekommen war. Denn es war klar geworden, dass die Reifen und Temperaturen nicht der Grund für die Formschwäche waren, sondern einfach der Speed im Auto fehlte.

Technikdirektor Aldo Costa musste diesbezüglich gestehen, dass es für ihn und seine Crew ein Rätsel ist, warum die Updates des letzten Barcelona-Tests einfach nicht funktionierten. Deswegen könnte es in China weiterer Ursachen-Forschung bedürfen oder man sogar vor dem Türkei Grand Prix einen Straightline-Test einlegen. "Wenn es einfach wäre, hätten wir das schon gelöst. Wir wissen noch nicht, woher die Probleme kommen. Wir arbeiten dran, aber es ist eine recht komplexe Untersuchung, die wir in verschiedenen Umgebungen durchführen, nicht nur hier an der Strecke."

Aggressivität gefragt

Für Costa war klar, sobald eine Antwort auf die Probleme gefunden worden ist, wird die Scuderia einen Sprung nach vorne machen und ihr Leistungs-Defizit in großem Umfang wettmachen. "Dann müssen wir bei der Entwicklung aggressiv sein, das ist sicher. Wir müssen uns fragen, wie wir das tun können und wir müssen unsere Herangehensweise sicher ändern. Diese Jungs [Red Bull und McLaren] legen die Messlatte höher, also müssen wir reagieren und wir haben in Maranello talentierte Leute. Sie werden verärgert sein. Sie werden reagieren und ich vertraue ihnen, ich vertraue dem Team, also werden wir das angehen."

Entwicklungen sollen Ferrari wieder näher an die Spitze bringen, Foto: Sutton
Entwicklungen sollen Ferrari wieder näher an die Spitze bringen, Foto: Sutton

Zunächst muss Ferrari aber einmal schauen, was es mit den geplanten Updates macht. Denn das erste steht vor seiner Einführung und soll ein wenig helfen. "Wir arbeiten an einigen Dingen in einigen Bereichen. Wir haben gute Entwicklungen für China, wir haben sehr gute Entwicklungen für die Türkei, es kommen interessante Sachen für die Rennen zur Mitte der Saison", kündigte Costa an. Ob das bestehende Programm aber genügen wird, wusste er nicht. Denn es gelte nun, schneller zu entwickeln als die ohnehin schnellen Entwickler bei McLaren und Red Bull.

Neue Herangehensweise gefragt

Daher verlangte Costa ein bestimmtes Tempo, in dem Woche für Woche Dinge entwickelt und erfunden werden. Vorerst blieb ihm aber nur die Feststellung, dass die Konkurrenz besser gearbeitet hat. "Also müssen wir von ihnen lernen und dann müssen wir die Änderungen in unserer Herangehensweise vornehmen, die notwendig sind. Wichtig ist, dass das Auto schnell ist und dass die Teile schneller aufs Auto kommen als bei den Anderen", meinte Costa.

Die kleine Krise beeinflusst momentan auch die Arbeit an den Rennwochenenden. So verlor Ferrari in Malaysia Zeit für Setup- und Reifen-Arbeit, weil so sehr auf die Aerodynamik geachtet wurde. "Wenn man am Freitag mit konstanter Fahrt-Geschwindigkeit zu arbeiten beginnt, dann konzentriert man sich nicht zu sehr aufs Setup. Dadurch wird man ein wenig bestraft, weil man das Setup für das Rennen erst spät fixiert. Wir haben viel Zeit bei den Aerodynamik-Tests mit konstanter Geschwindigkeit verloren und wir haben gar nicht an Reifen und Setup gearbeitet. Dafür muss man dann bezahlen." Dennoch glaubte Costa, dass Ferrari im Qualifying eine ordentliche Balance hatte. Was Rennpace und Reifen-Abbau betraf, so sah er Fortschritte, wollte aber Sonntag abwarten.