Pro: Erfahrung unschätzbarer Wert

von Kerstin Hasenbichler

Lotus Renault GP entschied sich nach dem Unfall von Robert Kubica wegen der Erfahrung für Nick Heidfeld. Am Ende stand Vitaly Petrov beim Saisonauftakt in Australien auf dem Podest. Kein Wunder, dass die Kritiker nicht lange auf sich warten ließen und sich der eine oder andere die Frage stellte, ob Erfahrung doch nicht so entscheidend ist.

Ohne die Leistung von Petrov schmälern zu wollen, hätte Heidfeld durchaus das gleiche Ergebnis in Melbourne holen können. Der Deutsche hatte nicht nur mit KERS- und Heckflügel-Problemen zu kämpfen, sondern nach einer Berührung mit einem Toro Rosso auch mit einem schrottreifen Auto. "Die Hälfte des Autos fehlte", verriet Heidfeld Motorsport-Magazin.com.

Heidfeld ist für das Team wichtig, Foto: Lotus Renault
Heidfeld ist für das Team wichtig, Foto: Lotus Renault

Da half auch seine langjährige Erfahrung nichts. Diese wird aber noch in den nächsten Wochen und Monaten zum Tragen kommen, denn die Erfahrung hat nicht nur in Qualifying- und Rennstuationen Vorteile, sondern spielt vor allem bei der Weiterentwicklung des Autos eine entscheidende Rolle.

Im Moment ist der R31 noch ein Top-Auto, mit dem Petrov einen Red Bull und zwei Ferraris hinter sich lassen konnte, aber ohne entsprechende Weiterentwicklungen wird Lotus Renault GP schnell den Anschluss zur Spitze verlieren. Hier kommt Heidfeld ins Spiel, denn wer, wenn nicht er, weiß wie man ein Auto weiterentwickelt?

Contra: Besser Jugend eine Chance gegeben

von Robert Seiwert

Als Ersatz für Kubica wollte Lotus Renault GP unbedingt einen Piloten mit mehr als 100 gefahrenen Grand Prix. Es wurde Nick Heidfeld, der mehr als zehn Jahre Formel 1 auf dem Buckel hat - ein anerkannt erfahrener Mann. War das wirklich nötig? Hätte man nicht stattdessen der Jugend oder den eigenen Ersatzfahrern eine Chance geben sollen?

Kubica hatte schon während der Testfahrten das enorme Potential des R31 aufgezeigt und in Australien hielt Vitaly Petrov wieder einmal Fernando Alonso in Schach. Petrov verfügt über fahrerisches Können, doch die Erfahrung fehlt ihm in seiner erst zweiten F1-Saison noch völlig. Trotzdem reichte es für den starken, dritten Platz.

Wäre Hülkenberg die bessere Wahl gewesen?, Foto: Sutton
Wäre Hülkenberg die bessere Wahl gewesen?, Foto: Sutton

Nun kann man nicht wissen, ob Bruno Senna oder Romain Grosjean eine ähnlich starke Leistung abgeliefert hätten wie der Russe. Doch das konnte man bei Heidfeld auch nicht vorhersagen. Das Ergebnis ist bekannt, auch wenn "Quick Nick" nichts für den Unfall konnte. Trotzdem hätte man gleichwohl den eigenen Ersatzfahrern eine Chance geben können, auch um ihr Selbstvertrauen zu stärken.

Oder wie wäre es mit Nico Hülkenberg gewesen? Der Youngster fühlt sich in seiner Rolle als Force-India-Ersatzfahrer nicht wohl und hätte ein Renault-Angebot wohl kaum abgelehnt. Der Name Heidfeld klingt sicherlich spektakulärer als Grosjean und Co., doch Renault war nicht auf seine Erfahrung angewiesen.