Gemeinsam in eine glorreiche Zukunft - Lewis Hamilton und seine neue Pirelli-Cap lassen es bereits erahnen: Schwarz ist die neue Modefarbe in der Formel 1, Foto: Pirelli
Gemeinsam in eine glorreiche Zukunft - Lewis Hamilton und seine neue Pirelli-Cap lassen es bereits erahnen: Schwarz ist die neue Modefarbe in der Formel 1, Foto: Pirelli

Da musste so manch einer am Sonntagmorgen schon ganz genau hinschauen. Viele übermüdete Zuschauer in den deutschen Wohnzimmern rieben sich nach dem Australien Grand Prix verwundert die Augen. Gerade war Sebastian Vettel obligatorisch mit dem Zeigefinger wedelnd aus dem Cockpit seines RB7 geklettert, jubelnd hatte er die Glückwünsche seiner düpierten Konkurrenten entgegengenommen und mit einem breiten Grinsen war er schließlich zum Wiegen verschwunden. Nun warteten alle auf die vertrauten Klänge der deutschen Nationalhymne, die den überglücklichen Gesichtsausdruck des amtierenden Weltmeisters auf dem tief in die australische Abendsonne getauchten Podium im Albert Park, nochmals freudiger stimmen sollte.

Doch dann das: Schwarze Kappen!? Da fiel es jedem wieder ein: "Stimmt ja: Bridgestone ist weg - Pirelli neuer Reifen-Monopolist in der Formel 1. Und der stellt nun mal auch die Kappen für die Podiumszeremonie." Im ganzen Wirrwarr um Haltbarkeit der neuen Gummis, Boxenstrategien und die bunte Farbenvielfalt, die die Pneus nun zur besseren Identifizierung durch den Zuschauer ziert, war dies im Vorfeld zum Saisonauftakt gänzlich untergegangen. Etwas befremdlich wirkte es daher schon noch - zumindest für die langjährigen Zuschauer. Neo-Formel-1-Vettel-Fans blieb der Kulturschock natürlich erspart, denn bei ihnen war das gewohnte Bild der liebgewonnenen roten Bridgestone-Kappe noch nicht so kollektiv ins Gedächtnis eingebrannt.

Stilvolles Design aus Italien

Nun also ziert ein neues Schmuckstück die Köpfe der schnellsten Männer der Welt nach ihren großen Triumphfahrten. Ganz schlicht - eine tiefschwarze Kappe, verziert mit dem Pirelli-Logo und wie in guten alten Zeiten zwei gold-gelben Lorbeerblättern auf dem Schirm. Zum strahlenden Vitaly Petrov passte die neue Cap natürlich bestens - schließlich hat sein Lotus Renault, genauso wie sein schmucker Overall, exakt die gleiche Farbkombination.

Vitaly Petrov legt viel Wert auf sein Aussehen - wie viel seine russischen Geldgeber Pirelli für das angeglichene und stimmige Design der neuen Caps überwiesen haben ist nicht bekannt, Foto: Sutton
Vitaly Petrov legt viel Wert auf sein Aussehen - wie viel seine russischen Geldgeber Pirelli für das angeglichene und stimmige Design der neuen Caps überwiesen haben ist nicht bekannt, Foto: Sutton

Auch mit den Ohrringen von Lewis Hamilton harmonierte die neutrale Kopfbedeckung perfekt. Ob da wohl Freundin und Pussycat-Doll Nicole Scherzinger als Stilberaterin am Werk war? Über ein Engagement der Frau an Lewis Seite ist im Hause Pirelli bis dato jedoch nichts bekannt. Wundern würde es aber nur wenige, denn das italienische Traditionsunternehmen ist seit jeher für seinen guten Stil und seine Eleganz bekannt. Wie sich das für italienische Handwerkskunst eben ziemt. Beispiel gefällig? Der exklusive und weltweit begehrte Pirelli-Kalender ist jedes Jahr der mit Abstand beste Beweis für diesen Umstand.

Beim Design des neuen Aushängeschilds der Marke hat man sich also abermals übertroffen. Angelehnt ist der neue Design-Klassiker unter den Formel-1-Kappen an die schönen Goodyear-Caps Mitte der Neunziger. Einige erinnern sich vielleicht noch, denn die Geschichte der Werbe-Kappen in der Formel 1 ist durchaus eine lange. So wirklich begonnen hat diese Tradition in den frühen siebziger Jahren. Zumindest, wenn man den Fakt außen vor lässt, dass in den Fünfzigern jeder Zweite im Fahrerlager mit einer Schiebermütze unterwegs war, ganz gleich ob Fahrer, Mechaniker oder Reporter.

Trendsetter Lauda

Als Markenzeichen etablierte dann Ende der Sechziger Jackie Stewart als Erster das Tragen einer Kappe. Bilder ohne seine schwarze Kopfbedeckung konnte man zu dieser Zeit nur schießen, wenn man den Schotten beim Anlegen des Helmes erwischte. So richtig angekommen war die Kappe dann ein paar Jahre später, als Sponsoren in der Formel 1 immer wichtiger wurden und die hohe Stirn ihrer Piloten gerne für Werbezwecke nutzen wollten. Seit damals haben die Kappen im Laufe der Zeit einen großen Wandel vollzogen und sind quasi mit der Königsklasse mitgewachsen. Ein genauer Überblick über diesen Wandel verschafft man sich am besten in unserer Bildergalerie am Ende dieses Textes.

Der Farbe Rot wohl immer noch verbunden - in puncto Kappe kann sogar der nostalgische Rekordweltmeister noch viel von Niki Lauda lernen., Foto: Sutton
Der Farbe Rot wohl immer noch verbunden - in puncto Kappe kann sogar der nostalgische Rekordweltmeister noch viel von Niki Lauda lernen., Foto: Sutton

Dort findet sich auch Niki Lauda wieder. Alles andere wäre auch Majestätsbeleidigung, denn Lauda steht wohl wie kein Zweiter für die Kappen in der Formel 1. Ob Parmalat, Oerlikon oder Viessmann - seinem roten Accessoire auf dem kahlen Haupt blieb er stets treu. Auch noch in der zweiten Karriere als TV-Experte zieht der Österreicher vor den Leistungen seiner Nachfolger nur zu gern sein "Kapperl", wie er es liebevoll zu nennen pflegt. So passt es zweifelsohne, dass es der dreimalige Weltmeister auch im Jahr 2011 noch mit seiner Kopfbedeckung in die Schlagzeilen schafft.

Für Wirbel sorgte unlängst sein Wechsel zur dunkelblauen Cap im Winter und in Melbourne wurde allen das volle Ausmaß dieser Veränderung bewusst. "Er sieht damit jünger aus", schmeichelte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug und auch Lauda selbst erlag, wie seine beiden bisherigen Ehefrauen, sofort seinem eigenen Charme. "Blaue Augen, blaue Kappe – das passt doch prima zusammen", schmunzelte der RTL-Experte verzückt über sein neues äußeres Erscheinungsbild. Die Bild taufte den 62-Jährigen daraufhin "Niki BLAUda" - da bleibt einem nicht viel mehr übrig, als einfach zu gratulieren. Nach 35 Jahren mit dem berühmten Kopfschmuck hat Lauda wieder einmal seine Rolle als modischer Vorreiter bewiesen. Er wusste es als Erster: Rot ist out - die Formel 1 trägt ab 2011 kollektiv dunkel.