Die gute Nachricht gleich mal vorweg: Rubens Barrichello hat es letztendlich geschafft und ist tatsächlich in Melbourne angekommen. Am Donnerstag traf der Brasilianer gerade noch rechtzeitig vor Ort ein, um den wartenden Journalisten von der spannenden Geschichte seiner Odyssee durch halb Südamerika zu berichten. So ein Chaos wie auf seinem verzweifelten Versuch nach Down Under zu gelangen, hat wohl auch der dienstälteste Pilot der Formel 1 in seiner langen Karriere noch nicht oft erlebt.

Ursprünglich sollte der Williams-Pilot direkt von Buenos Aires aus zum Grand Prix nach Australien fliegen. Doch auf Grund eines Problems mit den diversen Kommunikationssystemen des Flughafens, wurden kurzfristig alle Flüge gestrichen. Aus Angst den Saisonauftakt zu verpassen und länger in Argentinien fest zu sitzen, geriet Barrichello kurzerhand in Panik und fuhr mit einem Boot in Richtung Uruguay, um an den dortigen Flughäfen sein Glück zu versuchen. Kaum angekommen, teilte man ihm jedoch aus Buenos Aires mit, dass der Flughafen am nächsten Tag wieder gewohnt seinen Betrieb aufnehmen würde und er fliegen könnte. Rubens kehrte daraufhin zurück und knappe 15 Stunden später hob er auch schon ab.

Nach seiner Ankunft in Melbourne erklärte der Brasilianer erleichtert: "Ich bin endlich hier. Man sagte mir nachdem ich in Buenos Aires angekommen war, dass es ein Problem mit dem Kontrollturm geben würde. Eigentlich sollte ich vor Ort nur in einen normalen Quantas-Direktflug umsteigen." Doch daraus wurde bekanntlich nichts. "Ich hatte im Flieger bereits meinen Schlafanzug angezogen und wir waren auf dem Rollfeld. Nach drei Stunden teilte man uns aber mit, dass wir wieder aussteigen müssten. Da habe ich mir schon gedacht, dass es Probleme geben wird", teilte der Williams-Pilot den Journalisten in Melbourne mit.

Bootstour nach Uruguay

"Im Bus zurück zum Flughafengebäude hörte ich jemanden sagen, dass es wohl noch 12 Stunden dauern würde und ich dachte mir: "Was für ein Albtraum!" Danach habe ich versucht alle Leute anzurufen, die ich kenne - einfach jeden, der mir eingefallen ist. Ich habe auch Mark Webber angerufen, um zu hören, ob er mir vielleicht mit Quantas weiterhelfen könnte", meinte der Brasilianer. "Sie haben den Flughafen dann geschlossen und ich konnte nicht fliegen. Ich konnte einfach gar nichts machen", erzählte der Williams-Fahrer.

"Ich war in der Folge dann über drei Stunden mit dem Boot auf dem Weg nach Uruguay, um von dort nach Santiago zu fliegen und zu versuchen dann von da aus hierher zu fliegen", erklärte der Brasilianer seine Ungewöhnliche Reiseroute. "Im Taxi am Hafen habe ich dann erfahren, dass sie den Flughafen wieder öffnen wollen. Also bin ich wieder nach Buenos Aires zurückgekehrt", sagte Barrichello, der hinzufügte: "Ich war wie einer dieser Burschen in einem Video, der mit seinem Kaffee in der Hand herumsitzt und auf einen Flug wartet."

"Es war so ein Albtraum. Als ich endlich im Flugzeug war, habe ich erst einmal 13 Stunden durchgeschlafen", so der Williams-Pilot. "Bis Sonntag sollte ich wieder fit sein. Ich bin noch ein bisschen fertig, aber nach 19 Jahren Erfahrung komme ich mit dem Jetlag ganz gut zurecht", erklärte der Brasilianer, der trotz seiner Odyssee auch noch einen positiven Aspekt an der Sache finden konnte: "Immerhin habe ich so die PR-Verpflichtungen gestern verpasst", schmunzelte Barrichello, der anfügte: "Aber das Rennen hätte ich niemals verpasst - und wenn ich dafür hätte schwimmen müssen!"