Für David Coulthard ist klar, dass sein Ex-Teamkollege Mark Webber das Zeug dazu hat, Sebastian Vettel wieder vom Thron der Königsklasse zu stoßen. Seine Ausführungen begann der Schotte mit einem Beispiel. "Nehmen wir Ferrari. Felipe Massa ist toll und ein netter Junge. Er hat einige gute Rennen gewonnen. Aber ich glaube nicht, dass er das hat, was es braucht, um Alonso zu besiegen. Wohingegen ich schon glaube, dass Webber vielleicht das hat, was es braucht, um Vettel zu schlagen", erklärte der ehemalige Red-Bull-Pilot gegenüber der BBC.

Zwischen den beiden Piloten seines Ex-Teams würde nicht so viel liegen. "Sie waren 2010 gerade im Qualifying sehr eng beieinander. Mark hat dann aber besonders zu Ende der Saison dieses entscheidende halbe Zehntel oder Zehntel gefehlt", bilanzierte Coulthard. "Er hat daraus gelernt und wird viel stärker zurückkommen", meinte der Schotte und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: "Ich persönlich würde auch lieber einen Fahrer die Weltmeisterschaft gewinnen sehen, der sie bisher noch nicht gewonnen hat."

Fester Bestandteil der Red-Bull-Familie - auf dem legendären Rückflug vom Saisonfinale in Abu Dhabi 2010 war David Coulthard mit an Bord dabei, Foto: Red Bull/GEPA
Fester Bestandteil der Red-Bull-Familie - auf dem legendären Rückflug vom Saisonfinale in Abu Dhabi 2010 war David Coulthard mit an Bord dabei, Foto: Red Bull/GEPA

Gegen einen weiteren Titel für Sebastian Vettel hätte Coulthard aber trotzdem nichts: "Vettel hatte schon immer dieses Selbstvertrauen - bereits als er als dritter Fahrer für BMW zum ersten Mal ins Fahrerlager spaziert ist." Die Mission Titelverteidigung sei aber dennoch kein Selbstläufer. "Das erste Qualifying und Rennen in Melbourne wird sehr aussagekräftig sein. Wenn es dort auch so läuft, wie bei den Wintertests, hat er sicher das Gefühl, sehr gute Chancen zu haben den Titel verteidigen zu können", so der DTM-Pilot. "Bei einigen der anderen Champions im Feld haben wir aber ja auch gesehen, dass sie einfach nicht die Möglichkeit hatten, ihren Titel in Jahr zwei zu verteidigen, weil ihr Auto einfach nicht gut genug war", mahnte der Schotte.

Auf Vettel bezogen, machte sich der Ex-Red-Bull-Pilot aber keine Sorgen. "Es war nicht nur mir klar, dass Sebastian etwas besonderes war - bereits von dieser ersten Trainingssitzung in der Türkei 2006 an und erst recht später, als er auch noch Punkte in seinem ersten Rennen für BMW geholt hat. Nun hat er das ganze Potential ausgeschöpft und den Titel geholt. Was jetzt aber wirklich interessant wird, ist wie er ihn verteidigt. Jackie Stewart würde sagen, der zweite Titel ist viel schwieriger als der erste", meinte der Schotte.

Die Spannung in einem Fahrerfeld mit fünf Weltmeistern sollte 2011 jedenfalls nicht zu kurz kommen. "Ich denke an diesen fünf Champions ist so interessant, dass es über jeden so viel Verschiedenes zu erzählen gibt: Über ihre Geschichten und über die Reise eines jeden Einzelnen", erklärte Coulthard. "Beispielsweise Jenson, der so entspannt war, zu McLaren ging und sich mit seinem Sieg in Melbourne dort wirklich etabliert hat. Oder Lewis, der letztes Jahr ein paar Probleme hatte und immer noch kein Management hat. Aber dafür haben wir gesehen, wie er in seinen Status als Weltmeister hineinwächst", sagte der Schotte. "Michael hingegen schien nicht die Form seiner ersten Karriere zu haben. Und Fernando war dafür nach wie vor so effizient wie immer und schneller denn je", freute sich der Ex-Pilot über die angebotene Vielfalt in der Königsklasse.