Die Winter-Testfahrten bei Sauber wurden am vergangenen Freitag beendet, und das Team freut sich auf das Eröffnungsrennen in Melbourne am 27. März. Die Schweizer haben an den 15 Testtagen in Valencia (3), Jerez (4) und Barcelona (8) insgesamt 5.841 Kilometer mit dem neuen Sauber C30-Ferrari zurückgelegt. Kamui Kobayashi sass 2.885 km am Steuer, Sergio Pérez 2.956 km.

Wie ist das Team auf die Saison 2011 vorbereitet?
James Key: Ich denke, wir sind ganz vernünftig vorbereitet, denn wir haben bei den vier Tests eine Menge erledigen können. Es gab viel zu lernen, vor allem über die neuen Reifen, aber auch in Sachen KERS, Heckflügel und Aerodynamik. Die Aero-Arbeit für den Saisonstart haben wir vergangene Woche in Barcelona abgeschlossen. Das Team und die Fahrer haben sehr gut gearbeitet, um möglichst viel über das Verhalten der Reifen und des Autos zu lernen und beides zu verstehen. Die Fahrer haben ihren Teil zum Verständnis und zur Ausrichtung der Weiterentwicklung beigetragen.

Welchen Eindruck haben Sie bezüglich der Zuverlässigkeit des Autos?
James Key: Generell war die Standfestigkeit in Ordnung. Wir hatten ein wiederkehrendes Problem und sonst Kleinigkeiten, wie sie beim Test gelegentlich auftreten, Dinge, die man leicht aussortieren kann. Im Wesentlichen war das Auto zuverlässig, und wir sind auf nichts gestossen, was grössere Konstruktionsänderungen oder ein Umdenken in speziellen Bereichen erfordert hätte.

Und wie schätzen Sie die Leistungsfähigkeit des Sauber C30-Ferrari ein?
James Key: Die Leistungsfähigkeit ist schwer zu beurteilen, denn sie ist relativ zur Konkurrenz. Ich denke, wir waren ehrlich mit unserer Art zu testen. Wir sind nur an den letzten beiden Testtagen in Barcelona geringere Spritmengen gefahren, was uns etwas mehr Anhaltspunkte gegeben hat, wo wir mit dem Auto stehen. Es sieht alles recht eng aus und ist daher wirklich schwer einzuschätzen. Wir sind zufrieden mit den Fortschritten, die wir in einigen bestimmten Bereichen im Vergleich zum Vorjahresauto erzielt haben. Und die gute Nachricht vom letzten Test ist, dass das ziemlich grosse Paket, das wir für den Saisonauftakt vorbereitet haben, wie erhofft funktionierte. Jetzt kommt es darauf an, mit Schwung weiterzuentwickeln und schnellstmöglich die nächsten Neuerungen zu bringen. Wir haben einige grössere Entwicklungspakete geplant und wollen schon zum zweiten Rennen neue Teile bringen.

Wie würden Sie die Charakteristik der neuen Reifen von Pirelli beschreiben und wie werden diese die Rennstrategien beeinflussen?
James Key: Die Eigenschaften weichen recht stark ab von dem, was wir vom früheren Reifenausstatter gewohnt waren, aber ich denke, das ist so beabsichtigt. Über längere Distanzen erfordern die Reifen ein umsichtiges Management, und das wird unter Rennbedingungen entscheidend sein. Es gibt verschiedene Wege, damit umzugehen, und wir müssen sehen, welche Strategien in den ersten Rennen entwickelt werden, um die Reifennutzung zu optimieren. Die hinteren Reifen sind etwas belastbarer als wir zunächst annahmen. Das ist erfreulich, denn nach der ersten Datenansicht wirkten sie recht schwach. In vielerlei Hinsicht entspricht die Charakteristik der Reifen unseren Erwartungen, und so ist die Balance des Fahrzeugs nah an dem, was wir uns vorgestellt hatten. Die Reifen sind sensibel. Auf der ersten Runde ist die Haftung generell ziemlich hoch, aber dann muss man haushalten. Eine gute Sache finde ich, dass der Unterschied zwischen den beiden Mischungen sehr klar ist. Das war in den zurückliegenden Jahren nicht der Fall.

Gewinnt die Boxenmannschaft noch weiter an Bedeutung?
James Key: Wir werden kompliziertere Strategien sehen. Es wird mehr Boxenstopps geben, und die Mannschaft steht unter höherem Druck. Sie muss nicht nur jeden einzelnen Stopp so schnell wie möglich erledigen, sie muss auch sehr schnell reagieren, wenn sich der Bedarf oder die Möglichkeit zum Reifenwechsel in einer kritischen Phase des Rennens ergeben. Auch für die Ingenieure an der Boxenmauer werden Strategieentscheidungen viel schwerer vorhersehbar als bisher. Ich bin sicher, wir werden in den ersten Rennen eine Menge dazulernen, wie wir damit umzugehen haben.

Welchen Eindruck haben Sie von Sergio Pérez, dem Neuling im Team?
James Key: Sergio hat sich im Verlauf der vier Tests sehr gut entwickelt. Wenn man sich anschaut, wo er Anfang Februar beim ersten Test stand und wo wir heute nach nur sechs Wochen angelangt sind, hat er enorme Fortschritte gemacht. Er hat sehr viel gelernt, seine Rückmeldungen haben von Test zu Test an Klarheit gewonnen, und sein Vertrauen ins Auto ist ebenfalls erheblich gewachsen. Er hat eine gute Leistung abgeliefert, als wir in Barcelona mit ihm eine Renn- und Qualifying-Simulation absolviert haben. Er fuhr das Auto zum ersten Mal mit geringem Kraftstoffgewicht und neuen Reifen und hat das gut umgesetzt, indem er immer schneller und schneller wurde. Er wird zu Saisonbeginn noch eine ganz andere Art von Druck erleben, aber bisher macht er das gut, und er freut sich auf das erste Rennen.

Wie geht Kamui Kobayashi mit seiner neuen Rolle im Team um?
James Key: Er geht damit sehr gut und sehr professionell um. Bei der Richtungsfindung für die Weiterentwicklung des Autos spielt er eine sehr pro-aktive Rolle, und er gibt uns sehr gute Einblicke in den Stand der Dinge aus Fahrersicht.. Er muss sich noch etwas an die neuen Reifen gewöhnen. Sergio hat die letztjährigen Reifen nicht kennengelernt, insofern ist die Anpassung für einen Piloten, der im vergangenen Jahr schon in der Formel 1 fuhr, etwas schwieriger als für einen Neuling. Aber auch in dieser Hinsicht leistet Kamui gute Arbeit, und wir wissen ohnehin aus dem Vorjahr, dass wir uns sowohl beim Testen als auch am Rennwochenende auf ihn verlassen können. Es ist eine Freude, mit ihm zu arbeiten.