Obwohl Lotus den Namensstreit mit Lotus Renault GP und der Group Lotus beilegen konnte, wirft bereits ein anderer Streit seine Schatten voraus. Auf Team Lotus rollt eine Gerichtswelle zu. 2012 müssen sich Aerolab und Lotus gegen die Anklagen von Force India zur Wehr setzen. Im Moment laufen polizeiliche Untersuchungen in Italien.

Force India wirft Aerolab und Team Lotus vor, möglicherweise geschütztes, intellektuelles Eigentum des Teams unerlaubt weitergegeben und verwendet zu haben. Angeschoben wurde der Prozess durch die Veröffentlichung von Windkanalbildern des Lotus-Boliden von 2010, auf dem Force India eigene Teile entdeckt haben möchte.

Lotus setzt weiter auf Kovalainen, Foto: Sutton
Lotus setzt weiter auf Kovalainen, Foto: Sutton

Das Team Wie Red Bull verfolgt auch Team Lotus einen Fünfjahres-Plan. 2011 stehen die ersten WM-Punkte auf dem Plan, gefolgt von regelmäßigen Top-Platzierungen 2012. 2013 will Team Lotus auf dem Podest stehen und 2014 endlich um Siege und WM-Titel mitkämpfen. Bei Red Bull ging der Plan auf, ob das auch bei Lotus der Fall ist, wird sich zeigen.

Teammanager Graham Watson gibt sich zuversichtlich: "Wir werden mit den Spitzenteams kämpfen. Das ist der Grund, warum wir Rennen fahren." Dieses Jahr will man zumindest mit Sauber und Force India kämpfen. "Toro Rosso können wir wahrscheinlich nicht einholen. Das Team macht seit dem Beginn der Testfahrten einen sehr guten Eindruck", so Jarno Trulli.

Die Fahrer Lotus setzt in seinem zweiten F1-Jahr auf Konstanz bei den Fahrern. Wie 2010 besetzen Heikki Kovalainen und Jarno Trulli die Cockpits - mit dieser Fahrerpaarung konnte Lotus immerhin im Vorjahr Virgin und HRT hinter sich lassen. Beide Piloten verfügen über jahrelange Erfahrung in der Formel 1, was angesichts der zahlreichen Neuerungen wie KERS, dem verstellbaren Heckflügel und den Pirelli-Reifen mit Sicherheit ein Vorteil ist.

T128 soll ein Schritt nach vorne sein, Foto: Sutton
T128 soll ein Schritt nach vorne sein, Foto: Sutton

Das Auto "Alles am Auto sieht so viel besser aus", jubelte Kovalainen beim ersten Anblick des T128. Doch bei den Testfahrten kämpften Trulli und Kovalainen immer wieder mit der Zuverlässigkeit ihres Boliden. "Wenn man viele neue Dinge ans Auto bringt, kann das zu Problemen mit der Zuverlässigkeit führen. Diese kann man aber im Laufe der Saison lösen", blieb Trulli trotz allem optimistisch.

Alles in allem ist der neue Bolide ein Schritt nach vorne. Das Auto verfügt nicht nur über ein neues Getriebe von Red Bull, sondern auch über einen Motor von Renault. "Das wird uns definitiv nach vorne bringen", ist Watson überzeugt. KERS wird Lotus diese Saison nicht einsetzen. Das Team hat sich dafür entschieden, mehr Ressourcen in die Aerodynamik des T128 zu investieren als in KERS. Das Hybrid-System soll allerdings im Verlauf der Saison folgen.

Saisonziel: Sauber und Force India schlagen

PRO: Für ein Team, das bislang noch keinen einzigen WM-Punkt eingefahren hat, hat sich Team Lotus hohe Ziele gesetzt - Punkte, die Etablierten wie Sauber und Force India schlagen und in ein paar Jahren Siege feiern. Dennoch könnte zumindest der erste Teil der Zielsetzung aufgehen. Lotus zeigte sich bei den Wintertests im Vergleich zu HRT und Virgin am meisten verbessert. Das Team hat zudem ein größeres Budget und eine erfahrene Technikerriege zur Verfügung, die diesmal nicht binnen weniger Monate ein Auto aus dem Boden stampfen musste. Unter diesen Vorzeichen sollten zwei ehemalige GP-Sieger wie Heikki Kovalainen und Jarno Trulli durchaus den einen oder anderen Punkt einfahren können. (Stephan Heublein)

CONTRA: Zwar befindet sich Lotus in einer besseren Verfassung als 2010, doch vor dem Team von Tony Fernandes liegt ein hartes Jahr. Es gilt nicht nur den Status Quo zu halten, sondern zu verbessern - was bedeutet, nach vorne ins Mittelfeld zu stoßen. Toro Rosso als auch Sauber werden kaum zu schlagen sein, denn beide Teams haben ein solides Auto gebaut. Force India hatte zwar Probleme bei den Tests, dennoch ist der Abstand immer noch groß. Zudem muss Lotus nicht nur nach vorne schauen, sondern auch einen Blick nach hinten werfen, denn Virgin könnte 2011 durchaus eine Bedrohung sein. (Kerstin Hasenbichler)