Beobachten, analysieren und Einschätzungen treffen, so läuft es jeden Winter, wenn die Formel 1 vor der Saison testet. Trends waren dabei bislang immer genau zu erkennen, doch Mark Webber glaubt, dass dieses Jahr zwischen dem letzten Test und dem ersten Rennen noch so viel passieren kann, dass konkrete Einschätzungen vorerst stark mit Vorsicht zu genießen sind. "Ich denke, Ferrari ist stark. Ich denke, wir sind OK. Der Rest ist schwer zu sagen. Ich habe heute Nachmittag nicht einmal die Zeiten gesehen, weil das nicht interessant ist. Man schaut auf sein Ding", erklärte er.

Unter den Top Acht

So passiere es oft, dass die Zeiten sich rasch ändern und etwa Sergio Perez eine Bestzeit fahre, die nicht einzuschätzen sei ."Ich glaube, wir werden in Melbourne unter den Top Acht sein", sagte Webber mit einem leichten Grinsen. Er gab jedenfalls noch einmal zu bedenken, was beim Testen alles eine Rolle spielt. "Man sieht den Unterschied bei der Pace, wenn jemand viel oder wenig Benzin fährt und wenn er andere Mischungen fährt. Manche haben superweich, manche weich, andere medium oder hart. Da gibt es alles und das macht bei der Rundenzeit enorm viel aus. Ein Typ kann eine Runde fahren und man denkt sich, scheiße, die sehen gut aus, aber in Melbourne sind sie dann nirgendwo."

Daher waren für ihn jegliche Prognosen vorerst einmal überflüssig. "Wir können hier jetzt viel sagen und in ein paar Wochen ist das dann wieder Müll." Daher betonte Webber auch, dass er sein Haus nicht darauf setzen würde, was im Qualifying in Melbourne passieren wird. "Ich weiß nicht, wer die beste Pace hat, keine Ahnung. Ich denke, wir sehen gut aus, aber ich kann nicht wissen, was die Roten [Ferrari] machen. Bei den Renn-Runs schauen sie gut aus, sie sind schnell."

Trockener Freitag erwünscht

Bei Red Bull war er aber auch optimistisch. Der Donnerstag in Barcelona war für ihn gut gelaufen und es hatte wieder viele Informationen in die Rechner gespült. "Das Auto war recht zuverlässig. Hoffentlich bleibt es jetzt morgen trocken und am Samstag regnet es dann", sagte er in Richtung der Teams, die am Samstag noch in Spanien bleiben werden. Webber freute sich aber dann schon darauf, wenn es in Australien ernst wird, immerhin ist das sein Heimrennen und dort will er klarerweise gut abschneiden.

Mark Webber erlebte die bislang beste Vorbereitung, Foto: Red Bull
Mark Webber erlebte die bislang beste Vorbereitung, Foto: Red Bull

"Ich will mich ja nicht selbst verhexen, aber was die Teamvorbereitung betrifft, so war das die beste Vorbereitung, die wir je vor dem ersten Teil der Saison hatten - das betrifft die Zuverlässigkeit und das betrifft auch das Verständnis für das Auto. Da waren wir gut unterwegs. Es ist aber immer noch ein weiter Weg." Gleichzeitig räumte der Australier aber ein, dass der Winter nicht perfekt war - das sei aber auch nie wirklich möglich. So hätten am Donnerstag einige Dinge besser laufen können, doch dafür gehe man auch Testen. "Wir könnten bei Leistung und Zuverlässigkeit schlechter sein. Die Leistung ist immer wichtig, denn man kann ein Auto zuverlässig machen, es ist aber nicht immer leicht, es schnell zu machen. Hoffentlich sind wir zu Beginn nicht so weit von Ferrari weg und dann schauen wir weiter."

Viele Schritte nach vorne

Vor allem die Longruns machten am Donnerstag keinen ganz so guten Eindruck wie bereits zuvor, doch Webber musste festhalten, dass Red Bull schon wisse, was man gemacht habe. "Wir haben gute Informationen. Dafür sind wir da, um Dinge zu testen und manchmal testet man Dinge, die funktionieren und ein andermal testet man Dinge, die nicht funktionieren. Manchmal macht man einen Schritt zurück und zwei nach vor. Diese Woche haben wir viele Schritte nach vorne gemacht", erklärte er.

Analysen, wonach Red Bull bei der Qualifying-Pace vorne liege, aber bei der Rennpace hinter Ferrari sei, wollte er nicht weiter kommentieren. Er sagte nur so viel: "Wir wissen, wie viele Weltmeisterschaften am Samstag gewonnen wurden und das sind nicht viele. Deswegen warten wir immer, was am Sonntag passiert. Deswegen haben wir in der Vergangenheit gut dafür gearbeitet und das wollen wir in Zukunft noch verbessern." Und selbst wenn es in Melbourne ein ungewohntes Bild geben sollte, wird die Welt für ihn nicht zusammenbrechen. "Melbourne ist eine spezielle Strecke, Malaysia ist eher eine Rennstrecke. Schauen wir. Wir sind in einem Marathon, es geht nicht nur um Melbourne. Der Marathon ist die gesamte Saison."