Noch gut einen Monat, dann startet die Formel 1 endlich wieder in die Rennsaison. Vor dem Auftakt ab dem 11. März in Bahrain erwartet die Teams noch eine Menge Arbeit. Nach den ersten offiziellen Testfahrten in Valencia stehen ab Donnerstag die Test-Sessions in Jerez auf dem Plan.

Neue Reifen, ein verstellbarer Heckflügel und die Rückkehr des KER-Systems - Ingenieure und Fahrer müssen sich an zahlreiche Änderungen gewöhnen, die die neuen Regularien der FIA mit sich gebracht haben. Deshalb lag der Fokus in Valencia vornehmlich darauf, sich mit den neuen Gegebenheiten vertraut zu machen. Nicht die Jagd nach Zeiten, sondern Systemchecks zur Auto-Entwicklung standen im Fokus.

Dank Ölleck: Feuriger Felipe Massa in Valencia, Foto: Sutton
Dank Ölleck: Feuriger Felipe Massa in Valencia, Foto: Sutton

In Jerez sieht das schon ganz anders aus: Der Circuit Permanente de Jerez gilt als erster Gradmesser für die anstehende Saison. Während die Testzeiten der Vorwoche nur wenig Aufschluss boten, kann man sich nach den Sessions in Jerez bereits ein genaueres Bild über die Stärken der Teams machen.

Eine interessante Frage der viertägigen Fahrten: Wie verhalten sich die neuen Pirelli-Reifen? Valencia bot relativ wenig Aussagekraft, da der Kurs äußerst reifenschonend angelegt ist. Trotzdem wurde schnell klar, dass die neuen Pneus verschleiß-freudig sind. Jerez stellt eine wesentlich härtere Prüfung für die Pirellis dar - die schnellen Kurven und der aggressive Asphalt werden zeigen, mit wie vielen Boxen-Stopps während der Rennen zu rechnen ist.

Wer übernimmt Kubicas Cockpit?

In Valencia waren zahlreiche Teams mit leicht modifizierten Vorjahres-Autos angetreten, für Jerez gibt es keine Ausreden mehr: Sämtliche Mannschaften bringen ihre neuen Boliden mit nach Südspanien. Die Ausnahme bildet HRT. Die Spanier ziehen es vor, für Filmaufnahmen für Pirelli in Monza vor der Kamera zu stehen.

Aus traurigem Anlass steht vor allem Lotus Renault im Blickpunkt. Nach dem tragischen Unfall von Robert Kubica bei einer italienischen Rallye rätselt die Motorsport-Welt, wer den Polen ersetzen wird. Sicher ist: Nummer-zwei-Fahrer Vitaly Petrov sitzt im Cockpit, mit Romain Grosjean und Bruno Senna stehen zwei potente Ersatzfahrer bereit. Grosjean ist allerdings in der GP2-Asia-Serie unterwegs und wird bei den Tests nicht anwesend sein. Doch aus Renault-Kreisen hörte man bereits, dass das Team nach einem externen Ersatz für Kubica sucht. Die Rolle wird wohl Nick Heidfeld einnehmen. Renault gab bekannt, dass der Deutsche am Wochenende ins schwarz-goldene Cockpit steigt.

Mit viel Tamtam wurde der MP4-26 in Berlin vorgestellt, Foto: Sutton
Mit viel Tamtam wurde der MP4-26 in Berlin vorgestellt, Foto: Sutton

Renault überraschte die Konkurrenz mit einem revolutionären Abgas-System, das vor den Seitenkästen endet und für mehr Abtrieb sorgen soll. Kubica schaffte am dritten Tag die Bestzeit in Barcelona - das System scheint sich zu bewähren. Das haben auch einige Teams erkannt und springen wohl auf den Auspuff-Zug auf. Bei der McLaren-Präsentation in Berlin verhüllte das Team kurzerhand seine Abgas-Lösung, doch in Jerez fällt der Vorhang. Dazu wird sich zeigen, wie effektiv der innovative U-förmige Seitenkasten der Briten ist.

Alonso froh über konservativen Ferrari

Bei den Top-Teams Red Bull und Ferrari hielten sich die großen Veränderungen noch in Grenzen. "Wir haben den traditionellen Ferrari und ich bin froh, über unseren gewählten Weg", verteidigte Fernando Alonso das konservative Design des F150. Sebastian Vettel erzielte am ersten Testtag in Valencia die Bestzeit, Alonso zog einen Tag später nach. Im Vordergrund stand allerdings das Abspulen von Runden, um sich an die Pirelli-Reifen zu gewöhnen und weitere Daten zu sammeln.

Mercedes-Sportchef Norbert Haug kann sich nicht vorstellen, dass die beiden Teams in Jerez mit weltbewegenden Neuerungen aufwarten - gleiches gilt für die Silberpfeile. Damit rechnet er eher bei den folgenden Test-Sessions: "Wir werden in Barcelona und Bahrain die Dinge sehen, die ich als wirkliche Leitungssprünge bezeichnen würde und ich denke, dass das bei Ferrari und Red Bull genau so sein wird." In Valencia stand für Michael Schumacher und Nico Rosberg vor allem Basisarbeit auf dem Plan, Zeiten waren zweitrangig. Deshalb war der Tank des MGP W02 auch ordentlich gefüllt.

Gleiches galt für die Teams um Williams, Sauber, Toro Rosso und Force India. Der Umgang mit dem verstellbaren Heckflügel und die neuen Reifen standen im Vordergrund. "Ich fühle mich im Auto viel wohler, nachdem ich KERS und den neuen Heckflügel getestet habe", gab Williams-Neuling Pastor Maldonado nach mehr als 100 problemfreien Runden zu.

Lotus setzt sich zum Ziel, auf dem 4,428 Kilometer langen Kurs in Jerez mehr Runden abzuspielen, als bei der ersten Test-Session. In Valencia schaffte das Team nur 53 Runden, Probleme mit der Servolenkung sorgten für ungeplanten Aufenthalt in der Boxengasse.

Jerez - der erste Gradmesser für die anstehende Saison. Viele der noch offenen Fragen werden beantwortet werden, wenn die Teams vier Tage lang die Reifen qualmen lassen, bevor es dann am 18. Februar in Barcelona weiter geht.