Ist die Saison 2011 ein entscheidendes Jahr für das Team?
Franz Tost: Wir gehen mit Toro Rosso in unsere sechste Formel-1-Saison. In den vergangenen fünf Jahren haben wir uns stetig weiterentwickelt, obwohl wir alles quasi aus dem Nichts erschaffen mussten. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Zukunft rosig wird und wir eine gute Saison 2011 fahren werden. Wir bauen auch unsere Infrastruktur aus. In einem Formel-1-Team herrscht immer Bewegung, also muss man immer ein Auge darauf haben, dass man sich kontinuierlich in jedem Bereich entwickelt. So haben wir zum Beispiel neue Leute für die Aerodynamik-Entwicklung in Bicester engagiert. Dort schieben wir aktuell zwei Schichten im Windkanal. In Faenza haben wir, gerade in der Produktionsmannschaft, mehr Leute eingestellt. Das stimmt mich für die anstehende Saison optimistisch.

Viele Regeln wurden geändert, manche davon, um das Überholen zu erleichtern. Was versprechen Sie sich im Allgemeinen von der neuen Saison?
Franz Tost: Die wichtigsten Regeländerungen im Hinblick aufs Überholen sind der verstellbare Heckflügel und KERS. Die Regeln besagen, wenn ein Fahrer innerhalb einer Sekunde hinter dem Vordermann fährt, darf er den Heckflügel justieren. Das bedeutet, dass er zum Ende einer langen Gerade hin zehn bis 15 km/h schneller ist als sein Konkurrent. Das sollte ihm ermöglichen, zu überholen. Ob das bei den Rennen so eintreten wird, wissen wir noch nicht. Zum KER-System: Natürlich wird es die Performance während der Qualifyings steigern, wohl um drei bis vier Zehntel. Es wird sich positiv auf den Rennstart auswirken, zudem auf die Beschleunigung des Fahrers, wenn er aus einer langsamen Kurve herausfährt. Ich denke, dass wir mit diesen beiden Systemen mehr Überholmanöver sehen werden. Ich muss allerdings sagen, dass wir auch 2010 einige sehr gute Überholmanöver und eine sehr spannende Saison gesehen haben. Ich freue mich auf die anstehende Saison. Dann werden wir ja sehen, ob die Neuerungen zu mehr Überholaktionen führen oder nicht.

Es wird die längste Saison aller Zeiten mit 20 Rennen im Kalender. Wie plant das Team, 2011 anzugehen?
Franz Tost: Wir haben die Anzahl der Mechaniker erhöht, dazu gibt es neues Personal im Elektronik-Bereich. Ich sehe keine größeren Probleme am Beginn der Saison. Doch zum Schluss hin - das letzte Rennen steigt Ende Oktober - wird das bedeuten, dass wir mit den organisatorischen Arbeiten für 2012 bereits viel früher beginnen müssen, vielleicht schon im September oder Oktober. Wir verlieren den kompletten November, wo man normalerweise Restrukturierungs-Prozesse und anderes, womit man sich am Ende der Saison beschäftigen muss, in Angriff nimmt. Ich persönlich freue mich auf jede neue Saison, weil ich gern zu den Rennen fahre. Ich habe kein Problem mit den 20 Rennen - es könnten sogar noch mehr sein!

Was erwarten Sie sich von Ihren beiden Fahrern?
Franz Tost: Ich erwarte von beiden eine gute Performance: Sebastien Buemi geht in seine dritte Saison bei uns, er sollte den richtigen Takt gefunden haben und genügend Erfahrung besitzen, um gute Rennen abzuliefern. Es hängt aber auch davon ab, wie gut das Auto läuft. Jaime Alguersuari geht in seine zweite volle Saison. Auch von ihm erwarte ich mir eine Leistungssteigerung. Wenn er seinen Trend bestätigt, sich von Rennen zu Rennen zu steigern und zum Ende der Saison gute Performances abzuliefern, dann erwarte ich eine gute Saison für uns. Wir wollen die Lücke zu den Teams vor uns schließen.

Toro Rosso ist Red Bulls Junior-Team und verfolgt das Ziel, gute Fahrer hervorzubringen. Was halten Sie davon, dass Daniel Ricciardo das Team als Freitagsfahrer unterstützt?
Franz Tost: Ich freue mich, dass aus dem young Red Bull Driver Pool mit Ricciardo ein weiterer hochtalentierter Fahrer zu uns kommt. Er hat jüngst gute Leistungen abgeliefert und ich denke nicht, dass er als Freitagsfahrer zusätzliche Arbeit macht. Er wird sämtliche Strecken kennen lernen und sich an die Formel 1 gewöhnen. Davon abgesehen, verschafft uns das die Möglichkeit zu sehen, wo unsere anderen beiden Fahrer stehen. Ich denke, dass Toro Rosso in dieser Hinsicht gute Arbeit leistet - das hat man bei Sebastian Vettel gesehen.

Fassen Sie bitte Ihre Hoffnungen und Ängste für die anstehende Saison zusammen.
Franz Tost: Üblicherweise habe ich keine Angst, das ist mein Naturell. Die erste Hoffnung ist, dass wir gute Leistungen zeigen mit einem guten, wettbewerbsfähigen Auto. Davon abgesehen, müssen die Fahrer und das Team einen guten Job machen. Und wenn all diese Komponenten zusammenfinden, bin ich überzeugt, dass wir eine gute Saison fahren und die Lücke zur direkten Konkurrenz schließen können.

Sind sie aufgeregt, wenn Sie an den Start der neuen Saison denken?
Franz Tost: Ja, ich freue mich. Während des Winters nicht fahren zu können, ist ein dummer Zeitverlust.