Vier Tage lang schwitzten die Piloten des Sauber F1 Teams unter medizinischer und sportlicher Betreuung im Sportzentrum Kerenzerberg oberhalb des Walensees im Schweizer Kanton Glarus. Der Japaner Kamui Kobayashi bereitet sich auf seine zweite komplette F1-Saison bei Sauber vor. Sergio Pérez sieht seinem Debüt in der Formel 1 entgegen. Landsmann Esteban Gutièrrez musste als Ersatzfahrer des Teams ebenfalls seine Fitness unter Beweis stellen.

"Das Programm ist als Regelkreis ausgelegt. Drei Mal im Jahr analysieren wir die Konstitution unserer Fahrer, definieren Ziele und Programme und trainieren gemeinsam", erklärt Markus Angst, der dafür zusammen mit Teamarzt Dr. Urs Kitschmann, Sportwissenschaftlerin Coni Angst und Physiotherapeut Joseph Leberer verantwortlich zeichnet. Die Anforderungen an einen Formel-1-Piloten sind vielfältig. Entsprechend abwechslungsreich ging es zu im Trainingslager.

Verschiedene Leistungstests

Nach eingehenden medizinischen und physiotherapeutischen Untersuchungen absolvierten die Fahrer im "MoveMed", einem Swiss Olympic Medical Center, verschiedene Leistungstests zur Ermittlung ihrer Ausdauer, Kraft und Koordinationsfähigkeit. Im Zentrum stand dabei die Überprüfung der Ziele für das Wintertraining. Während eines Rennens wirken Maximalkräfte von über 5 g auf die Piloten. Dazu müssen die Fahrer permanente Erschütterungen aushalten und Cockpit-Temperaturen von teilweise bis 50°C - kein Vergnügen in feuerfester Unterwäsche und feuerfesten Overalls.

Unter diesen Bedingungen muss der Fahrer seine Konzentration über 90 Minuten optimal aufrecht erhalten. Er muss auch in der letzten Runde noch jederzeit binnen Sekundenbruchteilen richtig auf alle Eventualitäten reagieren können. Die durchschnittliche Herzfrequenz eines Piloten während eines Rennens liegt je nach Strecke und äusseren Bedingungen bei 160 bis 180 Schlägen in der Minute.

Kraft, Ausdauer, Koordination ...

Die Trainingseinheiten des Programms zielten deshalb auf Kraft, Ausdauer, Koordination, Reaktionszeit, Konzentrationsfähigkeit und Teamarbeit. Im Krafttraining geht es darum, dass die Fahrer den Lasten und Kräften, die in einem rund anderthalb Stunden dauernden Rennen auf sie wirken, standhalten können. Das Ausdauertraining in der Schweiz beinhaltete Ski-Langlauf, Bergsteigen mit Schneeschuhen und eine Nachtwanderung sowie eine Unternehmung, die durchaus auch Mut erfordert: Das Klettern im Eis eines gefrorenen Wasserfalls.

In vielen der trainierten Disziplinen spielten auch die koordinativen Fähigkeiten eine zentrale Rolle. In anderen Übungen ging es um Reaktionszeiten. Markus Angst weiss: "Auch die Zeit, die vergeht, bis ein Reizempfang eine Handlung auslöst, ist trainierbar. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht." Konzentrationsstrategien sind ein weiteres wichtiges Thema, das insbesondere im Qualifying zum Tragen kommt. Es gilt, unter enormem Leistungsdruck die optimale Spannung aufzubauen - nicht so hoch, dass sie an Nervosität grenzt, aber hoch genug, um maximal aufnahme- und leistungsfähig zu sein.

In dieser Trainingseinheit schossen die Fahrer scharf - mit 9-Millimeter-Pistolen, um genau zu sein - Kobayashis Lieblingsdisziplin."Wir hatten einen sehr guten Instruktor, und es war klasse zu versuchen, das gut zu machen. Generell muss ich zugeben, dass ich den Winter nicht besonders mag, mir ist Wärme lieber. Aber das ist egal: Es war ein richtig hartes Programm, und es war gut, es zu absolvieren. Wir hatten eine lange Pause, und die Saison beginnt schon bald - es ist Zeit, wieder loszulegen, und ich fühle mich fit", so der Japaner.

Pérez sagte nach seinem ersten Fitness-Camp mit dem Team: "Wir haben hart gearbeitet, und ich bin ganz zufrieden mit meiner Form. Ich habe alle Übungen genossen, am meisten aber das Eisklettern im Wasserfall und Ski-Langlauf. Für mich war es sehr wichtig und richtig schön, Zeit mit meinen neuen Teamkollegen zu verbringen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen." Für Gutièrrez war es bereits das zweite Fitness-Camp. "Es war großartig, dass so viele neue und unterschiedliche Trainingseinheiten auf dem Programm standen. Ich habe Sachen gemacht, die ich noch nie in meinem Leben ausprobiert hatte, und das war sehr interessant", sagte er.